
Können wir Babys zu viel Liebe schenken? Können wir Babys schon verwöhnen? "Nein!" sagt das Gefühl der meisten Mütter. "Ja!", sagen - meist ältere - Verwandte. Da fallen dann Sätze wie: "Früher haben wir kein solches Tamtam um die Kinder gemacht" oder "Nimm es nicht ständig hoch, sonst lässt es sich später von dir in die Schule tragen!" Mütter wollen das Beste für ihr Baby - und schenken ihrem Baby intuitiv ganz viel Liebe. Zu viel Baby-Liebe gibt es laut Experten nicht: "Ein Baby kann man in den ersten drei Monaten nicht verwöhnen. Es braucht Eltern, die sofort und zuverlässig auf sein Schreien reagieren. Das ist die Basis, um vertrauensvoll ins Leben zu starten", erklärt Professor Manfred Cierpka, Direktor des Heidelberger Instituts für Kooperationsforschung und Familientherapie.
Kinder, deren Eltern sich so verhalten, machen die wichtige Erfahrung: Es gibt einen sicheren Hafen. Wenn ich mich unwohl fühle, kommt mir jemand zu Hilfe. "Verglichen mit nahezu allen Tierkindern kommen Menschenkinder drei Monate zu früh auf die Welt", sagt Cierpka. Sie atmen zwar schon eigenständig, sind aber noch darauf angewiesen, dass ihr Bedürfnis nach Nahrung, Nähe und Wärme wie im Mutterleib prompt befriedigt wird. Das ändert sich erst mit dem vierten Monat."
Babys lernen also nur Geduld, wenn zunächst ihre Eltern Geduld mit ihnen haben. Das belegt auch die Erfahrung, die Cierpka in seiner Eltern-Säuglingssprechstunde macht: Schreibabys werden allmählich ruhiger, wenn ihre Eltern stets prompft auf ihre Signale reagieren.