Nur mal drei oder vier Stunden am Stück schlafen – das wäre doch schön! Eltern eines Babys kennen das Dilemma des ständigen Schlafmangels. Irgendwann stellt sich jeder die Frage: Ab wann schlafen Babys durch?
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Als Mama eines einjährigen Sohnes befinde ich mich selbst gerade in der Phase, in der ich mich täglich frage: Wann wird er wohl endlich durchschlafen? Doch auch meine große Tochter hat es irgendwann geschafft, was mich hoffen lässt. Wie bei allem haben Kinder auch beim Thema Durchschlafen ihr eigenes Entwicklungstempo. Und das lässt sich nicht durch äußere Einflüsse beschleunigen. Es gibt trotzdem einige Dinge, die Eltern für einen ruhigeren Schlaf tun können.
Wie viel kann euer Baby schlafen?
Ein wesentlicher Grund für die nächtliche Unruhe bei Neugeborenen ist, dass sie keinen Tag-Nacht-Rhythmus haben. In den ersten zwei, manchmal auch drei Monaten schlafen die allermeisten so weiter, wie sie es in den vier Wochen vor der Geburt getan haben. Das heißt, sie wachen alle zwei bis vier Stunden auf, bleiben dann eine halbe bis zu zwei Stunden wach und schlafen wieder ein.
Durchschnittlich 16 Stunden Schlaf verteilen sich so über den Tag, es können aber auch nur zwölf oder sogar 20 Stunden sein. Doch dieser Schlaf verläuft bei Babys ganz anders als bei Erwachsenen. Vor mehr als 40 Jahren entdeckten amerikanische Schlafforscher, dass wir uns beim Schlafen keineswegs in einem gleichförmigen Dämmerzustand befinden, sondern zwischen zwei Schlafwelten wandeln: dem ruhigen Tiefschlaf und den aktiven Traumphasen.
Bei letzteren Phasen ist der Schlaf leichter und wir bewegen unter den geschlossenen Lidern sehr schnell unsere Augen. Auf Englisch heißt das "rapid eye movement" daher auch die wissenschaftliche Abkürzung REM-Phase. Während der Nacht wechseln sich Traum- und Tiefschlaf mehrmals ab. Das gilt für Erwachsene genauso wie für Babys, und doch gibt es zwei entscheidende Unterschiede:
- Babys haben kürzere Schlafzyklen: Bei Erwachsenen dauert es zwischen 90 und 120 Minuten, bis sich eine Schlafphase wiederholt; für Babys gibt die innere Uhr einen 50-Minuten-Takt vor. Beim Übergang zwischen den einzelnen Phasen ist unser Schlaf immer besonders leicht. In diesen kurzen "wachen" Momenten checken wir unbewusst, ob alles in Ordnung ist. Babys tun dies aufgrund der kürzeren Schlafphasen doppelt so häufig, deshalb wachen sie öfter auf.
- Babys träumen mehr: Neugeborene verbringen die Hälfte ihres Schlafes mit Träumen, wir Erwachsenen dagegen höchstens 25 Prozent. Damit passt sich der Schlaf den jeweiligen Entwicklungsstufen an. In den REM-Phasen werden nämlich die täglichen Reize verarbeitet. Weil Babys und Kinder naturgemäß mit vielen neuen Informationen konfrontiert werden, brauchen sie für deren Bewältigung auch viel Traumzeit.
Was könnt ihr für einen ruhigeren Schlaf eures Babys tun?
Ihr könnt den Prozess des Durchschlafens zwar nicht beschleunigen, wohl aber gute Bedingungen schaffen, dass euer Kind ruhiger schläft. Diese 4 Tipps können euch dabei helfen:
- Den Tag-Nacht-Rhythmus deutlich machen: Signalisiert eurem Baby, dass nachts das Leben Pause macht: gedämpftes Licht beim Stillen, Fläschchen geben und Wickeln, wenig Ansprache und keine nächtlichen Spaziergänge durch die Wohnung. Tagsüber darf es dagegen von Anfang an lebhafter sein. Ihr müsst nicht auf Zehenspitzen gehen, wenn das Baby schläft. Die Geräuschkulisse beruhigt und zeigt dem Baby außerdem, dass jeder Tag zwei Phasen hat. Das unterstützt die Entwicklung des Tag-Nacht-Rhythmus, der seine Impulse auch von Helligkeit und Dunkelheit bekommt.
- Ein Einschlafritual etablieren: Zum Tag-Nacht-Rhythmus gehört es auch, dass ihr eure Kinder sanft auf das Einschlafen einstimmt. Wenn der Tag in einem immer gleichen Ritual endet, das ruhig und entspannt ist, verbinden Babys und Kinder etwas Schönes mit dem Einschlafen. Und kein Muss oder etwa eine Strafe. Jede Familie kann ihre eigenen Rituale entwickeln. Wichtig ist nur, dass es in der Stunde vor dem Zubettgehen ruhiger zugeht. Noch wichtiger: Wie immer euer Ritual aussieht – euer Baby wird sich daran gewöhnen und danach verlangen. Überlegt deshalb von Anfang an, ob ihr das Ritual auch für die ersten Jahre leisten könnt und wollt. Wer seinem Baby die Flasche oder Brust anbietet oder sich beim Einschlafen dazulegt, gewöhnt sein Kind auch daran. Das Baby wird auch zukünftig nicht ohne diese Hilfen einschlafen und durchschlafen wollen. Das kann für die einen Eltern schön und gemütlich sein, für andere stressig.
- Ans eigene Bettchen gewöhnen: Es ist natürlich kein Muss – und jede Familie entscheidet letztlich für sich selbst, ob sie sich wohler in einem Familienbett oder mit separatem Kinderbett fühlt. Ein Beistell- oder Kinderbett, das neben dem eigenen Bett steht, kann jedoch den Vorteil haben, dass ihr euch nicht gegenseitig aufweckt. Für ein Baby oder Kleinkind kann es zudem ein Rückzugsort sein, der ihm Sicherheit und Ruhe gibt. Da das Risiko des Plötzlichen Kindstodes in den ersten sechs Monaten am höchsten ist, ist es sinnvoll, sein Baby in dieser Zeit noch im Kinder- oder Beistellbett im Schlafzimmer schlafen zu lassen.
- Das Baby sich selbst beruhigen lassen: Alle Kinder wachen nachts auf. Ein kurzer Seufzer, ein leises Wimmern machen uns darauf aufmerksam. Mit etwas Erfahrung werdet ihr merken, ob euer Baby auch ohne Hilfe gleich wieder weiterschläft oder ob es euer Eingreifen braucht. Wenn Eltern beim ersten Geräusch eingreifen, kann es passieren, dass sie das Baby dann erst aufwecken. So lernt es, dass es von anderen beruhigt und wieder in den Schlaf gestreichelt wird, anstatt allein über die kurze Wachphase hinwegzukommen. Erfahrene Eltern wissen, dass es nicht immer leicht ist, diese Ratschläge zu beherzigen und dass sie auch nicht immer funktionieren. Folgt dann ruhig eurer Intuition und streichelt, tragt und stillt das Kind nach Herzenslust: Regeln sollen helfen, nicht belasten!
Ab wann schlafen Babys durch?
Bis zu einem Alter von sechs Monaten hat ein Baby seinen Schlaf-Wach-Rhythmus auf den Tag-Nacht-Wechsel abgestimmt. Manche Babys und Kleinkinder können dann in der Nacht circa sechs bis acht Stunden "durchschlafen". Was nichts anderes bedeutet, als dass eure Kinder allein wieder einschlafen können. Andere Babys machen häufiger auf sich aufmerksam und benötigen ihre Eltern zur Beruhigung. Meist bedeutet das Aufwachen nicht per se Hunger, sondern ist eine Orientierungsreaktion. Tatsächlich wachen auch Kleinkinder – manchmal bis zu einem Alter von fünf Jahren – nachts regelmäßig auf, oft sogar mehrmals. Immer beim Wechsel der Schlafphasen. Wer einen besonderen unruhigen Schläfer hat, sollte sich irgendwann aber folgende Frage stellen.
Warum schläft mein Kind unruhig?
Das Baby schläft unruhig? Dann könnt ihr als Eltern auf Ursachenforschung gehen. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die den Schlaf verschlechtern können. Häufige Gründe sind etwa:
- Es ist zu warm oder zu kalt: Im Schlafzimmer sollten zwischen 16 und 19 Grad sein. Zugegeben, diese Temperatur ist im Sommer eher schwierig zu halten. Achtet also darauf, dass der Schlafsack zur Jahreszeit passt und der Nacken immer warm ist.
- Das Baby zahnt oder hat Schmerzen: Ein Thema, was in den ersten zwei Jahren leider ununterbrochen auftaucht. Im Zweifel sind es immer die Zähne… oder Bauchschmerzen.
- Euer Kind hatte zu viel Besuch: Selbst für uns Erwachsene ist Besuch mitunter anstrengend. Kein Wunder, dass Babys und Kinder oft schlechter ein- und durchschlafen, wenn sie am Tag viel erlebt haben. Sie müssen die Informationen schließlich verarbeiten, die auf sie eingeprasselt sind.
- Die Schlafumgebung ist zu hell, dunkel, laut oder leise: Hier sind die Eltern gefragt. Manche Kinder schlafen am besten in stockdunklen Zimmern, andere Kinder mögen ein kleines Licht im Raum. Auch die Geräuschkulisse sollte an die Wünsche des Kindes angepasst werden. Manche Babys und Kleinkinder schlafen besser mit einem Hintergrundrauschen.
Ihr beachtet all diese Dinge – und das Baby wird trotzdem stündlich in der Nacht wach? Dann lasst euch gesagt sein: Das ist alles nur eine Phase, die vorüber geht. Versprochen!
Quellen:
Kindergesundheit-info.de: Wann Babys einschlafen und durchschlafen
Dgkj.de: „Mein Kind schläft nicht": Wie viele Stunden Schlaf braucht ein Kind?