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Engelslächeln Wenn Babys lächeln...

Neugeborenes lächelt im Schlaf
© sippakorn / iStock
...geht uns Erwachsenen das Herz auf. Vielleicht, weil Erwachsene nur 15 Mal am Tag lächeln – Kinder bringen es auf 400 Mal. Hier erfährst du, was es mit dem sogenannten Engelslächeln auf sich hat. Und wir besprechen mit Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin Doris Heueck-Mauß, warum Lachen so wichtig ist.

Artikelinhalt

Auf einen Blick

  • Babys lächeln schon im Mutterleib, was manchmal sogar im Ultraschall zu sehen ist.
  • Das sogenannte Engelslächeln ist ein unbewusstes Lächeln, das oft im Schlaf auftritt.
  • Mit sechs bis acht Wochen beginnen Babys, freundliche Gesichter anzulächeln.
  • Bewusstes, gezieltes Lächeln entsteht bei Babys zwischen dem sechsten und achten Monat.
  • Zum Ende seines ersten Lebensjahres kann ein Baby aus freudiger Erwartung lachen.

Was ist das Engelslächeln?

Babys lächeln schon im Mutterleib. Wenn du Glück hast, kannst du es sogar auf den Ultraschallbildern erkennen. Ärzte gehen allerdings davon aus, dass es sich bei diesem Lächeln um Muskelkontraktionen handelt. Diese lassen Eltern auch in den ersten Wochen nach der Geburt dahinschmelzen, wenn das Baby im Schlaf sein Engelslächeln – auch Vor- oder Reflexlächeln genannt – zeigt. Auch hier handelt es sich nicht um bewusstes Lächeln. Traurig musst du darüber aber nicht sein. Dein Baby übt jetzt gerade im REM-Schlaf (hier tritt das Engelslächeln am häufigsten auf) das, was es später ganz freiwillig macht: das Lachen.

Baby lächelt mit offenem Mund
© fotostorm / iStock

Ab wann lachen Babys bewusst?

Wenn dein Baby beim Lachen die Augen zusammenkneift, dann lacht auch dein Eltern-Herz vor Freude. Es geschieht zum ersten Mal zwischen der sechsten und der achten Woche, wenn die Wachphasen länger werden. Allerdings wird jetzt noch alles angestrahlt, was zwei Augen hat: Egal, ob Mama, Papa, die entfernte Großtante oder im Zweifelsfall sogar der Teddy. Allgemeines oder unspezifisches Lächeln heißt es deshalb auch. Ein Gegenüber ist aber auf jeden Fall wichtig! Deshalb gilt: Lächle dein Baby an, beim Wickeln, beim Stillen, beim Spielen – es wird immer öfter zurückstrahlen.

Im sechsten bis achten Monat ist dein Baby nicht nur körperlich gewachsen – auch kognitiv ist es gereift. Es kann nun zwischen vertrauten und weniger vertrauten oder fremden Menschen unterscheiden und sein Lächeln schenkt es vor allem seinen engsten Bezugspersonen. Wer das ist, hängt natürlich von der Lebenssituation ab: Krippenkinder strahlen auch ihre Erzieherin an, Kinder in der afrikanischen oder asiatischen Kultur haben womöglich viele Vertraute – Mama, Oma, Tante, den großen Bruder. Umgekehrt kann es jetzt auch Tränen geben – wenn sich nämlich ein Gesicht nähert, das dem Baby nicht vertraut vorkommt, obwohl es Tante Birgit ist, die doch vor vier Wochen schon mal da war: Das sogenannte Fremdeln hat begonnen.

Wie aufregend: Lachen als Ventil 

Was ist der größte Vertrauensbeweis deines Babys? Wenn es sich von dir in eine aufregende Situation bringen lässt: Reiten wie Old Shatterhand auf Mamas Knien – das bringt dein Baby sogar zum Glucksen, wenn es fast abgeworfen wird. Fliegen wie ein Propellerhubschrauber in Papis Armen? Keine Angst vor der Bruchlandung! Auch wenn es kurz so aussieht, als würde dein Baby schreien oder weinen wollen – wenn es merkt, dass die Gefahr gleich wieder vorbei ist, wird es befreit lachen und prusten: Das ist ja gar nicht gefährlich, das macht Spaß! Trotzdem: Schreien und Lachen liegen rein physiologisch gesehen nah beieinander. Beide Reaktionen entstehen aus rasch aufeinanderfolgenden Atemstößen. Und danach ist es einfach herrlich, sich in der Sicherheit von Mamas und Papas Armen zu wiegen.

Mutter-spielt-mit-Baby
© fizkes / iStock

Lachen in freudiger Erwartung

Zwar ist die Berührung beim Kitzeln, rein körperlich gesehen, eigentlich eher unangenehm. Aber zu kitzeln und das Kitzeln zuzulassen ist Beweis für gegenseitiges Vertrauen und Sympathie – und beides wird dabei noch verstärkt, haben Forscher aus den USA bestätigt. Und damit den Grund geliefert, warum dein Baby kleine Kitzelspiele am Bauch oder das kleine Mäuschen, das an der Nase wackelt und in die Ohren reinguckt, lieben wird. Zum Ende seines ersten Lebensjahres kann das Baby auch schon vertraute Handlungen oder Worte mit bestimmten Folgen verknüpfen. Wenn also Mamas Hand wie ein Mäuschen den Bauch nach oben trappelt, weiß es: Jetzt kommt bestimmt gleich das Kitzeln! Und schon geht’s los mit dem Lachen!

Lese-Tipp: Ab wann lachen Babys bewusst? Hier erfährst du mehr dazu und bekommst Tipps, wie du dein Baby zum Lachen ermuntern kannst!

Interview mit der Diplom-Psychologin Doris Heueck-Mauß: Warum Lachen so wichtig ist

Frau Heueck-Mauß, ist Lachen angeboren oder anerzogen?
Beides. Auch von Geburt an blinde Kinder zeigen das Vorlächeln. Allerdings ebbt es in den ersten Lebensmonaten ab – während sehende Kinder dann immer öfter lächeln. Denn ein menschliches Gesicht und vor allem einen lachenden Mund zu sehen und nachzuahmen, das ist das Entscheidende. Auch eine lachende Gesichtsattrappe löst nach den ersten Wochen ein unspezifisches Lächeln aus. Aber eben nur kurz. Denn das Baby braucht den menschlichen Bezug, einen liebevollen Austausch.

Was passiert, wenn dieses Gegenüber fehlt, eine Mutter zum Beispiel depressiv ist  und sonst niemand für das Kind da ist?
Dann besteht die Gefahr, dass auch das Baby depressiv wird. Der österreichische Psychoanalytiker René Spitz hat nach dem Zweiten Weltkrieg dazu ein bahnbrechendes Experiment gemacht: Kinderschwestern in einem Waisenhaus sollten die elternlosen Babys zwar liebevoll, aber mit Mundschutz versorgen, sodass ihr Lächeln nicht zu sehen war. Die Folge: Nach einigen Wochen stellten die Kleinen ihr Lächeln komplett ein. Spitz brach das Experiment sofort ab.

Lachen steht in engem Zusammenhang mit einem gesunden Selbstvertrauen durch eine sichere Bindung

Lässt sich Verpasstes aufholen?
Ja und nein. Mütter mit einer postpartalen Depression müssen keine Angst haben: Übernimmt in dieser Zeit zum Beispiel Papa oder Oma den Part des Lächelns und Quatschmachens – und regeneriert sich die Mama nach ein paar Monaten – bedeutet das keinesfalls einen Bruch in der Bindung. Fehlt einem Kind aber in den ersten drei Jahren komplett ein herzliches, fröhliches Gegenüber, kann kein Urvertrauen aufgebaut werden: Denn Lachen steht in engem Zusammenhang mit einem gesunden Selbstvertrauen durch eine sichere Bindung!

Bedeutet das auch, dass man an traurigen Tagen lieber ein falsches Lächeln aufsetzen soll als gar keines?
Nein, auf keinen Fall, denn Lächeln soll authentisch sein! Kinder spüren, ob wir nicht gut drauf sind, und wären verwirrt: Sollen sie ihrem Gefühl trauen oder dem Lächeln? Solche doppelten Botschaften sind fatal!

Doris Heueck-Mauß machte 1974 ihr Diplom in klinischer Psychologie an der Ludwig Maximilian Universität München. Im Anschluss absolvierte sie eine dreijährige Weiterbildung am Kinderzentrum München in Entwicklungspsychologie und Therapie von sozial- emotional gestörten Kindern. Seit 1982 ist Doris Heueck-Mauß Geburtsvorbereiterin für Paare an einer Münchner Frauenklinik und hält Vorträge im Bereich Erziehung und Entwicklung an der Münchner Volkshochschule, in Kindergärten und an Grundschulen. Als Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin verfasste sie unter anderem das Buch "Das Trotzkopfalter: Der Ratgeber für Eltern von 2- bis 6-jährigen Kindern".

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