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Die Gabe von Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmitteln in Form von Tabletten oder Tropfen wird für alle Babys ab dem Ende der ersten Lebenswoche empfohlen. Doch warum ist das eigentlich so und welche Funktionen hat das Sonnenvitamin überhaupt? Wir haben alle Antworten für euch!
Was ist Vitamin D?
Strenggenommen ist Vitamin D kein Vitamin, sondern ein Steroidhormon. Denn unser Körper kann es – im Gegensatz zu anderen Vitaminen – mithilfe von Sonnenlicht selbst herstellen. 80 bis 90 Prozent des Bedarfs an Vitamin D werden durch UV-B-Strahlen über die Haut gebildet – daher wird es häufig auch Sonnenvitamin genannt. Über die Nahrung werden hingegen nur 10 bis 20 Prozent aufgenommen. Die Bezeichnung Vitamin D fasst eine Gruppe fettlöslicher Steroidhormone zusammen: die sogenannten Calciferole. Die bekanntesten und wichtigsten Vertreter dieser Gruppe sind Vitamin D3 (Cholecalciferol) und Vitamin D2 (Ergocalciferol).
Die Hauptaufgabe von Vitamin D ist die Knochenmineralisation: Es fördert die Bildung und Reifung von Knochenstammzellen sowie die Aufnahme von Kalzium und Phosphat – all dies sorgt dafür, dass die Knochen eures Babys hart und stabil werden und auch möglichst lange bleiben. Außerdem ist Vitamin D an vielen anderen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt und hat Einfluss auf die Steuerung von Genen. Aus diesem Grund wird vermutet, dass Calciferole vor chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck oder sogar vor Krebserkrankungen schützen können. Diese Annahmen sind zurzeit allerdings noch nicht ausreichend belegt.
Warum ist Vitamin D für Babys besonders wichtig?
Babys haben in den ersten zwölf Lebensmonaten einen erhöhten Bedarf an Vitamin D, da sich ihre Knochen noch im Aufbau befinden. Kommt es im Säuglingsalter zu einem Mangel an Vitamin D, kann dies Auswirkungen auf die Knochenmineralisation eures Babys haben: Die wachsenden Knochen bleiben dann weich und biegsam, statt wie gewünscht auszuhärten. Im Extremfall droht eine Rachitis: Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Störung des Knochenstoffwechsels. Und diese kann zu einer ganzen Reihe an unschönen Symptomen führen:
- starkes Schwitzen sowie Unruhe und Verstopfungen
- Krämpfe aufgrund des Kalziummangels
- Verformungen der Beine (etwa O-Beine)
- Verformungen des Kopfes (sogenannter Quadratschädel)
- Muskelschwäche
- Verbreiterung der Hand- und Fußgelenke
- Verspäteter Zahndurchbruch, Defekte im Zahnschmelz oder Zahnfehlstellungen
Langfristig kann ein Mangel an Vitamin D zudem das Risiko für Osteoporose erhöhen – hierbei nimmt die Knochensubstanz mit zunehmendem Alter immer weiter ab. Das Ergebnis: Es kommt zu einer Knochenerweichung und die Knochen werden porös und brüchig.
Eine gute Versorgung mit Vitamin D ist daher nicht nur für Babys, sondern auch für Kleinkinder, Kinder und Erwachsene wichtig. Undauch in der Schwangerschaft: Hier ist der Fötus komplett vom Vitamin-D-Spiegel der Mutter abhängig, da er selbst noch keines bilden kann. Hier findet ihr alle wichtigen Informationen zum Thema Vitamin D in der Schwangerschaft und könnt nachlesen, welche Empfehlungen für werdende Mütter gelten.
Wieso werden für Säuglinge Vitamin-D-Tabletten oder Tropfen (Nahrungsergänzungsmittel) empfohlen?
Säuglinge gelten als Risikogruppe für eine Vitamin-D-Unterversorgung. Denn Säugling sollen wegen ihrer empfindlichen Haut im ersten Lebensjahr keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden und können so nicht ausreichend Vitamin D über die Haut bilden. Außerdem enthalten sowohl Muttermilch als auch Säuglingsnahrung nur geringe Mengen an Vitamin D.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) empfiehlt daher, Babys ab dem Ende der ersten Lebenswoche bis zum Erreichen des zweiten Frühsommers täglich 10 bis 12 Mikrogramm (400 – 500 IE) Vitamin D zu geben. So wird laut Prof. Dr. Berthold Koletzko – Vorsitzendem der DGKJ-Ernährungskommission und Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin an der Universität München – die Knochenentwicklung eures Babys optimal gefördert und zugleich ist euer Baby vor Rachitis geschützt. Wird euer Kind älter und hält sich zunehmend in der Sonne auf, steigt auch die Eigensynthese – die Supplementierung ist nun in der Regel nicht mehr nötig.
Sorgen um mögliche Nebenwirkungen wie ein erhöhtes Allergierisiko durch die frühe Einnahme von Vitamin D müsst ihr euch nicht machen: Laut Prof. Dr. Berthold Koletzko gibt es keine Hinweise, welche die Sicherheit oder den Nutzens von Vitamin D für Babys in Frage stellen – solange ihr euch an die empfohlenen Mengen haltet.
Tropfen oder Tabletten – welches Vitamin D ist für Babys besser?
Grundsätzlich bleibt es euch überlassen, ob ihr für euer Baby lieber Vitamin-D-Tabletten oder Tropfen nutzen möchtet. Empfohlen wird von Kinderärzten und -ärztinnen jedoch meistens die Tablettenform, da die richtige Dosierung damit einfacher einzuhalten ist.
Ihr könnt die Tablette auf einem Löffel mit Muttermilch oder Säuglingsnahrung auflösen und eurem Baby so einflößen – dann besteht auch keine Gefahr, dass euer Kleines sich an der Tablette verschluckt. Oder ihr steckt die Vitamin-D-Tablette vor dem Stillen oder dem Fläschchen in die Wangentasche eures Babys, dann löst sie sich dort langsam auf. Nicht zu empfehlen ist hingegen das Unterrühren von Tabletten oder Tropfen in einer Mahlzeit, egal ob Brei oder Fläschchen. Denn um die komplette Dosis aufzunehmen, müsste diese dann vollständig aufgegessen oder ausgetrunken werden.
Ist eine Überdosierung mit Vitamin D möglich?
Nur durch die körpereigene Produktion über Sonnenbestrahlung oder die Nahrung ist eine Überdosierung nahezu möglich. Werden allerdings über einen längeren Zeitraum sehr hochdosierte (500 µg) Vitamin-D-Präparate wie Tropfen eingenommen, kann es zu einer Überdosierung mit unerwünschten Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Kopfschmerzen bis zu Vergiftungserscheinungen kommen. Wenn ihr die für Säuglinge empfohlene Dosis von 10 bis 12,5 Mikrogramm (400 - 500 Internationale Einheiten) beachtet, besteht kein Risiko einer Überdosierung. Für Kleinkinder und Kinder bis zehn Jahre gelten 50 Mikrogramm (2000 IE) pro Tag als Obergrenze.
Ab dem 2. Lebensjahr: So regt ihr die Vitamin-D-Produktion eures Kleinkindes an
Ist euer Kind dem Säuglingsalter entwachsen und hat bereits seinen zweiten Sommer erlebt, wird die prophylaktische Gabe von Vitamin-D-Nahrungsergänzungsmitteln von Fachgesellschaften wie der DGKJ nicht mehr empfohlen. Stattdessen könnt ihr mit vielen Spaziergängen und Aufenthalten an der frischen Luft dazu beitragen, dass euer Kind selbst genug Vitamin D bilden kann.
Dazu gibt es folgende Empfehlungen: Haltet euch mit eurem Kind zwischen April und September mindestens zweimal in der Woche zwischen 10 und 15 Uhr für fünf bis 30 Minuten in der Sonne auf. Dabei sollten die Arme und Beine sowie der Kopf zumindest kurzzeitig unbedeckt der Sonnenbestrahlung ausgesetzt sein. Damit könnt ihr die Eigensynthese anregen und die Vitamin-D-Speicher füllen – und damit die dunkle Jahreszeit überbrücken. Denn in unseren Breitengraden ist die Vitamin-D-Synthese nicht das ganze Jahr über möglich und im Winter sind wir auf die in unseren Fettdepots eingelagerten Reserven angewiesen.
Und auch wenn Vitamin D nur zu einem geringen Anteil über die Nahrung aufgenommen wird: Eine ausgewogene Ernährung trägt ebenfalls zu einer guten Versorgung bei. Diese Nahrungsmittel enthalten Vitamin D und kommen am besten regelmäßig auf den Speiseplan:
- Eigelb und Margarine
- fettreicher Fisch wie Hering, Aal, Makrele oder Thunfisch
- Pilze wie Pfifferlinge und Champignons
- Käse (vor allem Gouda) und Butter
Quellen:
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V.: Stellungnahme Prof. Dr. Berthold Koletzko.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Neue Referenzwerte für Vitamin D, zuletzt aufgerufen am 24.11.2022.
- Netzwerk Gesund ins Leben: Warum brauchen Säuglinge zusätzlich Vitamin D?, zuletzt aufgerufen am 24.11.2022.
- Kinder- und Jugendärzte im Netz: Vitamin-D-Mangel/ Rachitisprohylaxe, zuletzt aufgerufen am 24.11.2022.
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin: Vitamin-D-Supplementierung jenseits des zweiten Lebensjahres, zuletzt aufgerufen am 24.11.2022.