Artikelinhalt
- Was ist Clusterfeeding?
- Ist Clusterfeeding normal?
- Welchen Vorteil hat Clusterfeeding für dein Baby?
- Welchen Effekt hat das häufige Trinken auf die Mama?
- Häufiges Stillen: Verbreitete Befürchtungen
- So erleichtert ihr euch den Still-Marathon
- Was kann noch hinter dem Dauerstillen stecken?
- Verwendete Quellen
15 Minuten saugen, Brust loslassen, einschlafen, aufwachen und den nächsten Gang genießen. Und das Ganze mehrmals hintereinander. Wenn Babys clustern, machen sich viele Mütter Sorgen. Sie fürchten, dass ihr Kind beim abendlichen Dauerstillen nicht satt wird, weil sie vielleicht nicht genug Milch produzieren. Dabei ist Clusterfeeding bei ganz kleinen Babys völlig normal. Hier kommen alle Hintergründe und Tipps für einen entspannten Still-Marathon.
Was ist Clusterfeeding?
Der Begriff cluster kommt aus dem Englischen und bedeutet anhäufen, ansammeln oder sich ballen. Feeding heißt füttern oder stillen. Clusterfeeding bedeutet also, dass sich die Stillmahlzeiten des Babys stark häufen. Vielleicht kennt ihr also die Situation sehr gut, aber der Begriff dazu ist euch neu. Das Baby trinkt, wird müde und möchte nach einem kurzen Schläfchen gleich wieder an deine Brust; oft mehrmals hintereinander. Viele Mütter berichten, dass ihr Baby besonders abends „clustert“. Das Stillen in kurzen Abständen kann aber auch zu anderen Tageszeiten vorkommen. In der Regel ist das Clusterfeeding nur eine Phase in den ersten Lebenswochen. Wann sie vorübergeht, ist aber individuell sehr verschieden.
Ist Clusterfeeding normal?
Dass Säuglinge in den ersten Monaten beim Stillen zum Clusterfeeding neigen, ist völlig normal. Denn der Magen deines Babys ist noch so winzig, dass er nur ganz wenig Nahrung aufnehmen kann. Da Muttermilch aber leicht verdaulich ist, wandert sie auch schnell in den Darm – und im Magen ist wieder Platz. Dein Kind meldet sich durch das hormonell gesteuerte Hungergefühl in kurzem Abstand erneut, um für Nachschub zu sorgen. Hinzu kommt, dass das Stillen für deinen kleinen Schatz sehr anstrengend ist. Je jünger das Baby, desto mehr Pausen braucht es beim Trinken an der Brust. Da kann es schon mal passieren, dass man einschläft, obwohl man noch gar nicht satt war.
Stillberaterinnen sprechen oft davon, dass 8 bis 12 Mahlzeiten in 24 Stunden normal sind. Diese müssen sich aber nicht gleichmäßig über den Tag verteilen. Es ist völlig in Ordnung, wenn dein Baby beim abendlichen Stillen fünf kleine Mahlzeiten in eineinhalb Stunden zu sich nimmt.
Übrigens: Clusterfeeding kann auch bei Babys vorkommen, die gerade einen Entwicklungsschub durchmachen.

Welchen Vorteil hat Clusterfeeding für dein Baby?
Neben dem passgenauen Nachschub für den kleinen Magen hat das Etappentrinken noch andere Vorteile. Das häufige Anlegen regt nämlich die Milchbildung an. So sorgt das Baby mit dem gehäuften Trinken unbewusst dafür, dass auch bei der nächsten Mahlzeit genug Muttermilch in Mamas Brust ist. Denn die braucht es jetzt. Schließlich wächst das Baby in den ersten Wochen so stark wie später nie wieder.
Außerdem hat das Nuckeln an deiner Brust und deine körperliche Nähe eine beruhigende Wirkung auf dein Kind. Je länger es während des Stillens den Hautkontakt zu seiner Mutter genießen kann, desto besser. Daher kommt Clusterfeeding auch vermehrt abends vor. Es stimmt das Baby auf eine längere Schlafphase ein. Da Magen und Darm gut gefüllt sind und die Muttermilch abends schlaffördernde Substanzen enthält, stehen die Chancen nicht schlecht, dass der nächste Hunger sich erst in einigen Stunden meldet. Durchschlafen wird es allerdings noch nicht. Dafür reichen die Vorräte nach dem Clustern dann doch nicht aus.
Welchen Effekt hat das häufige Trinken auf die Mama?
Das Saugen des Babys sorgt für die Ausschüttung des Hormons Prolaktin. Es ist für die Milchbildung zuständig. Allerdings wirkt es mit einer Zeitverzögerung. Häufiges Stillen sichert somit die Milchbildung für den nächsten Tag. Natürlich macht das Baby das nicht bewusst. Die Natur hat es einfach klug eingerichtet. Daher sollte man ihr auch möglichst nicht ins Handwerk pfuschen. Durch frühes Zufüttern wird die Laktation gehemmt. Das Ergebnis: Deine Brüste produzieren weniger Muttermilch und dein Baby wird durch das Stillen allein nicht mehr satt.
Am besten verabschiedet ihr euch von der Vorstellung, das Baby nach Plan zu stillen. Falls Du das nicht ohnehin tust, hört sich das wahrscheinlich erstmal anstrengend an. Allerdings wird es vermutlich noch anstrengender, dein Baby an ein festes Still-Schema zu gewöhnen, das nicht seiner eigenen inneren Uhr entspricht. Wird es immer gestillt, wenn es das einfordert, gewöhnt es sich auch mehr an Mamas Tagesablauf und du versuchst nicht ständig, den Tagesablauf nach den festgelegten Stillzeiten zu planen.
Clusterfeeding nimmt dir auch den Druck, dass dein Baby nach jeder Mahlzeit satt werden muss. Wenn du weißt, dass es streng nach Stillschema nicht erst in drei Stunden die nächste Trinkmahlzeit bekommt, musst du auch kein schlechtes Gefühl haben, wenn dein Kind mal kürzer getrunken hat. Es meldet sich ja, wenn es einen Nachschlag möchte.
Häufiges Stillen: Verbreitete Befürchtungen
Mütter, die noch nie vom Clusterfeeding gehört haben, machen sich häufig große Sorgen, wenn ihr Kind dieses Still-Muster zeigt. Sie befürchten, dass das Baby nicht genug Milch und dadurch nicht genug Nährstoffe bekommt. Damit einher geht auch die Sorge, dass sie vielleicht nicht genug Milch produzieren. Beim Clusterfeeding sind diese Sorgen unbegründet. Das Baby trinkt ausreichend, nur eben in kleineren Portionen. Und auch um die Milchbildung müsst ihr euch keine Gedanken machen. Im Gegenteil: Durch das häufige Anlegen wird die Milchbildung in der Brust ja gerade angeregt.
Wenn ihr auch weiter voll stillen wollt, solltet ihr nicht mit Flaschenmilch zufüttern. Denn dadurch würde dein Baby weniger saugen und deine Milchbildung geht tatsächlich zurück. Das Ergebnis wäre also deine ursprüngliche Befürchtung: Du hast zu wenig Milch.
Ebenso kontraproduktiv ist es, deinem Baby einen Beruhigungssauger zu geben, wenn es eigentlich trinken möchte. Denn das Saugen führt zur Ausschüttung des Hormons Cholecystokinin. Es ruft ein Sättigungsgefühl hervor und macht dein Baby müde. Nährstoffe hat es aber natürlich nicht bekommen. Es hat seinen Hunger gewissermaßen weggeschnullert. Und auch deine Milchbildung wurde nicht erneut angeregt. Ihr seht, das abendliche Clusterfeeding hat für Mutter und Kind durchaus seinen Sinn.
Tipp: Wenn ihr euch weiterhin Sorgen macht, ob euer Baby genug bekommt, behaltet sein Gewicht im Auge. So könnt ihr sicher sein, dass es ausreichend trinkt.
So erleichtert ihr euch den Still-Marathon
Wenn du schon weißt, dass dein Baby abends clustert, ist es sinnvoll, sich einfach darauf einzulassen. Zumindest beim ersten Kind ist das noch leicht möglich. Mach es dir für die kommenden Stunden gemütlich. Stell dir gesunde Snacks und Getränke in greifbare Nähe. Mach euch sanfte Musik an, leg dir ausreichend Kissen, eine Decke und was zu lesen bereit. So könnt ihr beide die gemeinsame Stillzeit genießen. Und wenn dein Schatz zwischendurch ein oder zwei Schläfchen einlegt, kannst du dich einfach anschließen und ein bisschen mitdösen.
Was kann noch hinter dem Dauerstillen stecken?
Zeigt dein Kind dieses Stillmuster über einige Zeit Tag und Nacht, ist es auch möglich, dass es Schwierigkeiten hat, deine Brust effektiv zu leeren. Frag in diesem Fall deine Hebamme oder eine Stillberaterin, welche Gründe vorliegen könnten. Auch bei einer zu geringen Gewichtszunahme oder außergewöhnlich unregelmäßigem Stuhlgang solltet ihr sofort den Kinderarzt oder die Hebamme um Rat fragen. Dann ist eventuell doch zu wenig Milch vorhanden und du bekommst Tipps, wie du die Milchbildung anregen kann oder richtig zufütterst.
Verwendete Quellen
Gesund ins Leben: Still-Marathon: Was bedeutet Clusterfeeding?
Koletzko, B. et al. (2016): Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen. Monatsschrift Kinderheilkunde, 164(9): 765–789)
Kinderärzte im Netz: Häufigkeit und Dauer der Stillmahlzeiten
Frauenärzte im Netz: Probleme beim Stillen