Unsere Tonlage verändert sich meist, wenn wir mit kleinen Kindern oder Babys sprechen. Ganz automatisch, so scheint es, werden unsere Stimmen ruhiger, sanfter, angenehmer. Doch was hat es damit auf sich? Einer neuen Studie zufolge, die in dem Fachjournal "Nature Human Behaviour" erschienen ist, könnte diese Reaktion in der Intuition des Menschen liegen – und zwar nicht nur hier bei uns in Deutschland, sondern auch auf vielen anderen Kontinenten.
Große Studie zur Babysprache
Beruhigende Worte und Melodien zu finden, das liegt möglicherweise in unserer Natur, wenn es darum geht, Neugeborene zu beruhigen. Für die groß angelegte Studie untersuchten 43 Wissenschaftler:innen 1.615 Aufnahmen von 410 Menschen aus 21 Gesellschaften weltweit. Dabei analysierten sie die akustischen Merkmale der Sprache, die Personen bei Erwachsenen sowie Kleinkindern und Babys an den Tag legten. Mit dem Ergebnis, dass sich diese grundlegend voneinander unterscheiden.
Wenn sich die Erwachsenen mit kleinen Kindern oder Babys beschäftigten, dann veränderte sich auch ihre Stimme. So hatten sie bei den Gesängen und Gesprächen gegenüber den Kleinen beispielsweise einen klareren Klang, sprachen höher oder sangen mit leicht gedämpfter Stimme. Etwas ganz Natürliches, was den meisten von uns vermutlich auch schon im eigenen Alltag aufgefallen ist. Unsere Tonlage ändert sich ganz automatisch, wenn wir anstatt mit Erwachsenen mit Kindern reden. So, als wollten wir sie mit unserer Stimme behüten.
In 187 Ländern erkannten Menschen die Babysprache
Wie schön es doch sein kann, dass die Welt heute so vielseitig vernetzt ist. Über eine Online-Plattform wurden die Audio-Aufnahmen 51.065 Menschen in 187 Ländern vorgespielt – und diese konnten sehr akkurat feststellen, bei welchen Aufnahmen es sich um Baby- beziehungsweise Kindersprache handelte und bei welchen mit Erwachsenen gesprochen wurde. Dr. Samuel Mehr, Psychologe und einer der Studienautor:innen, erklärt das wie folgt: "Die menschliche Stimme scheint bei Kindern und Babys kulturenübergreifend sehr stark stereotypisiert zu sein, aber die Effekte sind in den verschiedenen Gesellschaften unterschiedlich ausgeprägt." Beispielsweise werde zwar in allen Länden die Tonlage bei der Babysprache höher, doch in einigen Ländern sei der Unterschied viel stärker als in anderen. Im neuseeländischen Englisch sei der Effekt mit am größten gewesen, in Hadza, Tansania, beispielsweise geringer.
Die Studie untersuchte Stimmlagen in 18 Sprachen in Gesellschaften in Nordamerika, Südamerika, Europa, Asien, Afrika und dem Pazifik. Dabei wurden sowohl Großstädte als auch kleine Dörfer einbezogen, vier davon fehlte sogar der Zugang zu Fernsehen, Radio oder Internet – und sie hatten damit wenige Begegnungen mit der Sprache oder Musik anderer Länder. Möglicherweise ist also dieses Ergebnis tatsächlich Teil unseres menschlichen Selbst und nicht angeeignet durch unser mediales Umfeld.
Verwendete Quellen: phys.org, Nature Human Behaviour