Lies hier die Mail von Thorsten A.
Unser Töchterchen Margarete ist ein absolutes Wunschkind. Die ganze Schwangerschaft hindurch war mir und meiner Frau klar, dass wir uns alle Aufgaben teilen werden. Aber jetzt ist die Kleine zehn Wochen alt und ich komme mir als Vater wie ein Versager vor. Meine Frau lässt mich kaum an Margarete ran! Stillen, okay, das kann ich nicht. Aber baden, wickeln, schmusen, ins Bett bringen - meine Frau will alles selber machen! Jedes Mal, wenn ich meine Hilfe anbiete, meint sie, sie würde das problemlos selber erledigen können. Und wenn ich Margarete doch einmal haben darf, mache ich es anscheinend sofort falsch. Kaum habe ich sie aus ihrem Bettchen geholt, kritisiert Steffi schon, dass ich das Kind falsch halten würde, ihr weh tun könnte oder sonst was. Mittlerweile traue ich mich schon gar nicht mehr, sie ohne Steffis "Erlaubnis" anzufassen, weil ich es ja doch nie richtig mache. Dafür kommandiert sie mich ständig herum: Bring mir das, nimm mir das ab und wirf es weg - dafür bin ich anscheinend gut genug!
Jetzt frage ich mich, ob ich tatsächlich ein so schlechter Vater bin, der seine Tochter noch nicht einmal richtig wickeln kann, oder ob andere Männer von ihren Frauen auch so oft kritisiert werden. Und natürlich, wie ich meiner Frau zeigen kann, dass sie mir Margarete ruhig anvertrauen kann, denn darauf hatte ich mich so wahnsinnig gefreut!
Männerabend – auch in unserer URBIA-Community!
Du bist auch vor kurzem Vater geworden? Und suchst einen Ort, an dem du dich mit anderen Männern ganz ungezwungen über euer neues Leben als Familie austauschen kannst? Dann schau doch einmal in unserem Väter-Forum vorbei!
Auf der folgenden Seite haben wir außerdem fünf Tipps des langjährigen ELTERN-Erziehungsexperten Hans Grothe speziell für junge Väter zusammengestellt. Grothe, einer der bekanntesten Erziehungsexperten Deutschlands und 26 Jahre lang in jeder ELTERN-Ausgabe mit einer Kolumne vertreten, ist überzeugt: Väter gehen anders mit ihren Babys um - und das ist gut so! Deshalb lohnt es sich auch für Mütter, seine Ratschläge zu lesen. Und künftig vielleicht nicht mehr ganz so kritisch zu sein, wenn Papa dem Kleinen auf seine Art und Weise seine Liebe zeigt ...
Fünf Tipps für Väter
Die Liebe der Väter stellt Mütter manchmal vor Rätsel. Bei Babys ist sie unumstritten, denn die mögen ihre Väter gerade deshalb, weil sie anders sind. Fünf Tipps – speziell für Männer:
1. Folge deinem Gefühl
Dein Baby ist ein Mensch mit einem ganz eigenen Charakter. Genau wie du! Am besten werdet ihr beide miteinander auskommen, wenn du deinem eigenen Gefühl traust und folgst. Die Partnerin nachzuahmen bringt erfahrungsgemäß wenig; das Original ist immer besser. Also frag nicht lange, wie deine Partnerin die Flasche gibt, das Baby tröstet oder zum Lachen bringt – setze auf deine Stärken. Babys sind klug, sie wissen, dass Mütter und Väter nicht (immer) gleich sind, und erwarten es auch nicht. Ein Kind hat zwei Eltern, es akzeptiert und genießt die Unterschiede – die feinen Unterschiede im Ton, in der Art, wie Mütter und Väter ihr Baby streicheln, wie sie es ansprechen, wie sie es am Ohrläppchen zupfen, wie sie es tragen.
Versuche als Vater einen eigenen Weg in das Herz deines Babys zu finden. Du bist kein Mutter-Ersatz!
2. Versuche deinem Baby nah zu sein. Am besten schon vor der Geburt
Neugeborene Babys erkennen die Stimme ihrer Mutter. Aber erkennen sie auch die ihres Vaters? Kommt drauf an: Wenn sich der Vater in den Monaten vor der Geburt viel um das Kind im Bauch seiner Partnerin kümmert, wenn er es streichelt, lockt und mit ihm spricht – dann kann es durchaus sein, dass das Baby aufhorcht, wenn es auf der Welt angekommen ist: Das ist der mit der Brummbärenstimme, den kenn ich. Scheint ein ganz netter Kerl zu sein!
Selbst wenn die Skeptiker Recht haben sollten ("bei all dem Gluckern im Fruchtwasser dringt kaum ein Laut ins Ohr des Ungeborenen"): Sprich trotzdem mit deinem Baby. Stell dir vor, wie es in seiner Fruchtblase liegt, versuche es zu ertasten. Solche Begegnungen werden deine Wahrnehmung verändern. Es ist nicht das Baby deiner Frau, das demnächst zur Welt kommt, sondern euer gemeinsames Kind. Das zu spüren wird dir Sicherheit geben für die Zeit nach der Geburt.
3. Lerne möglichst bald, dein Baby zu beruhigen
Ein schreiendes Baby zu beruhigen, ist eine hohe Kunst. Natürlich spielt sein Temperament eine große Rolle: Es gibt Babys, die sich rasch trösten lassen, andere sind richtig hartnäckig. Und richtige Schreibabys kann man oft stundenlang nicht beruhigen.
Die Kunst des Beruhigens kann jeder lernen. Auf drei Details kommt es an.
Erstens: Bevor du dich dem Baby zuwenden, solltest du selbst ganz ruhig sein. Nervosität überträgt sich.
Zweitens: Nimm dein Baby auf den Arm und vermeide Hektik. Streichle dein Kind ganz sanft, sprich ein wenig, solange es schreit. Reagiere nicht darauf, wenn es lauter weint. Erzähle ihm ruhig und leise irgendetwas, wenn sein Weinen ein wenig nachlässt.
Drittens: Deine Haltung sollte dem Kind zeigen, dass es ruhig schreien darf, dass du ihm helfen wirst, auch wenn es eine Weile dauert. Und dass ihr das Problem gemeinsam lösen werdet.
4. Wirklich empfehlenswert: Arbeitsteilung in Schrei-Nächten
Alle kleinen Kinder haben Zeiten, in denen sie nachts weinen und ins Bett der Eltern wollen. Wer Letzteres nicht mag, sollte seinen Nerven hin und wieder Ruhe gönnen.
Meine Frau und ich haben uns die Nachtarbeit damals geteilt: Eine Woche hatte meine Frau Nachtdienst, eine Woche ich. Wir hatten uns darauf geeinigt, bei unserem Sohn im Kinderzimmer zu bleiben, wenn er weinte, ihn aber nicht aus seinem Bett zu nehmen. Weinte er, haben wir ihn gestreichelt und leise und sanft mit ihm geredet. Den Stuhl neben dem Kinderbett haben wir bald gegen einen bequemen Sessel ausgetauscht, denn die Nachtwache dauerte manchmal Stunden. Wir haben es durchgestanden, denn jeder von uns beiden wusste: Nächste Woche darf ich schlafen, brauche mich um nichts zu kümmern und muss kein schlechtes Gewissen haben.
Falls du nicht beim ersten Piepser deines Babys aufwachst – lass dich nicht entmutigen, wenn deine Frau sagt: "Bis du mal aufwachst, habe ich unser Kind längst beruhigt." Frauen neigen bisweilen zu edlem Opfermut. Warte es in Ruhe ab. Auch deine Frau versteht irgendwann, wie schön es ist, weiterzuschlafen, wenn das Kind weint und der Partner Nachtdienst hat.
5. Schaffe Rituale. Sie geben Sicherheit und machen Freude
Natürlich geht es auch ohne Rituale. Dann bekommt das Baby einfach irgendwo und irgendwie die Flasche. Mal so, mal anders – wie es sich gerade ergibt. Mit Ritual ist es aber schöner: Dann setzt man sich mit Baby und Flasche auf einen ganz bestimmten Stuhl, prüft die Temperatur der Milch und informiert das Baby ausführlich darüber. Und wenn die Flasche leer ist, wird geplaudert und ein bisschen geknuddelt. Ach ja, die kleine Plastikente muss immer dabei sein. Sie sitzt auf der Fensterbank und achtet darauf, dass du auch nichts vergisst.
Schaffe solche kleinen Rituale. Sie geben deinem Baby Vertrauen. Biete ihm beim Wickeln ein kleines Spielzeug an, damit es auch etwas zu tun hat, während du mit Papiertüchern und Babyöl hantierst.