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Babyfarben Starke Farben für kleine Leute

Baby mit Farbe in Gesicht und an den Händen
© Zwiebackesser / Shutterstock
"Alles schön pastellig - so lieben es Babys." Stimmt nicht! Dürften die Kleinen selber wählen, hätten sanfte Töne keine Chance. Warum das so ist, und welche faszinierenden Erkenntnisse es noch zum Thema Baby und Farben gibt, zeigen wir hier.

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Babys lieben Rot!

"Auch wenn sich der Mythos hartnäckig hält: Nein, Babys sind nicht farbenblind! Auch nicht direkt nach der Geburt", erklärt Dr. Anna Franklin, Wissenschaftlerin am Surrey Baby Lab, die eine Farbstudie mit mehr als 250 Neugeborenen durchgeführt hat. Ihr Ergebnis ist verblüffend: Neugeborene haben sogar schon eine Lieblingsfarbe - Rot! Die Forscher vom Baby Lab vermuten, dass Babys die Farbe aus dem Bauch kennen und sie deswegen besonders mögen. Dort schien das Licht durch die durchblutete Bauchwand wie durch einen dunkelroten Vorhang. Das ist auch der Grund, warum Neugeborene in vielen Kliniken und Geburtshäusern direkt nach der Geburt in rote statt weiße Handtücher eingewickelt werden: Viele Hebammen schwören darauf, dass die Kleinen durch die vertraute Farbe ruhig werden und weniger weinen.

Nichts mit Babyblau!

Blau können Babys am schwersten erkennen. Kanadische Forscher fanden heraus, dass nur etwa zehn Prozent aller Neugeborenen einen blauen Punkt wahrnehmen. Das liegt daran, dass Blau eine kurzwellige Farbe ist und von den sogenannten S-Zapfen im Auge entschlüsselt wird. Diese Zapfen entwickeln sich von allen drei Seh-Zapfen-Arten am spätesten. Aber wenn die Kleinen die Farbe erst mal sehen können, mögen sie Blau sehr.

Orange und Lila sind super!

Nur was grell und konstrastreich ist, wird als wichtig eingeordnet

Babywiege und Bettchenhimmel sind oft in zarten Pastelltönen gehalten – Erwachsenengeschmack eben. Könnten die Babys selbst auswählen, würden sie sich für knalligere Farben entscheiden. Wie zum Beispiel leuchtendes Orange oder strahlendes Lila! Es ist von Natur so eingerichtet, dass Kinderaugen eine sehr hohe Reizschwelle haben und so durch die Reize nicht überfordert werden. Nur was grell und kontrastreich ist, wird als wichtig genug eingeordnet, um gesehen zu werden. Natürlich wächst das Farbspektrum mit den Jahren, aber erst in der Pubertät können Jugendliche zarte Pastellfarben genauso gut unterscheiden wie Erwachsene.

Schwarz-Weiß fürs Gehirn?

Es soll Wahrnehmungspsychologen geben, die ihren Babys lauter geometrische Schwarz-Weiß-Muster über den Wickeltisch kleben – in der Hoffnung, dass sie das schlau macht. Laut Studien regt kein visuelles Signal ein Babygehirn so sehr an wie Schwarz-Weiß-Kontraste. Verschiedene Farben als unterschiedliche Farben wahrzunehmen, ist mit einer so geringen Sehschärfe wie Neugeborene sie haben, noch sehr schwer. Doch je größer der Unterschied in der Helligkeit, desto leichter kann selbst ein wenige Stunden altes Kind sie erkennen. Und das ist tierisch spannend! Genaugenommen sind Schwarz und Weiß ja keine Farben, sondern nur völlige Abwesenheit bzw. Anwesenheit von Licht. Das Bedürfnis nach Struktur und Regelmäßigkeit in der Welt zu suchen, scheint angeboren zu sein. So lässt sich erklären, warum Babys die kontrastreichen, geometrischen Muster ausgiebig und interessiert betrachten, bei schwarz-weißem Durcheinander aber den Kopf wegdrehen!

Rosa nur für Mädchen?

Auch kleine Jungs mögen die zarte Farbe

Mädchenfarbe Rosa? Von wegen! Bis zum vierten Lebensjahr mögen auch kleine Jungs die zarte Farbe. Erst dann setzt die Zeit der Geschlechteridentifikation ein - und Rosa und Pink sind out! Weshalb es rein farbpsychologisch durchaus auch bei kleinen Jungs sinnvoll wäre, das Babyzimmer rosa zu streichen. Keine andere Farbe hat einen beruhigenderen Einfluss auf Babys und Kleinkinder als Rosa. Und laut einer Studie schreien Babys in einer rosa Umgebung wirklich weniger und kürzer.

Was weiß man darüber, wie Babys und Kinder Farben wahrnehmen?

Es ist nachgewiesen, dass Babys schon bald nach der Geburt Farben sehen können. Allerdings sind die Augen noch nicht so ausgereift wie etwa der Geschmacks- oder der Tastsinn. Als Erstes nehmen Säuglinge Schwarz und Weiß wahr. Die Grundlagen für die Wahrnehmung von Blau und Gelb entwickeln sich dagegen am langsamsten. Im Alter von drei, vier Monaten sehen Babys dann aber alle Grundfarben. Das Benennen der Farben folgt später. Bei manchen Kindern schon im zweiten Lebensjahr, bei anderen erst im vierten. Das kommt auch darauf an, ob man das spielerisch mit ihnen übt, etwa beim Vorlesen. Um ihren dritten Geburtstag herum können die meisten Kinder die Grundfarben wie Rot, Grün, Blau oder Gelb schon gut benennen.

Gibt es eine universelle kindliche Lieblingsfarbe? Babys sind oft fasziniert von roten Farbflecken.

Rot hat für Menschen jeden Alters eine herausragende Bedeutung. Es ist die Signalfarbe schlechthin und seit je in allen Sprachen die Buntfarbe, die Kinder als Erste benennen können. Das ist wahrscheinlich angeboren. Dass Rot Kindern auffällt, heißt aber nicht, dass es ihre Lieblingsfarbe ist. Tatsächlich mögen viele kleine Kinder Rot - Violett oder Orange sind aber genauso beliebt.

Hat der Rosa-Wahn vieler kleiner Mädchen auch etwas mit Mode zu tun?

Da kommt vieles zusammen. Die Einteilung "Rosa für Mädchen - Blau für Jungen" ist ja eine Entwicklung, die erst vor etwa 100 Jahren angefangen hat. Davor war es genau umgekehrt: Rot galt als männlich und aggressiv, während Blau eine ausgesprochene Mädchenfarbe war - wegen des blauen Kleides der Maria. Warum es sich um den Ersten Weltkrieg umgekehrt hat, weiß man nicht genau. Ein Erklärungsansatz ist, dass beim Militär das im Nahkampf imponierende Rot von den im Grabenkampf geeigneteren Tarnfarben abgelöst wurde. Rosa hat übrigens im Unterschied zu Rot eine beruhigende Wirkung. Die Kleidungs- und Spielzeugindustrie hat sich auf diese Mädchen- und Jungenfarbwelten gestürzt und wirkt damit auf die Vorlieben der heutigen Kinder und ihrer Eltern ein. Man weiß auch, dass sich Erlebnisse, die mit Farben verbunden sind, besonders in der Erinnerung von Kindern festsetzen. Wenn man sie zum Beispiel Aufgaben, die sie nicht mögen, wiederholt mit einem Stift in einer bestimmten Farbe machen lässt, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sie auch später diese Farbe nicht mehr mögen. Das gilt genauso für positive Erlebnisse. Kleine Mädchen verbinden also mit der Farbe Rosa das positive Erlebnis: Da gibt es etwas speziell für mich! Ich kann aber alle Eltern trösten: Das geht vorbei! Spätestens mit der Pubertät.

Und bis es vorbei ist, müssen alle Mädchen-Eltern die Kinderzimmer-Wände pink streichen?

Bloß nicht! Ganz wichtig ist, das "Figur-Grund-Verhältnis" zu beachten. Es gefällt Kindern, wenn Einzelheiten kräftige Farben haben: Babys schauen vom Wickeltisch gern ein buntes Bild oder Mobile an. Wenn man aber ein ganzes Zimmer in diesen Farben streicht, dann überreizt das Kinder völlig. Einander gegenüberliegende Wände reflektieren so, dass die Farbe noch intensiver wirkt. Das Gleiche gilt für bunte Tapeten. Deswegen würde ich empfehlen, Kinderzimmer- Wände in freundlichen, gedämpften Farben zu streichen, zum Beispiel in einem mit Gelb, Braun oder Grün abgetönten Weiß. Das bietet den idealen ruhigen Hintergrund für buntes Spielzeug.

Und was hälst Du von einer knallfarbigen Vorschule?

Man weiß, dass Rot und Orange in kleinen Dosen anregend wirken. Aber bitte nicht im Großformat in den Klassenzimmern! Zum Konzentrieren eignet sich Hellblau viel besser. Wenn sie nachdenken, gucken Menschen gern nach oben. Es wäre also nicht schlecht, die Decken von Schulen oder bestimmten Kindergarten-Räumen in einem zarten Blau zu streichen, in der Farbe des Himmels. Wenn man unbedingt intensive Farben einsetzen will, dann sollte man darauf achten, dass sie nicht zu rein, sondern etwas abgedämpft sind.

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