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Orale Phase Wenn dein Baby alles in den Mund nimmt

Die orale Phase ist ein wichtiger Teil der Entwicklung deines Babys.
© Oksana Kuzmina / Shutterstock
Babys erforschen ihre Welt unter anderem dadurch, dass sie alles in den Mund nehmen. Das fängt bereits im Mutterleib mit den eigenen Fingern an. Die sogenannte orale Phase durchläuft jedes Kind. Doch wozu ist sie gut? Und gibt es Dinge, auf die du achten musst, wenn dein Baby alles in den Mund steckt?

Viele Eltern werden nervös, wenn ihre Kinder alles, was sie zu greifen bekommen, in den Mund stecken. Groß sind die Bedenken, das Baby könnte etwas verschlucken. Auch hinsichtlich der Hygiene gibt es einige Fragen. Doch die orale Phase ist ein wahrer Meilenstein im Entwicklungsprozess des kleinen Menschen.

Die orale Phase: Ein Überblick

Mit etwa drei Monatenbeginnt die orale Phase deines Babys. Denn nun werden Bewegungsabläufe gezielter, Hände und Füße können ebenso wie gegriffene Gegenstände zum Mund geführt und durch ihn untersucht werden. Lecken, Nuckeln, Saugen - bis zum fünften Lebensmonat perfektioniert dein Baby dieses Erforschungsprogramm. Kein Wunder, denn der Tastsinn über den Mund ist in dieser Zeit besser entwickelt als der Sehsinn. An kaum einer anderen Stelle des Körpers kommen so viele Nervenenden pro Quadratmillimeter zusammen wie im Mund und an der Zunge. Nur durch das orale Erkunden kann dein Kind sich also ein genaueres Bild von seinem Körper und Gegenständen machen. Im Mund werden Oberflächen untersucht, Konsistenzen geprüft und auch der Geschmack erforscht.

Bis zum neunten Lebensmonat verfeinert dein Baby diesen Vorgang insoweit, als dass nun sogar mit dem sogenannten Pinzettengriff – also nur mit Daumen und Zeigefinger – nach Gegenständen gegriffen werden kann. Die Entwicklung der Feinmotorik spielt dabei eine wichtige Rolle. Sie wird durch das wiederholte Greifen von Dingen unermüdlich trainiert. Die verschiedenen Bewegungen im Mund bereiten es zudem optimal auf das Essen fester Nahrung vor, denn dadurch wird die Koordination von Lippen-,  Zungen- und Kieferbewegungen trainiert. Auch für die Sprachentwicklung ist dies eine gute Übung.

Mit ungefähr eineinhalb bis zwei Jahren ist die orale Phase zu Ende und dein Kind hat gelernt, dass es sich auch auf seine anderen Sinne verlassen kann, wenn es um die Erforschung seiner Umwelt geht.

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Auf einen Blick: Ziele der oralen Phase

  • Erforschung der Umwelt und des eigenen Körpers
  • Training der Feinmotorik (Hand-Mund-Koordination)
  • Vorbereitung auf das Essen fester Nahrung (Koordination von Lippen, Zungen- und Kieferbewegungen)
  • Training für die spätere Sprachentwicklung
  • Kauen auf harten Gegenständen unterstützt den Zahndurchbruch

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So kannst du die orale Phase deines Babys unterstützen

Dein Baby weiß schon ganz genau, was es da tut. Die orale Phase läuft fast ab wie ein automatisches, voreingestelltes Programm für seine Entwicklung. Wenn du dein Kind dabei noch etwas unterstützen möchtest, kannst du folgendes tun:

  • Halte die Umgebung deines Babys hygienisch und sauber, aber übertreibe nicht. Dein zuhause muss nicht steril sein. Denn die Keime, mit denen dein Kind in Berührung kommt, stärken sein Immunsystem. Kunststoff-Spielzeug sollte zwischendurch immer mal wieder gewaschen werden, zum Beispiel in der Geschirrspülmaschine. Auch ein Lieblingskuscheltier sollte einmal im Monat in die Waschmaschine wandern. Schnuller solltest du regelmäßig mit Wasser auskochen.
  • Wenn dein Kind soweit ist, kannst du ihm Gur­ken- und wei­che­re Kohl­ra­bi­schei­ben zum Knabbern reichen. Das för­dert in der oralen Phase den Kau- und Knab­ber­drang und trai­nier­t die Mus­ku­la­tur der Zun­ge.
  • Stelle deinem Kind für die orale Phase ab­wechs­lungs­rei­ches Greif­spiel­zeug zur Verfügung. Zum Beispiel mit unterschiedlichen Ober­flä­chen wie Ril­len, Erhebungen oder Lö­chern, das dein Kind  gut grei­fen kann und erforschen kann.
  • Lass dein Kind beim Essen ruhig ein bisschen Schweinerei neben dem Teller auf dem Tisch machen. Reis und Nudeln von dort mit den Fingerchen zu greifen, fördert den Pinzettengriff und unterstützt die Hand-Mund-Koordination.

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Orale Phase: Das lieber nicht tun

  • Die orale Phase ist wichtig für die Entwicklung deines Babys, also solltest du es nicht vom Lecken, Kauen, Knabbern oder Saugen abhalten. Es sei denn natürlich, dein Kind hat sich etwas gegriffen, das eine Gefahr darstellt.
  • Kleinteile sollten außer Reichweite des Kindes gebracht werden, da es sich sonst daran verschlucken könnte. Das gilt auch für Essbares. Mit kleinteiligen Lebensmitteln wie Nüssen oder Trauben solltest du lieber warten, bis dein Kind etwas älter ist. Auch wenn Kinder verschluckte Teile meistens wieder aushusten, kann es doch vorkommen, dass sich ein Kleinteil vor dem Kehlkopf festsetzt und das Kind keine Luft mehr bekommt.
  • Reinigungsmittel, Alkohol, giftige Pflanzen, Pilze, Zigaretten, Glasgefäße - das alles solltest du außer Reichweite deines Kindes aufbewahren, da es eine Gefahr darstellt, wenn dein Kind davon etwas in den Mund steckt.
  • Achtung auch bei Medikamenten. Diese solltest du möglichst irgendwo aufbewahren, wo dein Kind nicht hinkommt. Ein großer Teil von Vergiftungen bei Kindern ist auf herumliegende Medikamente zurückzuführen.
  • Wenn du Haustiere hast, sollten diese regelmäßig entwurmt und geimpft werden. Auch solltest du Maßnahmen ergreifen, damit dein Hund oder deine Katze keine Flöhe mit nach Hause bringt. Eine Katzentoilette sollte immer da stehen, wo Kleinkinder nicht hinkommen.
  • Kaufe lieber kein billiges Spielzeug aus Kunststoff, das schädliche Weichmacher enthalten kann. Besser sind – gerade für die orale Phase – hochwertige, lebensmittelechte Produkte oder unbehandeltes Spielzeug aus Holz. Orientieren kannst du dich dabei an Prüfsiegeln wie dem GS-Siegel.
ELTERN

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