Zahnen-LexikonZahnen – von A bis Z
Wenn sich die ersten Zähnchen aus dem Kiefer schieben, brauchen manche Babys besonders viel Liebe. Und Eltern, die auch an stressigen Tagen (und Nächten!) den Überblick behalten. Wie das geht? Schau mal. Von A wie Akupressur bis Z wie Zahnungsbäckchen.
Zahnen tut weh! Da braucht man Beistand - oder ein paar gute, liebevoll Handgriffe und Tipps.

Auch wenn diese XXS-Massage vielleicht nur ablenkt – ein Versuch lohnt sich. Folgende Punkte ein- bis zweimal am Tag rund 60 Sekunden mit einer Fingerkuppe sanft drücken und dabei kreisende Bewegungen (im Uhrzeigersinn) ausführen:
- in der Mitte einer gedachten Linie zwischen Daumen- und Zeigefingergrundgelenk,
- am äußeren Ende der Ellenbeugenfalte, wenn man den Arm des Kindes im rechten Winkel hält,
- einige Millimeter über der Falte zwischen zweiter und dritter Zehe.

Wenn sich ein Baby die Fingerchen oder andere Dinge in den Mund steckt, ist klar: Das Kind braucht was zum Beißen, um die Zahnkämme zu beruhigen. Stücke von Karotten, Gurken, Kohlrabi, Apfel, hartem Brot sind eine Weile interessant. Haltbarer sind Veilchenwurzeln (Apotheke) oder Beißringe aus Holz, Naturkautschuk oder Kunststoff. Schadstofffreie Babyartikel findet man z. B. mithilfe der kostenlosen App „Giftfrei einkaufen“ von Women in Europe for a Common Future (WECF).

Homöopathisches Mittel; hilft bei weinerlicher, reizbarer Stimmung, wenn das Baby nur herumgetragen werden will (Chamomilla D6, 4x täglich 1 Gabe = 3 Globuli mit sauberem Finger in die Backentasche schieben).

20 Milchzähnchen warten dicht gedrängt bereits bei der Geburt auf ihren Durchbruch. Bei den meisten Babys zeigt sich der erste mit etwa sechs Monaten. („Frühzahner“: zwischen dem zweiten und vierten Monat; „Spätzahner“: mit 18 Monaten). Hat der erste Zahn das Startsignal gegeben, kommt meist jeden Monat ein neuer hinzu. Wenn nicht: Schüssler-Salze Nr.1 Calcium fluoratum D6; abends eine Tablette in die Flasche geben.

Allerhöchstens so groß sollte die tägliche Portion fluoridierte Kinderzahnpasta auf der Bürste sein. Noch genauer: so klein wie der Nagel des kleinsten Babyfingers. Sobald das erste Zähnchen rausspitzt, heißt es: einmal am Tag Zähne putzen. So bleibt das bis zum zweiten Geburtstag. Welches die beste Zahnpasta für Dein Kind ist, kannst Du in den Testergebnissen von Stiftung Warentest hier nachlesen.

Fluorid ist ein Salz, das die Fähigkeit der Bakterien schwächt, sich an den Zahnschmelz zu heften. In Kinderzahncremes ist das Fluorid so dosiert, dass die Zähne bei regelmäßiger Anwendung sicher geschützt sind und es keine Nebenwirkungen gibt. Deutschland steht ohnehin mit seinen geringen Fluoridmengen in Kinderpasten weltweit allein. Fast überall wird die doppelte bis dreifache Konzentration eingesetzt, weil nach heutiger Kenntnis Karies sam besten reduziert werden kann.
Im Internet wird
mehr oder weniger kenntnisreich
über das Thema Fluorid disku-
tiert. Dabei wird Fluorid, ein Salz, oft verwechselt mit
Fluor, einem giftigen Gas. Zu viel Fluorid kann schaden.
Das gilt aber auch
für Kochsalz,
eine Verbindung aus Natrium und Chlor. Wie immer: Die Dosis macht das Gift.

In die Trinkflasche darf nur Wasser und ungesüßter Tee! Tabu sind verdünnte Säfte und erst recht Zuckertee (Zutatenliste lesen!). Werden die oberen Schneidezähne ständig von säure- und zuckerhaltigen Lösungen umspült, entsteht die sogenannte Flaschenkaries. Weil der Milchzahnschmelz dünn ist, gelangt die Karies schneller ins Dentin und kann immense Schäden anrichten.

Nur ganz wenige Babys (1 von 2000 bis 3000) kommen mit Zähnchen auf die Welt. Aus abergläubischen Zeiten stammt der Ausdruck „Hexenzähnchen“. Behindern sie das Kind beim Stillen oder sind sie locker, sollten sie entfernt werden.

Macht Zahnen anfälliger für Atemwegsinfekte und Durchfälle? Wissenschaftler sagen Nein. Warum sind Babys in der Zahnphase dann so auffällig häufig krank? Das liegt daran, dass die meisten Babys in der Mitte des ersten Lebensjahres abgestillt werden und den „Nestschutz“ durch die übertragenen Antikörper der Mutter verlieren. Ihr Immunsystem fängt nun an zu lernen. Da sind Infekte ganz normal.

Die Kieferkämme tun nicht nur weh, sie jucken auch. Manchen Kindern hilft es, wenn man ihr Zahnfleisch mit den Fingern massiert. Dafür gibt es Silikon-Fingerhüte mit Noppen oder weichen Borsten – prima für erste Zahnpflege-Übungen.

Kein Kind kommt mit Kariesbakterien auf die Welt. Manche stecken sich an, meist bei ihrer Mutter. Und das nicht etwa, weil Mütter Schnuller oder Breilöffel ablecken. Sondern weil Babys durch die Muttermilch eine Art immunologisches Konzept mit Antikörpern im Speichel übernehmen. Diese Antikörper erkennen Karieserreger, die von der Mutter übertragen werden, offenbar erst einmal nicht. Deshalb: ab dem ersten Zahn zum Zahnarzt gehen, spätestens zum ersten Geburtstag. So gewöhnt sich ein Kind auch am besten daran, dass ein fremder Mensch in seinen Mund schauen will. Alle Infos zu Kinderzahnärzten findest Du hier.

Bürsten, mit denen Kinder das Putzen schneller lernen, gibt es nicht. Eltern müssen leider generell bis zum achten Lebensjahr nachputzen, weil es die kleinen Hände einfach noch nicht so draufhaben. Dem Alter angepasste Bürsten sind sinnvoll – sie passen besser in den Mund. Wer erst wenige Zähnchen hat, braucht eine Bürste mit kurzen, sehr weichen Borsten und rutschfestem Griff. Spätestens alle acht Wochen muss eine neue Bürste her.

Aus dem Milchzucker der Muttermilch machen Bakterien Säuren – wie aus allen Kohlenhydraten. Saugen ist zwar ein optimales Trainingsprogramm für die Entwicklung des Kieferknochens und der Kaumuskulatur, aber wer nach den ersten Zähnchen noch weiter stillen möchte, sollte entweder abends nach dem Stillen die Zähnchen putzen oder vielleicht das Einschlafstillen lieber lassen, um das Kariesrisiko weiterhin klein zu halten.

Häufiges Nuckeln an der Brust, an der Milch- oder Saftflasche tut den Zähnen nicht gut. Wesentlich ist nämlich nicht die Menge, sondern die Häufigkeit des Kontakts. Besser gleich einen Schnuller geben. Grobe Faustregel: Je flacher, umso besser.

Isst das Kind frische Früchte zusammen mit anderen Lebensmitteln, richten Fruchtsäuren keinen Schaden an. Anders ist es bei Säften oder Smoothies, die nur aus Obst bestehen: Die Säuren werden nicht neutralisiert und schaden den Zähnen.

Wenn Bakterien sich auf der Zahnoberfläche ungestört vermehren können, bilden sie einen klebrigen Belag (Plaque). Die Plaque ist ein sogenannter Biofilm, die Mikroorganismen darin sind bestens organisiert und kommunizieren sogar miteinander. Die Zahnbürste kann zwar den Biofilm niemals 100%ig entfernen, aber sie reißt die Strukturen immer wieder auseinander und hemmt so die Vermehrung.

Auch wenn das Zahnen fast nie heftige Schmerzen macht, ist die Welt doch ein bisschen aus den Fugen. Die Zahndämme sind gerötet und geschwollen, das drückt und lässt viele Babys nicht schlafen. Wenn dann noch Wundsein oder Hautausschläge dazukommen, ist es vorbei mit guter Laune. Zahnende Babys, die länger als einen Tag fiebern oder plötzlich krank wirken, sollte ein Kinderarzt sehen.

Sobald ein Zähnchen durchs Zahnfleisch spitzt, ist es Zeit fürs Zähneputz-Ritual. Wer das von Anfang an mit einem Lied oder Reim zelebriert, überzeugt sein Kind leichter, dass es täglich sein muss.

Wenn spielen, kuscheln oder ausfahren nicht mehr helfen: Kühlbeißringe versuchen oder Metall-Löffel (in den Kühlschrank, niemals in Tiefkühler!), Kamillen-Salbei-Tee ins Fläschchen geben oder Baumwoll-Läppchen damit tränken und immer wieder auf die geschwollenen Stellen tupfen (Wattestäbchen besser nicht; die Wattekegel können sich lösen und verschluckt werden), mit kaltem Kamillentee getränkten, ausgewrungenen Waschlappen zum Kauen geben, Zahnungsöle, pflanzliche Gele, Tinkturen oder Salben mit Kamille, Nelke, Salbei, Myrrhe (Apotheke) etwa alle vier Stunden auf das gerötete Zahnfleisch auftragen.
Homöopathische Mischpräparate können beruhigend wirken (z. B. Osanit-Kügelchen, Escatitona-Tropfen, Viburcol-Zäpfchen). Wenn es schlimm ist, geht auch ein lokal betäubendes, entzündungshemmendes Gel (z. B. Dentilin, Dentinox). Schlaflosen Babys helfen Schmerzzäpfchen.

Einige Babys wehren sich mit Händen, Füßen und Geschrei gegen das Zähneputzen. Ruhig bleiben! Dass man bei Theater nicht perfekt putzen kann, ist nicht entscheidend. Je unbeeindruckter die Eltern bleiben, umso eher legt sich der Theaterdonner. Vielleicht hilft es, mal eine neue Stellung auszuprobieren, z. B. Knie an Knie: Mutter und Vater (Großmutter, Onkel, Freundin ...) sitzen sich so gegenüber, dass ihre Oberschenkel eine Brücke bilden. Das Baby darauf legen. Wer das Köpfchen vor sich hat, kann jetzt gut putzen. Der andere ist für Ablenkung zuständig (wie Finger- oder Geräuschspiele, Singen, Spielzeug kreisen lassen).
Was tun, wenn Kinder auf die Bürste beißen? Eine zweite holen. Eine ist zum Putzen da, auf der anderen darf herumgebissen werden – Letztere dient gleichzeitig als Keil, damit der Mund offen bleibt.

Die ersten Zähnchen starten meist im Unterkiefer durch. Warum? Weiß keiner.

Weshalb quält das Zähnekriegen manche Kinder so, während andere davon kaum etwas mitkriegen? Erbliche Veranlagung spielt dabei sehr wahrscheinlich eine Rolle. Außerdem: Wie ein Mensch Schmerz empfindet, hängt von einem komplexen Regelwerk im Gehirn ab und von seinen Genen.

Dafür, dass manche Babys beim Zahnen
einen wunden Po bekommen, gibt es keine einleuchtende Erklärung. Man kann aber etwas tun: häufig wickeln und möglichst oft an der Luft strampeln lassen, unter der Wärmelampe oder im gut geheizten Bad. Wenn das Baby mag, sollte es lauwarmen Salbei- oder Kamillen-Tee trinken. Die Haut am Po vor jeder neuen Windel hauchdünn mit Wund- und Heilsalbe betupfen.

... ungelöst: Fluorid? Ja, aber auf welchem Weg? Kinderärzte empfehlen: Weil Kinder eine unbekannte Menge Zahncreme verschlucken könnten, ist man mit Tabletten auf der sicheren Seite (meistens wird Vitamin D kombiniert mit Fluorid rezeptiert = D-Fluoretten). Zahnärzte sagen: Eingenommenes Fluorid wird nicht in den Zahn eingebaut, weil es aber auf die lokale Wirkung ankommt, braucht man fluoridierte Zahncreme.

Viele Kinder haben knallrote „Zahnungsbäckchen“, weil der Körper für den Durchbruch mehr Blut und damit Nährstoffe durch die betreffende Kiefer-Mund-Wangen-Region pumpt. Das ist normal. Hat das Kind aber Fieber, sollte ein Arzt nach der Ursache sehen.