Welches Ergebnis hatte der Kinderwagen-Test?
Insgesamt 14 Kinderwagen nahmen die Experten von Stiftung Warentest unter die Lupe - darunter auch teure und mit viel Prestige versehene Modelle, etwa von Bugaboo oder I'coo. Das Ergebnis fiel dramatisch aus: Kein einziger Wagen erhielt ein "Sehr gut" oder auch nur ein "Gut", gleich zehn Modelle fielen sogar glatt durch. Hauptursache für das schlechte Testergebnis: Alle Kinderwagen enthielten Schadstoffe - zehn von ihnen in so hoher Konzentration, dass die Tester sofort das "Mangelhaft" zückten.
Welche Schadstoffe haben die Tester gefunden?
Bei den getesteten Modellen wurden vor allem so genannte Weichmacher (Phthalate) gefunden. Viele von ihnen können in hoher Konzentration zu Unfruchtbarkeit führen. Darüber hinaus stellten die Tester das Vorhandensein von polzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAKs) fest. Diese Gruppe zahlreicher Einzelstoffe können ebenfalls die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen, außerdem gelten sie als Krebs erregend und Erbgut verändernd. PAK-haltiger Ruß wird zum Beispiel genutzt, um Gummigriffe schwarz zu färben.
Damit nicht genug, entdeckten die Experten von Stiftung Warentest noch Krebs erregende Flammschutzmittel wie etwa Chlorparaffine, die über die Muttermilch dem Baby gefährlich werden können. Bei einigen Modellen konnten sie zudem Formaldehyd nachweisen.
Wo am Kinderwagen ließen sich diese Schadstoffe nachweisen?
Diese Schadstoffe fanden sich in Griffen, Gurten, Bezügen und Regenhauben der untersuchten Kinderwagen. Das heißt: Sowohl Eltern als auch Kinder kommen mit ihnen in Berührung - Eltern alleine durch das Schieben des Wagens, Babys durch Berührung oder wenn sie beispielsweise an einem Gurt herumkauen. Viele dieser Stoffe dünsten aus (die Griffe riechen dann stark), durch Schweiß oder Speichel lösen sie sich noch schneller heraus.
Wie hoch war die Schadstoff-Konzentration bei den beanstandeten Kinderwagen?
Keiner der beanstandeten Schadstoffe wurde in einer Dosis gefunden, die unmittelbar gesundheitsschädigend ist - Stiftung Warentest weist aber darauf hin, dass bei einer längeren Belastung gesundheitliche Schäden drohen könnten.
Dazu muss man allerdings wissen, dass die Tester bei der Untersuchung der Kinderwagen sehr strenge Maßstäbe angelegt haben: So orientierten sie sich bei den PAKs an den Grenzwerten für Kinderspielzeug, wie sie auch für das GS-Prüfzeichen gelten - und dort dürfen diese Stoffe nicht nachweisbar sein (weniger als 0,2 Mikrogramm pro Kilogramm). Für Kinderwagen sowie entsprechendes Zubehör gilt diese strenge Richtlinie jedoch überhaupt nicht.
Im Prinzip haben die Hersteller also nichts falsch gemacht. Gleichwohl fragt Stiftung Warentest nicht zu Unrecht, warum solche Schadstoffe in Kinderwagen verarbeitet werden, wenn das offensichtlich gar nicht notwendig ist. Denn dass sie verzichtbar wären, zeige die Tatsache, dass keiner dieser Stoffe in allen untersuchten Modellen vorkomme.
Und natürlich nehmen kleine Kinder nicht nur Spielzeug in den Mund, sondern im Kinderwagen auch den Bezug oder den Haltegriff. Da kann es schon beunruhigen, dass bei sechs Wagen in solchen, von Kindern erreichbaren Teilen, PAKs nachgewiesen wurden.
Was können besorgte Eltern tun?
Stiftung Warentest rät Eltern, nach dem Kauf eines Kinderwagens alle abnehmbaren Textilien erst einmal zu waschen - auf diese Weise wird man zumindest einen Teil der Schadstoffe los. Wer sich Sorgen macht, wie schadstoffbelastet der Kinderwagen tatsächlich ist, sollte darauf achten, dass die Kinder möglichst wenige Teile des Wagens mit dem Mund berühren. Und selber gründlich die Hände waschen, nachdem er den Wagen geschoben hat.
Wie reagieren die Kinderwagen-Hersteller?
Noch vor der eigentlichen Veröffentlichung legt Stiftung Warentest den Herstellen die Ergebnisse vor. Da die sich an die bislang nur für Spielzeug geltenden Vorschriften aber nicht halten müssen, bleibt es ihnen überlassen, ob und in welcher Form sie darauf reagieren.
Gleichwohl versicherte beispielsweise Norbert Hopp, Seniorchef der Firma Gesslein, deren Testmodell zu den Durchgefallenenen gehörte: "Wir haben alle Händler sofort angewiesen, den von Stiftung Warentest beanstandeten Wetterschutz nicht mehr mit auszuliefern. Jetzt werden wir die Ergebnisse noch einmal genau prüfen und einen neuen, schadstofffreien Schutz in Auftrag geben." Daneben verwies er aber auf die Tatsache, dass der derzeitige Wetterschutz der zuständigen EU-Richtlinie entspreche.
Wo bekomme ich weitere Informationen?
Die Testergebnisse der einzelnen Kinderwagen-Modelle sowie weitere Infos finden Sie unter www.test.de