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Baby Wasser trinken Bei Fieber, Durchfall oder Hitze: Braucht mein Baby jetzt extra Wasser?

Niedliches Baby trinkt Wasser aus kleinem Becher
© Daniel Krasoń / Adobe Stock
Wenn's heiß ist, sollen wir bekanntlich viel trinken. Und wie ist das mit Säuglingen? Brauchen die jetzt ein Wasser- oder Teefläschchen? Ab wann darf ein Baby überhaupt Wasser trinken? Hier alles Wichtige.

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Läuft uns im Sommer der Schweiß nur so herunter, greifen wir automatisch zur Wasserflasche, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und nicht zu dehydrieren. Aber was ist eigentlich mit Säuglingen: Soll unser Baby Wasser trinken oder reicht die Muttermilch auch, um seinen Durst an heißen Tagen zu löschen? Keine Sorge: Babys, die ausschließlich Muttermilch oder die Flasche bekommen, brauchen jetzt generell kein zusätzliches Wasser trinken.

„Hohe Temperaturen sind nicht per se ein Grund, dem Kind zusätzlich Wasser zu trinken zu geben“, meint Prof. Dr. Mathilde Kersting vom Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE) an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Bochum. „Den Ernährungsplan für das erste Lebensjahr haben wir extra so erstellt, dass Babys nach unseren Berechnungen alles bekommen, was sie in den jeweiligen Entwicklungsphasen brauchen, einschließlich Wasser“, erklärt die Expertin. Halten sich Eltern an diesen Plan (siehe Trinkmenge Baby) können sie also ganz beruhigt sein, dass ihr Kind unter Normalbedingungen optimal versorgt ist.

Brauchen Säuglinge zusätzlich Wasser?

Muttermilch oder die speziell angerührte Säuglingsnahrung aus dem Fläschchen liefert in den ersten vier bis sechs Lebensmonaten alle wichtigen Nährstoffe, Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente. Beide decken – weil sie zu gut 80 Prozent aus Wasser bestehen – grundsätzlich auch den jeweiligen Flüssigkeitsbedarf des Babys. „Zusätzliche Getränke wie Wasser sind daher bei gesunden Babys im Normalfall schlicht unnötig“, bestätigt Prof. Kersting.

Und was ist an sehr heißen Tagen?

Ist es draußen sehr warm, genügt es im Prinzip schon, wenn stillende Mütter das Kind häufiger anlegen. Vorausgesetzt, sie trinken selbst genug! Bei heißen Temperaturen sind sie es also vielmehr, die sich häufiger die Wasserflasche schnappen sollten. „Nur wenn Frauen ausreichend mit Flüssigkeit versorgt sind und sich gut ernähren, hat ihre Muttermilch die ideale Zusammensetzung“, weiß Prof. Dr. Mathilde Kersting.

Stillst du nicht (mehr), kannst du dem Säugling einfach häufiger ein frisches Fläschchen anbieten, damit die Trinkmenge insgesamt höher ausfällt. Wichtig: Reste anschließend immer wegschütten und fürs nächste Mal eine neue Portion anrühren.

Dürfen wir die Milch im Fläschchen verdünnen?

Nein, es ist wichtig, das Milchpulver immer genau nach Packungsanweisung anzurühren und nicht etwa in guter Absicht mehr Wasser hineinzumischen. Denn das würde nicht nur zu wenig Nährstoffe in den kleinen Körper schleusen, sondern auch den Natriumhaushalt des Babys durcheinanderbringen, weil die Nierenfunktion noch nicht vollständig ausgebildet ist. Die Nieren schaffen es dann nicht, die große Menge Wasser zu verarbeiten und auszuscheiden, was den Natriumgehalt im Blut zu sehr verdünnt. Und das kann gefährlich werden und im Extremfall zu einer Wasservergiftung führen.

Was ist eine Wasservergiftung?

Um nicht noch mehr Salz zu verlieren, stellt der Körper die Urinproduktion ein. Weil das Wasser im Organismus aber irgendwo hinmuss, sammelt es sich im Gewebe, was den Hirndruck ansteigen lässt, ein Lungenödem oder Herz-Rhythmusstörungen auslöst. Fachleute spreche dann von einer Wasservergiftung oder Hyperhydratation, die tatsächlich das Leben kosten kann. Bei Erwachsenen droht sie beispielsweise, wenn unerfahrene Ausdauersportler:innen innerhalb kürzester Zeit mehrere Liter Wasser exen. Oder bei Wasser-Wetttrinken.

„Bei Babys ist so etwas im Normalfall aber mehr als unwahrscheinlich“, gibt Prof. Dr. Kersting Entwarnung. „Das Wasser müsste ihnen dann schon zwangseingeflößt werden.“ Und davon kann ja keine Rede sein.

Und was, wenn unser Baby an Durchfall oder hohem Fieber leidet?

In solchen Fällen kann es erforderlich sein, Wasser oder ungesüßten Säuglingstee zu geben: Fieber, Durchfall oder Erbrechen bedeuten einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf beziehungsweise -verlust. Dann können auch häufigeres Stillen oder das zusätzliche Fläschchen unter Umständen nicht mehr ausreichen. Am besten fragt ihr eure Kinderärztin, euren Kinderarzt. Die erfahrenen Mediziner:innen können einschätzen, was im Fall der Fälle zu tun ist. 

Ab welchem Monat braucht ein Kind zusätzlich Wasser?

Wenn ihr mit der Beikost beginnt, müsst ihr nicht zu jeder Mahlzeit gleich Wasser dazu geben. „Die Lebensmittel, die für die Breie vorgesehen sind, wie Gemüse und Kartoffeln, enthalten ebenfalls viel Wasser“, erklärt Prof. Kersting. Euer Baby kann das Wassertrinken bei der Gelegenheit allerdings schon einmal üben. Aber nicht drängen! Es muss sich erst an den neuen (fehlenden) Geschmack gewöhnen. Lehnt es das angebotene Wasser ab – auch okay. Erst mit der Einführung von drei Breimahlzeiten am Tag wird es wichtig, dass Babys zusätzlich Wasser trinken.

Wie viel und was sollte unser Baby im zweiten Lebenshalbjahr trinken?

Das Netzwerk Gesund ins Leben des Bundesernährungsministeriums empfiehlt in den zweiten sechs Monaten eine Trinkmenge von etwa einem Liter am Tag. Die drei Brei- und zwei Milchmahlzeiten liefern rund 800 bis 900 ml Flüssigkeit. Es fehlt somit noch ein Extra-Getränk mit 200 ml. Am besten eignet sich frisches Leitungswasser. Lasst es so lange laufen, bis kühles Wasser fließt.

Auf Auslandsreisen könnt ihr auf natriumarmes, stilles Mineralwasser zurückgreifen oder Leitungswasser sicherheitshalber aufkochen und abkühlen lassen, um eine Verkeimung auszuschließen. Hierzulande kann es einzig in Häusern mit alten Bleirohren ratsam sein, den Wasserhahn für Babynahrung geschlossen zu halten und stilles Mineralwasser zu geben. Mehr dazu erklären wir in unserem Artikel über Babywasser.

 

Wichtig: Trinken, nicht nuckeln

 „Dem Alter entsprechend trinkt das Baby Wasser am besten von Anfang an aus einem Becher oder einer Tasse“, ergänzt die Kinderernährungs-Expertin Prof. Kersting. Schließlich bekommt es den Brei auch schon mit einem Löffel. Außerdem trinkt es dann wirklich und nuckelt nicht nur am Fläschchen. Tipp für den ersten Versuch: Den Becher bis zum Rand füllen. Befeuchtet die Flüssigkeit die Oberlippe des Babys, öffnet es automatisch den Mund.

Gesüßte Tees, Obst- und auch Gemüsesäfte sind übrigens nicht besser fürs Baby als Wasser. Sie eignen sich erst recht nicht zum Dauernuckeln, denn der enthaltene Zucker fördert die Entstehung von Karies, selbst wenn die Zähnchen noch gar nicht durchgebrochen sind (Nuckelkaries).

Expertin: Prof. Dr. Mathilde Kersting, Leitung Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE), Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Bochum

Quellen:

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Hg.: Das beste Essen für Babys, 2020

Netzwerk Gesund ins Leben: Ab wann brauchen Säuglinge zusätzlich Flüssigkeit?

www.kindergesundheit-info.de: Getränke im ersten Lebensjahr

Universitätsklinikum Bochum, Kinder- und Jugendmedizin: Ernährungsplan fürs erste Lebensjahr  

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Hg.: Das Baby, 2007 (Broschüre)

ELTERN

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