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Kolostrum Warum die Vormilch für dein Baby so wertvoll ist

Kolostrum: Neugeborenes trinkt an der Brust
© RFBSIP / Adobe Stock
Das Kolostrum, auch Vormilch genannt, ­­ist die erste Form der Muttermilch und für Babys besonders wertvoll – daher wird es auch als "flüssiges Gold" bezeichnet. Hier erfährst du, was die Substanz so einzigartig macht und warum jeder Tropfen zählt.

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Die Muttermilch ist ein Wunder der Natur, das trotz intensiver Forschung bis heute nicht vollumfänglich entschlüsselt und in all seinen Bestandteilen nachgebildet werden konnte. Ihr unschlagbarer Vorteil: Sie verändert sich mit der Zeit und passt sich in ihrer Zusammensetzung so immer wieder den Bedürfnissen des Kindes an. Unmittelbar nach der Geburt ist es das Kolostrum, das deinen kleinen Schatz mit allem Wichtigen versorgt – insbesondere mit mütterlichen Abwehrstoffen. Wir erklären, welche Vorteile die Vormilch noch bietet und warum du sie deinem Baby auch geben kannst, wenn du gar nicht stillen möchtest.

Was ist Kolostrum?

Kolostrum oder Colostrum ist die medizinische Bezeichnung für die erste Muttermilch-Art, die Menschen und andere Säugetiere produzieren. Umgangssprachlich wird hierbei auch von Vormilch, Erstmilch, Kolostralmilch oder Neugeborenenmilch gesprochen; bei Tieren wird auch der Begriff Biestmilch genutzt. Insgesamt werden drei Muttermilch-Arten unterschieden, die nacheinander vom mütterlichen Körper in den Milchdrüsen produziert werden: die Vormilch (Kolostrum), die Übergangsmilch und die reife Milch.

Das Kolostrum wird von deinen Milchdrüsen bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche gebildet und weist meistens eine gold-gelbliche Farbe sowie eine dickflüssig-klebrige Konsistenz auf – es unterscheidet sich optisch also recht deutlich von der Übergangsmilch und der reifen Milch. Aber auch die Zusammensetzung ist speziell: Weil neugeborene Babys in den ersten Tagen nur sehr kleine Mengen an Nahrung aufnehmen können, sind alle Bestandteile der Vormilch stark konzentriert vorhanden – bereits in wenigen Tropfen steckt alles, was dein Kind jetzt braucht. So finden sich im Kolostrum besonders viele Nährstoffe, reichlich Eiweiß und – besonders wichtig – allerhand mütterliche Immunstoffe (Immunglobuline), die dein Neugeborenes vor Krankheiten schützen.

Wann und wie lange tritt das Kolostrum aus?

Vielleicht stellst du bereits in der Schwangerschaft fest, dass eine dickliche Flüssigkeit aus deinen Brustwarzen austritt. Das ist kein Grund zur Sorge: Bereits ab der 16. Schwangerschaftswoche beginnt dein Körper, das Kolostrum in den Milchdrüsen zu bilden, und es kann sein, dass schon vor der Geburt ein paar Tropfen austreten. Falls das nicht der Fall ist, ist das aber auch kein Problem – dein Körper bildet die Vormilch trotzdem ab dem 2. Drittel der Schwangerschaft. Gut zu wissen: Aus diesem Grund kann dein Baby auch im Falle einer Frühgeburt mit Vormilch versorgt werden!

Nach der Geburt steht die Vormilch deinem Baby dann sofort zur Verfügung. Lässt du dein Kleines nach der Geburt zu deiner Brust robben oder legst es an, wird es direkt anfangen zu saugen und sich die ersten Tropfen des Kolostrums holen. Wundere dich dabei nicht, dass die Vormilch nur in sehr kleinen Mengen austritt – das ist normal! Dein Baby hat nach der Geburt einen winzigen Magen (etwa so groß wie eine Kirsche) und schon wenige Tropfen Kolostrum sättigen und versorgen deinen kleinen Schatz ausreichend. Daher produziert dein Körper in der Regel auch nur wenige Milliliter davon, etwa 40 bis 50 ml innerhalb von 24 Stunden.

Zwei bis vier Tage nach der Geburt setzt dann der Milcheinschuss ein und das Kolostrum wird von der sogenannten Übergangsmilch abgelöst. Diese ist nicht mehr gelb und weist eine cremigere Konsistenz auf; auch die Zusammensetzung der Muttermilch ändert sich nun. Ungefähr zwei bis vier Wochen später produzierst du dann die reife Muttermilch: Diese ändert sich bis zum Abstillen nicht mehr wesentlich in ihrer Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, während die Milchmenge sich nach dem Bedarf deines Babys richtet.

Warum ist das Kolostrum so besonders?

Die Natur hat mit der Vormilch eine perfekt auf die Bedürfnisse deines Neugeborenen abgestimmte Nahrung geschaffen: ein hoch konzentrierter Cocktail aus Antikörpern, Vitaminen, Mineralstoffen, Wachstumsfaktoren, Stammzellen und einer Reihe weiterer Inhaltsstoffe, deren Bedeutung bisher nicht mal geklärt ist. Kurzum: Das Kolostrum ist ein echtes Baby-Superfood!

Leicht verdaulich, gut für den Darm

Die hohe Konzentration der Bestandteile gewährleistet, dass auch mit wenigen Tropfen der Vormilch alle wichtigen Inhaltsstoffe in deinem Baby landen. Zum Beispiel viele Vitamine und Mineralstoffe, die die gesunde Entwicklung von Gehirn, Herz, Knochen und Sehkraft deines Babys fördern. Dabei ist der niedrige Fett- und Zuckergehalt an den noch unreifen Verdauungstrakt angepasst und macht die Neugeborenenmilch leicht verdaulich, während sie zugleich den Blutzuckerspiegel stabilisiert. Währenddessen unterstützen Präbiotika, Wachstumsstoffe und komplexe Kohlenhydrate den Aufbau der Darmflora sowie die Entwicklung der Darmschleimhaut, die wichtig für die Verdauung ist. Obendrein bieten die durch die Vormilch im Darm angesiedelten Bifidobakterien deinem Baby Schutz vor Bauchschmerz und Durchfall.

Schutz vor Neugeborenengelbsucht

Gleichzeitig hat das Kolostrum eine abführende Wirkung, was deinem Baby hilft, seinen ersten Kot abzusetzen: das Mekonium – aufgrund der schwarz-grünen Färbung auch Kindspech genannt und von klebrig-zäher Konsistenz. Häufiger Stuhlgang wiederum beugt einer Neugeborenengelbsucht vor, indem es das Ausscheiden von Bilirubin über den Stuhl unterstützt. Bilirubin ist ein Abfallprodukt beim Abbau roter Blutkörperchen, von denen Babys nach der Geburt einen natürlichen Überschuss haben. Scheidet dein Baby das Bilirubin nicht ausreichend aus, lagert es sich im Körper ab und es kann zu einer Neugeborenengelbsucht kommen.

Lese-Tipp: Erfahre hier, wie genau die Gelbsucht beim Baby entsteht und wie sie behandelt wird.

Aufbau des Immunsystems

Eine der wichtigsten Eigenschaften der Kolostralmilch ist ihre immunisierende Wirkung: Das Kolostrum enthält eine hohe Anzahl an mütterlichen Immunstoffen, die das noch unreife Immunsystem des Neugeborenen unterstützen und die Kleinen vor Infektionen schützen. Das sekretorische Immunglobulin A (slgA) spielt dabei eine besondere Rolle: Es setzt sich in den Schleimhäuten des Magen-Darm-Traktes und der Atemwege deines Babys fest und bietet Schutz vor allen Krankheiten, die du als Mutter bereits hattest oder gegen die du geimpft bist. Das geht, weil die Antikörper aus deinem Blut in deine Muttermilch übergehen. Interessant: Die Zusammensetzung des Kolostrums ist weltweit unterschiedlich und an regional vorkommende Erreger angepasst.

Die Vorteile des Kolostrums auf einen Blick:

  • leicht verdaulich
  • stabilisiert den Blutzucker
  • wirkt abführend
  • beugt Neugeborenengelbsucht vor
  • stärkt das unreife Immunsystem
  • schützt vor Krankheiten
  • fördert die Darmflora
  • beugt Durchfall und Bauchschmerzen vor

Für Frühchen ist das Kolostrum besonders wertvoll

Kommt ein Baby zu früh auf die Welt, ist sein Immunsystem besonders unreif – und es benötigt eine Extra-Portion schützender Antikörper. Dafür hat die Natur vorgesorgt: Nach einer Frühgeburt findet sich in deiner Vormilch eine noch höhere Konzentration schützender Abwehrstoffe als bei einer termingerechten Geburt. Außerdem produzierst du bei einem vorzeitigen Geburtstermin automatisch länger Kolostrum und erst später Übergangsmilch. So profitiert dein Frühgeborenes eine längere Zeit von der speziellen Zusammensetzung des Kolostrums. Doch nicht nur das Immunsystem wird unterstützt, auch die leicht verdauliche Zusammensetzung der Erstmilch ist ideal für Frühchen: Die hohe Nährstoffkonzentration stärkt die Winzlinge, ohne ihren Darm zu überfordern. Im Gegenteil unterstützt das Kolostrum den Aufbau der Darmflora und das Ausreifen der noch unreifen Darmfunktionen sogar.

Wie bekommt mein Baby das Kolostrum, wenn ich nicht stille?

Auch wenn du nicht stillen wirst, kann dein Neugeborenes mit dem wertvollen Kolostrum versorgt werden. Schon wenige Tropfen sind besser als keine Vormilch. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Vorübergehendes Anlegen an die Brust: Wenn du langfristig nicht stillen möchtest, aber mit einem vorübergehenden Anlegen in den ersten Stunden oder Tagen einverstanden bist, kann dein Baby das Kolostrum direkt von deiner Brust trinken. Ein Vorteil für dich: Saugt dein Baby an der Brust, fördert das eine schnellere Rückbildung deiner Gebärmutter und kann den Wochenfluss anregen. Keine Sorge: Der Milcheinschuss wird dadurch nicht besonders gefördert – dazu kommt es nach der Geburt ohnehin.
  • Ausstreichen und Auffangen: Auch wenn du dein Baby gar nicht an die Brust anlegen möchtest, kannst du ihm Kolostrum geben. Dazu wird die Vormilch einfach mit den Händen ausgestrichen und mit einer kleinen Spritze oder einem Löffel aufgefangen. Das "flüssige Gold" wird deinem Baby dann einfach vorsichtig in den Mund geträufelt. Im Kranken- oder Geburtshaus können dir die Hebammen dabei helfen; wenn du ambulant oder zu Hause entbindest, kannst du dir vor der Geburt Aufziehspritzen in der Apotheke besorgen – oder nimmst einfach einen Teelöffel.

Du kannst nach beiden Varianten problemlos auf Pre-Nahrung umsteigen und die Flasche geben – die Vorteile des Kolostrums nimmt dein Baby aber dennoch mit. Besprich deine Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf das Abstillen und die mögliche Gabe des Kolostrums am besten bereits bei der Anmeldung am Geburtsort – dort bekommst du nach der Geburt auch Hilfe beim Ausstreichen und der Vergabe der Neugeborenenmilch. Oder du suchst dir zur Beratung eine Hebamme, die auch IBCLC-Laktationsberaterin ist und dich im Wochenbett unterstützen kann. Hier findest du eine IBCLC-Laktationsberaterin in deiner Nähe.

Kolostrum ausstreichen – so geht’s!

Das händische Ausstreichen der Erstmilch kommt nicht nur dann infrage, wenn du eigentlich nicht stillen willst. Auch bei Frühgeborenen, die noch zu schwach zum Saugen an der Brust sind, hat sich diese Methode bewährt. Und so geht’s:  

  1. Wasche deine Hände und massiere deine Brust.
  2. Platziere nun Daumen und Zeigefinger einer Hand etwa drei bis vier Zentimeter neben deiner Brustwarze.
  3. Drücke deine Brust nun mit deiner ganzen Hand in Richtung deiner Rippen – also nach innen.
  4. Beginne nun, abwechselnd die Brust nach innen zu drücken und Daumen sowie Zeigefinger um die Brustwarze zu schließen – so entsteht eine melkende Handbewegung.

Quetschen ist dabei nicht nötig – das könnte deine Brustwarze verletzen. Außerdem von Vorteil ist die Hilfe einer weiteren Person: Während du deine Brust ausstreichst, fängt am besten jemand anderes die wertvollen Tropfen mit einer Spritze, einem Löffel oder einem kleinen Becher auf.

Quellen:

ELTERN

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