Im ersten Jahr
Wo soll das Baby schlafen?
Auch wenn es wahnsinnig viel Spaß macht, Kinderzimmerzubehör zu shoppen – ein eigenes Reich brauchen die ganz Kleinen eigentlich noch gar nicht
Natürlich könnt ihr wochenlang beratschlagen, wo das Baby am sichersten schlafen wird, am Ende holt euch doch die Wirklichkeit ein: Überzeugte Familienbett-Anhänger stellen fest, dass sie bei jedem lauteren Schnaufer hochschrecken und es allen besser geht, wenn der Mini in die Wiege wandert. Wer im Vorfeld sicher war, dass kleine und große Menschen am besten in getrennten Betten schlafen, ist nach ein paar Tagen möglicherweise vom Gegenteil überzeugt, weil es eben doch kuschelig ist, ein Neugeborenes auf Armeslänge neben sich zu haben. Lasst es einfach auf euch zukommen. Wiege, Moses-Körbchen, Beistellbett zum Festmachen – die meisten Kinder fühlen sich am wohlsten, wenn sie beim Schlafen (und erst recht beim Zwischendurch-Aufwachen) die Atemgeräusche ihrer Eltern hören. Die haben es umgekehrt nicht so weit, wenn das Baby Milchnachschub einfordert.
In den ersten Wochen brauchen kleine Kinder vor allem eines: Mama, Papa, Herzensmenschen, die zuverlässig da sind und feinfühlig auf ihre Signale reagieren.Kinderzimmereinrichtungen sind ihnen schnurz. Umgekehrt brauchen Anfänger-Eltern vor allem eins: Zeit, um in ihre neue Rolle zu finden. Es geht um einen komplett neuen Lebensabschnitt, wen kümmert es da, wenn im Kinderzimmer der Homeoffice-Schreibtisch steht!?
Das ist kein Plädoyer gegen Kinderzimmer (es macht solchen Spaß, sie einzurichten), aber eines dafür, es langsam anzugehen und den eigenen Weg zu finden. Vor ein paar Jahren hat eine Kollegin in ELTERN erzählt, wie sie ihre Wohnung für das Baby umgeräumt haben: "Wir wollten nicht aus unserer Zwei-Zimmer-Wohnung ausziehen – und hätten es uns als Studenten auch nicht leisten können, also haben wir sie horizontal geteilt. Die ersten neunzig Zentimeter über dem Boden waren Linneas Reich, alles darüber gehörte meinem Mann und mir."
Im Zweiten Jahr
Bitte gut sichern
Rund um den ersten Geburtstag erobern Krabbler und Laufanfänger ihre Welt. Zeit, sie vernünftig zu sichern
Wer wissen will, wie die Welt aus der Perspektive von Anderthalbjährigen aussieht, geht am einfachsten in die Hocke und guckt, was da auf Augenhöhe an Spannendem und Gefährlichen rumliegt. Tablet und Handy auf dem Sofa? Sehr gefährlich – also für die Geräte, und so wandern sie mal besser ins Regal. Kabel unterm Schreibtisch? Geht gar nicht, weil da erstens Strom fließt und zweitens am anderen Ende der schwere Monitor hängt, der mindestens wehtut, wenn er runterfällt. Mamas rosa Einwegrasierer am Badewannenrand? Sieht zwar so aus, ist aber kein Spielzeug. Also: Weg damit! Papas E-Gitarre im Wohnzimmer? Braucht einen mörderstabilen Gitarrenständer, besser noch einen Koffer für unters Bett. Katzenfutter in der Küche? Klobürste im Bad? Eher eklig als wirklich gefährlich. Auf die allermeisten Gefahren im Haushalt kommt ihr zum Glück alleine. Schadet trotzdem nicht, unsere Checkliste durchzuarbeiten.
1. Strom. In Steckdosen rumfummeln mit kleinen Fingern oder spitzen Gegenständen ist gefährlich. Zum Glück gibt’s in Drogerie- und Baumärkten für kleines Geld die Lösung: Bitte in jede Steckdose, an die euer Kind rankommt, eine Kindersicherung pappen. Auch wenn ihr sie in zehn Jahren unter Fluchen mit einem spitzen Gegenstand wieder rausfummeln werdet. Mehrfachsteckdosen ebenfalls sichern und die Kabel festbinden. FI-Schutzschalter schützen vor Fehlerströmen und sind seit 1984 in Neubauten Pflicht, lassen sich aber auch nachrüsten. Vielleicht übernimmt der Vermieter die Kosten, ansonsten Augen zu, Geldbeutel auf und durch, weil ein FI-Schalter so wichtig ist wie ein Airbag im Auto. Für kleine und große Menschen.
2. Treppen sind ein prima Fitness- und Klettergerät für kleine Menschen – aber nur unter Aufsicht. Davor und danach: Bitte unbedingt mit Gittern sichern.
3. Ecken und Kanten. Überall, wo sich Kinder den Kopf anstoßen können, Kanten- oder Eckenschutz befestigen.
4. Möbel. Für uns ist ein Regal ein Regal, für Kinder ein spannendes Sportgerät. In Möbelhäusern werden viele Schränke, Regale und Kommoden nicht ohne Grund serienmäßig mit Kippschutz verkauft (gibt es einzeln auch im Baumarkt). Also: einfach mal an den Möbeln wackeln. Was kippelt, bitte festschrauben. Schubladen und Schranktüren sichern.
5. Pflanzen. Was giftig ist, fliegt raus, eine Liste findet ihr auf botanikus.de. Ungiftige Lieblingspflanzen dürfen bleiben. Damit sich der Zwerg nicht über die Erde hermacht, kann man auch einen alten Nylonstrumpf über den Blumentopf spannen.
6. Gift. Putzmittel immer und unbedingt außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren. Entweder stellt ihr sie ordentlich hoch oder verstaut sie in einer zuverlässig gesicherten Schublade.
7. Küche. Beim Induktionsherd erwärmt sich nur der Topf und nicht die Platte, sonst hilft ein Herdschutzgitter oder ihr benutzt die hinteren Platten. Da kommen Kinder erst ran, wenn sie wissen sollten, dass man nicht auf den Herd fassen darf. Küchenschubladen sind für kleine Menschen höchst spannend, deshalb: Unkaputtbares nach unten räumen.
Im dritten Jahr
Der schönste Platz der Welt
Bett, Schrank, Tisch: Was muss rein ins Kinderzimmer? Das verrät die Berliner Architektin und Kinderzimmerexpertin Katrin Dzenus (zimmerfuerkinder.de)
Was sind die Basics fürs Kinderzimmer?
Kleine Kinder brauchen vor allem eins: genug Platz zum Spielen. Weil Kinderzimmer meist die kleinsten Räume der Wohnung sind (oder man tauscht), sollten wir sie nicht zusätzlich mit vielen Möbeln vollstellen.
Heißt im Klartext?
Dreijährige brauchen keinen Kleiderschrank, wo sie an die meisten Sachen sowieso nicht rankommen. Eine kleine Kommode für Unterwäsche, Socken, Pullis und Hosen reicht. Weniger ist mehr, das gilt auch für die Spielsachen. Nicht alle Playmos, Legos, Kuscheltiere und Bastelsachen müssen im Kinderzimmer wohnen. Lieber öfter mal das Spielzeug tauschen und den Rest im Keller verstauen, das weckt Begehrlichkeiten und macht kreativ.
Kleine Kinder schlafen besser in kleinen Betten, die großen fressen einfach zu viel Platz. Anders sieht das bei Tischen aus: Die niedlichen kleinen Tischchen, auf die wir Eltern so abfahren, sind für Kinder völlig unpraktisch, die wollen da nicht sitzen und Tee trinken. Besser ist eine große Tischplatte auf niedrigen Böcken, da kann ein kleiner Künstler seine Arbeit auch mal liegen lassen und später weitermalen, bleibt ja immer noch genug Platz, um auf der anderen Seite des Tisches ein Memory zu legen.
Geht aber ordentlich ins Geld, wenn man das Kinderzimmer permanent umbaut …
Deshalb bin ich ein großer Fan von gebrauchten Möbeln. Kinder entwickeln sich so rasant, dass sie immer wieder andere Bedürfnisse haben. Besser ein, zwei coole Stücke kaufen, beim Rest sparen und immer wieder mal tauschen.
Und was wünschen sich die Kinder?
Eine Höhle zum Verstecken. Das kann ein Kartonhaus sein, ein Vorhang vor dem Hochbett oder eine Decke über dem Tisch. Schon Dreijährige verteidigen ihre Privatsphäre, sie wollen sich auch mal ohne Mama und Papa verkrümeln.
Ab wann sollten Kinder mitentscheiden, wie ihr Reich aussieht?
Sobald sie es können. Kinder haben oft sehr klare Vorstellungen, was sie haben wollen. Deshalb macht es ja so viel Spaß, mit ihnen zu planen. Sie möchten ein Prinzessinnenzimmer, eine Burg oder irgendwas mit Fischen. Ich zeige ihnen dann ein, zwei Bilder – mehr stresst kleine Architekten. Auf Pinterest wird man ganz schnell fündig, und dann legen wir los.
Und wenn sich die Tochter rosa Wände wünscht?
Wird eine Wand rosa gestrichen. Da musste ich auch als Architektenmama durch, das ist ’ne Phase. Mehr Rosa und Glitzer hätten wohl auch viele Jungs gerne, aber das verraten sie lieber mir als dem Papa.
Eine Wand umstreichen lässt sich problemlos an einem Nachmittag erledigen und macht die Kinderseele glücklich. Super für Kinderzimmer sind Tafelfarben, auf die man mit Kreide malen kann, oder Magnetfarben, um Bilder und Schätze zu pinnen.
Ein Kinderzimmertrick, damit die Kleinen gern aufräumen?
Mindestens ein Drittel mehr Stellfläche haben als Zeug. Mit Kisten und Schubläden, in die man Spielsachen einfach reinwerfen kann, kommen schon kleine Kinder klar. Schränke mit Türen sind was für Größere.