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Erholung nach der Geburt Wellness-Trend: Nach der Geburt ins Wochenbett-Hotel?

Mutter entspannt auf dem Sofa im Hotel nach der Geburt
© Maridav / Adobe Stock
In Asien und den USA gönnen sich Neu-Mamas direkt nach der Geburt luxuriöse Entspannung. In sogenannten "Postpartum Zentren" werden Mutter und Baby rund um die Uhr betreut. Wir verraten, was hinter dem Phänomen steckt – und was die Vorteile und Nachteile sind.

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Viele Neu-Mamas kennen das Phänomen: Eben noch haben sie als Schwangere besondere Vorteile genossen, ihnen wurden schwere Einkäufe abgenommen und gesagt, sie sollten die Beine hochlegen. Doch sobald das Baby da ist, geht es kaum mehr um die Mutter. Das Ankommen im Wochenbett ist im Vergleich zur Schwangerschaft (auch wenn diese beschwerlich ist) für viele Frauen wie ein Sturz aus den Wolken auf den Boden der Tatsachen. Nicht wenige Frauen entwickeln depressive Verstimmungen oder Schlimmeres, weil sie sich überfordert, übermüdet und völlig ausgelaugt fühlen, mit Geburtsverletzungen zu kämpfen haben und einfach kein Raum für Erholung bleibt.

Welche Mutter im Wochenbett träumt nicht davon, mit gesunden, stärkenden Gerichten bekocht zu werden, sich nach den Strapazen der Geburt ordentlich auszuruhen, leichte Wellness-Anwendungen und heilende Tees zu bekommen – undimmer jemanden in der Nähe zu haben, der:die aufräumt und alle Fragen rund ums Baby, Stillen, Wickeln beantwortet?

In Asien und Amerika boomen Wochenbett-Hotels, sogenannte Postpartum Zentren. Direkt nach der Geburt buchen sich Mütter für einige Tage oder sogar Wochen in diese luxuriösen Retreat-Zentren ein. Dort bekommen sie all-inclusive Rund-um-die-Uhr-Betreuung, für sich selbst und ihr Baby. Das soll einen stressarmen Start ins Elternleben ermöglichen und physischer sowie psychischer Erschöpfung nach der Geburt vorbeugen.

Das sind die Vorteile von Wochenbett-Hotels

Die Postpartum-Zentren sind wahre Oasen mit großzügigen Suiten, die an Luxus-Urlaub denken lassen, anstatt an vollgekackte Windeln und Milchflecken. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Den Müttern stehen Psycholog:innen und Köch:innen, Masseur:innen und Krankenschwestern zur Verfügung.
  • Expert:innen kümmern sich um die Neugeborenen.
  • Es gibt Vollpension mit ausgewogener Ernährung, die voll auf die Bedrüfnisse des Körpers nach der Geburt ausgerichtet ist.
  • Besonders wertvoll für Neu-Mamas ist sicherlich die durchgehend verfügbare, individuelle Stillberatung und 1-zu-1-Anleitung bei der Babybetreuung.

Das sind die Nachteile von Wochenbett-Hotels

Solch ein Rundum-Sorglos-Paket ist aber mit enormen Kosten verbunden. Im New Yorker "Boram Postnatal Retreat" kosten drei Nächte umgerechnet 2500 Euro, eine Woche ist für 5500 Euro zu haben. Im "The Village Postnatal Retreat Center" in San Francisco kostet eine Nacht 885 Euro – drei Nächte Aufenthalt sind Minimum.

Die verlockend wirkenden Wochenbett-Zentren haben also einige Nachteile:

  • Sie sind unglaublich teuer und damit elitär.
  • Sie sind nur für Erst-Mütter geeignet und mit Geschwisterkindern wohl kaum machbar.
  • Das Baby gewöhnt sich noch nicht an Zuhause – diese Umstellung steht noch bevor.
  • Weil in den Wochenbett-Hotels das Wohl der Mütter ganz oben steht, sind die Babys oft nicht im Rooming-In untergebacht, wie es hierzulande gängig ist, sondern werden nach Bedarf gebracht. Das Kuscheln und Bonding kommen möglicherweise zu kurz.
  • So manche Frau fühlt sich dadurch etwas fremdbestimmt.
  • Und was ist eigentlich mit dem Bonding des anderen Elternteils mit dem Baby?

"Würde ich das wieder machen? Wahrscheinlich nicht!"

In ihrem TikTok-Video fasst eine koreanische Mutter ihre Gedanken zusammen: "Bin ich eine schlechte Mutter, weil ich andere sich um mein Baby kümmern lasse?" Sie berichtet von ihrem Aufenthalt im Wochenbett-Hotel, wo die Mütter sich ausruhen, während die Krankenschwestern sich um die Neugeborenen kümmern.

Sie habe geschlafen, sich gedehnt, im Massagestuhl gesessen, geduscht. "Man ruht sich wirklich sehr viel aus. Ehrlich gesagt, fühlte ich mich, als hätte ich zu viel Zeit." Sie schwärmt von dem nahrhaften Essen, das darauf ausgerichtet war, den Frauenkörper zu heilen.

Ihr Fazit: "Würde ich das wieder machen? Wahrscheinlich nicht. Weil ich mein Baby nicht so oft im Arm haben konnte, wie ich gewollt hätte – und weil es verdammt teuer ist."

Trend aus Asien: Wochenbett-Luxus für Mütter

Dass der Trend zum Wochenbett-Zentrum aus Asien kommt, hat einen kulturellen Hintergrund. In China begeben sich die frisch gebackenen Mütter in das sogenannte "zuo yue zi", was so viel heißt wie "einen Monat Sitzen" – mitunter wird es auch "Chinesische Haft" genannt. Das Konzept ist in etwa: einen Monat lang möglichst viel Ausruhen, zu Hause bleiben und dabei so manche Regel befolgen. Natürlich mit Unterstützung von Verwandten oder speziellen Nannys. In Südkorea nennt sich das "Sanhujori".

Die Schottin Rowena Shek, die nach Seoul ausgewandert ist und dort ihr erstes Kind bekam, erklärt auf "Motherly": "Die Betreuung nach der Geburt hat in Ostasien schon immer einen sehr hohen Stellenwert gehabt. In Südkorea erfolgt die Wochenbettbetreuung in Form von Wochenbetthotels oder Wochenbett-Nannys." Das seien erfahrene Krankenschwestern, die jeden Tag zu den Frauen nach Hause kommen, um zu putzen, zu kochen und sich um Mutter und Baby zu kümmern.

Für sie sei das anfangs ein Schock gewesen, war sie doch das Konzept aus westlichen Gesellschaften gewohnt, wo die Mütter sich ab der Geburt selbst um alles kümmern müssten. Die Wochenbett-Zentren seien ein Übergang – zwischen Geburt und Babyzeit.

Der Schweizer Anbieter "Sentosa" greift dieses Konzept auf und bringt die Luxus-Betreuung der Postpartum Zentren zu Frauen nach Hause. Eine 24/7-Betreuung kostet für drei Tage umgerechnet 3000 Euro. 

Bewusstsein für Erholung im Wochenbett wächst

Ob der Trend zu Wochenbett-Hotels nach Deutschland überschwappen wird, ist fraglich. Hierzulande haben Mütter nämlich ganz andere Voraussetzungen nach der Geburt: Es gibt den bezahlten Mutterschutz und Hebammen, es gibt Rückbildungsangebote und Doulas oder Mütterpflegerinnen, die frisch gebackene Eltern sich als Unterstützung ins Haus holen können. Auf Antrag werden in bestimmten Situationen auch Haushaltshilfen von den Krankenkassen bezahlt. In den USA sind viele Frauen nach der Geburt tatsächlich auf sich allein gestellt und auch in der Schweiz beträgt der Mutterschutz nur zwei Wochen.

"Die medizinische Versorgung und die Betreuung durch die Hebammen und Frauenärzte ist hierzulande schon sehr gut geregelt", sagt der Gynäkologe Abou-Dakn in der "Zeit". "Aber was das Ausruhen im Wochenbett angeht, die Erholung, fehlt es in Deutschland an guten Konzepten."

Vielleicht nehmen deshalb auch hierzulande Wellness-Angebote fürs Wochenbett zu. Es gibt Survival Kits und Wohlfühlangebote. Denn das Bewusstsein wächst, dass Frauen nicht nur vor der Geburt Unterstützung brauchen, sondern besonders danach. Vor allem in Zeiten von Hebammenmangel und fehlenden familiären Netzwerken vor Ort.

Verwendete Quellen: erua.eu, morgenpost.de, 20min.ch, zeit.de

ELTERN

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