Heute schon an morgen denken
An Altersvorsorge denkt man so ungern wie an die ersten Falten. Außerdem kostet Vorsorge für die Zukunft Geld - und viele haben schon Mühe, in der Gegenwart über die Runden zu kommen. Kein Wunder, dass das Thema gerne verdrängt wird: So gab fast die Hälfte der Befragten in einer neuen, von KarstadtQuelle Versicherungen in Auftrag gegebenen Studie zu, Gedanken an die private Rente zu verdrängen - obwohl ihnen bewusst war, dass sie eigentlich mehr tun müssten. Denn Wer richtig vorsorgt, kann besser schlafen, weil sein Leben im Alter besser abgesichert ist.
Warum Sie eine persönliche Absicherung brauchen? Zum einen, weil Sie sich nicht darauf verlassen können, dass Ihre Partnerschaft wirklich alle Krisen übersteht. Zum anderen, weil die staatliche Rente nicht reichen wird: Heute beträgt die Durchschnittsrente für Frauen 509 Euro. Frauen bekommen so wenig Rente, weil sie durch Pausen in der Kindererziehung weniger Versicherungsjahre vorweisen können, weil sie in Teilzeitstellen gearbeitet haben und weil sie im Schnitt 20 Prozent weniger verdienen als Männer.
Die zwischen 1960 und 1970 geborenen Frauen und Männer trifft die Rentenreform am härtesten. Sie sind zu alt, um noch mit vielen Sparjahren und dem Zinseszinseffekt eine ordentliche Rente zu erzielen, und zu jung, um ihre Altersvorsorge bereits sicher zu haben. Deshalb müssen sie sich besonders sorgfältig um private oder betriebliche Vorsorge kümmern. Die neue Gesetzgebung unterstützt Arbeitnehmer dabei.
Seit 2005 ist das "Alterseinkünftegesetz" in Kraft. Vereinfacht betrachtet, bringt es Nachteile für Rentner und Vorteile für Arbeitnehmer. Die Situation für Rentner: Der steuerpflichtige Anteil der Rente steigt von Jahr zu Jahr in Zwei-Prozent-Schritten. Wer 2005 in Rente ging, zahlte noch auf 50 Prozent seiner Rente Steuern, 2007 sind es schon 54 Prozent, bis 2040 100 Prozent erreicht sein werden (allerdings gibt es Freibeträge). Rentner werden also deutlich weniger Geld zur Verfügung haben.
Mehr Geld pro Monat? Das geht auf die hohe Kante!
Die Situation für Arbeitnehmer: Früher konnten sie "Sonderausgaben für Vorsorgeaufwendungen" bis zu 2.001 Euro pro Jahr von der Steuer absetzen - in der Regel wird diese Grenze von den normalen Sozialbeiträgen überschritten. 2007 sind 64 Prozent (abzüglich des Arbeitgeberanteils) der Vorsorgebeiträge absetzbar, von maximal 20.000 Euro pro Jahr. Dieser Prozentsatz wird in Zwei-Prozent-Schritten erhöht, bis er ab 2025 hundert Prozent beträgt (aber höchstens 20.000 Euro). Berufstätige haben durch diese Änderung mehr Geld im Portemonee. Diese Summe sollte unbedingt fürs Alter gespart werden!
Private Vorsorge wird gefördert, Einzahlungen werden oft steuerlich begünstigt oder ganz von der Steuer befreit. Und schon ab 25 Euro pro Monat kann man sinnvoll fürs Alter sparen. Eine gute Altersvorsorge ruht dabei auf drei Säulen: gesetzliche Rente, betriebliche Vorsorge und private Verträge. Auch ein Eigenheim kann eine gute Vorsorge sein, wenn man darin später mietfrei wohnt. Im Durchschnitt wird empfohlen, dass Erwachsene etwa sechs bis zehn Prozent ihres Bruttoeinkommens für ihre Altersvorsorge zurücklegen sollten. Und es gilt: Je früher man anfängt, umso besser. Der Zinseszinseffekt ist der beste Freund des Sparers. Wer 90.000 Euro bei Rentenbeginn haben will, muss 30 Jahre lang 110 Euro im Monat sparen - oder 15 Jahre lang 340 Euro (bei einer angenommenen Rendite von fünf Prozent). Die Schwierigkeit: Welches Produkt ist das Richtige?
Riester-Rente
Die gesetzliche Rente fällt immer magerer aus. Deshalb fördert der Staat seit 2002 den Aufbau einer privaten Zusatzrente - genannt Riester-Rente nach Ex-Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD). Diese Produkte gewähren dem Anleger vom Beginn seiner Altersrente an ein lebenslanges monatliches Zusatzeinkommen. "Die Riester-Rente ist für die meisten sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer ein attraktives privates Altersvorsorgeprodukt", sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Besonders profitieren Familien mit Kindern von den staatlichen Zulagen und Steuervorteilen. Denn wie viel Förderung man erhält, hängt vor allem vom Familienstand und von der Zahl der Kinder ab.
Im Jahr 2007 bekommen Singles 114 Euro Grundzulage, Ehepaare das Doppelte. Beide Partner müssen aber einen eigenen Vertrag haben. Für den Nachwuchs gibt es Extrageld: 138 Euro pro Kind. Ab 2008 fördert der Staat noch großzügiger: Dann gibt es jährlich 154 Euro Grundzulage plus 185 Euro für jedes Kind. Und für jedes nach Silvester 2007 geborene Kind fließen sogar 300 Euro pro Jahr auf das Riester-Konto.
Grundvoraussetzung für die Förderung ist, dass der Sparer aus eigener Tasche Beiträge zahlt. Den vollen Zuschuss gibt es, wenn man in diesem Jahr mindestens drei Prozent seines sozialversicherungspflichtigen Vorjahresbruttoeinkommens (maximal 1.575 Euro) in einen Riester-Vertrag einzahlt, abzüglich der Zulagen. Wer weniger anlegt, bekommt die Förderung nur anteilig. Der Mindesteigenbeitrag – so heißt der geforderte Sparbetrag im Fachjargon – beträgt 60 Euro pro Jahr.
Ein Beispiel: Eine vierköpfige Familie mit einem sozialversicherungspflichtigen Vorjahresbrutto von 30.000 Euro muss in diesem Jahr 900 Euro sparen, um die maximale Förderung zu erhalten. Von dieser Summe übernimmt der Staat 504 Euro in Form von Zulagen (114 Euro pro Ehepartner mit je eigenem Vertrag plus 138 Euro je Kind). Die Familie muss also nur 396 Euro aus eigener Tasche aufbringen. Als Faustregel gilt daher: Je mehr Kinder und je geringer das Einkommen, desto größer ist der Anteil der staatlichen Förderung.
Gut zu wissen: Verheiratete Frauen oder Männer können auch dann in den Genuss der Riester-Förderung kommen, wenn sie selbst nichts investieren. Der Trick: Ihr Ehepartner unterschreibt für sich selbst einen Riester-Vertrag, in den er den nötigen Mindestbeitrag einzahlt. Daneben schließt er für seinen Partner einen weiteren Vertrag ab. Dieser erhält dann die staatlichen Zulagen für sich und die Kinder ausgezahlt, ohne selbst einzuzahlen.
Die Riester-Produkte sind sehr sicher. Denn bei allen geförderten Verträgen müssen zu Beginn der Auszahlungsphase mindestens alle eingezahlten Beträge einschließlich der staatlichen Zulagen zur Verfügung stehen. Riester-Produkte gibt es bei Banken, Investmentgesellschaften oder Versicherungen. Tendenziell gilt: Banksparpläne und private Rentenversicherungen sind für sicherheitsorientierte Anleger interessant. "Wir empfehlen bei kleinen Beiträgen, wie zum Beispiel den reinen Zulagenverträgen für den nicht verdienenden Ehepartner, aus Kostengründen eher Banksparpläne", sagt Verbraucherschützer Nauhauser. Aktienfonds sind zwar riskanter, bieten allerdings langfristig die Möglichkeit einer höheren Rendite. Empfehlenswert: Bevor man einen Riester-Vertrag unterschreibt, sollte man am besten unabhängigen Rat (zum Beispiel von einer Verbraucherzentrale) einholen.
Lebensversicherung
Die Verbraucherzentralen sehen Lebensversicherungen sehr kritisch: "Geldanlagen und Versicherungen sollte man nicht vermischen", meint Merten Larisch, Altersvorsorgeexperte der Verbraucherzentrale (VZ) Bayern. "Deshalb raten wir meist von Lebensversicherungen für die Altersvorsorge ab." Paare, die sich trotz der schwachen Rendite für Lebensversicherungen entscheiden, sollten zwei Verträge abschließen, in gleicher Höhe für jeden. Das ist einfach und gerecht. Wenn nur ein Partner eine Lebensversicherung hat, wird bei einer Scheidung beim Versorgungsausgleich nur der bis dahin erreichte Rückkaufswert geteilt - ein finanzieller Verlust. Auf jeden Fall sollten Frauen, deren Männer eine Lebensversicherung abschließen, für sich das "unwiderrufliche Bezugsrecht" eintragen lassen - so können sie (etwa nach einer Trennung) nicht heimlich vom Vertrag ausgeschlossen werden.
Rentenversicherung
Eine Rentenversicherung ist eine grundsolide Anlage. Der große Vorteil: Gezahlt wird lebenslang - auch dann noch, wenn das ursprüngliche Sparkapital längst aufgebraucht ist. Man kann sie als Riester-Vertrag abschließen, als Rürup-Vertrag (siehe unten) oder einfach so. Dann bekommt man keine staatliche Förderung, ist aber auch an keine Auflagen gebunden, kann Rentengarantiezeiten vereinbaren oder Beitragsrückzahlung an die Erben. Eine solche Rentenversicherung sollte die Wahlmöglichkeit lassen, ob man das Geld mit 65 auf einen Schlag (Kapitalwahlrecht) oder als monatliche Rente ausgezahlt bekommt. So bleibt man flexibel. Merten Larisch erklärt: "Frauen werden älter als Männer, das wissen auch Versicherungen. Weil das von Frauen angesparte Geld länger reichen muss, bekommen sie eine kleinere private Rente als Männer, die genauso viel eingezahlt haben. Das macht traditionelle Rentenversicherungen für Frauen weniger attraktiv."
Banksparplan/Fondssparplan
Nach Einschätzung von Maria Larisch ist bei einem flexiblen Banksparplan die Rendite verhältnismäßig gut, weil die Gebühren niedrig sind und kein teures Risiko mitversichert wurde. Vor allem junge Sparer können sich für gemischte Aktien- und Rentenfondssparpläne entscheiden - bei einem langen Anlagehorizont können sie Börsenflauten aussitzen. Viele Frauen haben einen kleinen Sparplan, den sie kündigen, wenn das erste Kind kommt. Dabei wäre es fair, wenn ihr Mann sagen würde: "Wenn du bei unserem Kind zu Hause bleibst, unterstütze ich das, indem ich weiter in deinen Vertrag einzahle." Sollte die Partnerschaft bestehen, bis der Tod die beiden scheidet, können sie das angelegte Geld als Rentner gemeinsam nutzen - das gilt natürlich für jede Anlageform. Sollte ein Familienrichter die Ehe beenden, ist die Rentenlücke der Frau durch die Kindererziehungszeit nicht so groß. Das ist nur gerecht
Rürup-Rente
Seit 2005 gibt es eine weitere Rente, die einen Männer-Namen trägt, diesmal von Bert Rürup, Wirtschaftsweiser und Berater der Bundesregierung. Die Rürup-Rente ist allein für die persönliche Zusatzabsicherung in der Rentenzeit gedacht. Der Fachbegriff heißt "kapitalgedeckte Leibrente" - gezahlt wird ab dem 60. Geburtstag. Ein früherer Rentenbeginn ist nicht möglich, auch keine Einmalauszahlung, kein Verkauf, kein Beleihen, kein Vererben. Das macht diese Sparform für Familien unattraktiv. Wer will, kann im Rürup-Vertrag Berufsunfähigkeit absichern, den Ehepartner oder Kinder, solange es für diese Kindergeld gibt - aber das senkt die Rendite. Auch die Rürup-Rente ist im Alter, genau wie die gesetzliche Rente, steuerpflichtig.
Lassen Sie sich beraten
Was auch immer Sie favorisieren - eine gute Beratung ist wichtig, sonst kann man bares Geld verlieren. Der erste Schritt ist, die Rentenauskunft der BfA zu besorgen, beim Arbeitgeber nach betrieblicher Altersvorsorge zu fragen und auszurechnen, wie viel Geld im Alter zur Verfügung stehen beziehungsweise wie hoch die Rentenlücke ausfallen wird. Im zweiten Schritt muss man kontrollieren, wie viel Geld man im Monat aufbringen kann, um diese Lücke, wenigstens annähernd, zu stopfen. Beraten lassen kann man sich bei Verbraucherzentralen, unabhängigen Versicherungsberatern, Banken und Versicherungen. Ruhig mehrfach!
Zugegeben - jede Form der Altersvorsorge belastet den Geldbeutel. Aber lieber mal auf das neue Paar Schuhe verzichten, das Auto zwei Jahre länger fahren und einmal weniger Urlaub machen, als im Alter arm zu sein.
Mehr zum Thema Altersvorsorge in den verschiedenen Lebenslagen und viele nützliche Tools gibt es auch unter www.boerse-online.de.