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Rückkehr in den Beruf Wenn der Mann nicht mitzieht, klappt es nicht

Ein Haushalt schmeißen und die Kinder versorgen - damit geben sich mittlerweile nur noch wenige Frauen zufrieden. Trotzdem planen viele den beruflichen Wiedereinstieg erst, wenn die Kinder "aus dem Gröbsten raus" sind. Dann stoßen sie jedoch noch immer auf einige Probleme. Warum dazu manchmal sogar der eigene Mann gehört und wie die Politik diesen Frauen helfen will, lesen Sie hier.

Mehrjährige Familienpause - und raus bist du?

Vor allem in den westlichen Bundesländern ist es immer noch ein häufig anzutreffendes Familienmodell: Wenn die Kinder kommen, gibt die Mutter zunächst ihren Beruf auf und kümmert sich um den Nachwuchs. Der Vater, während dieser Phase der Haupternährer seiner Familie ist, treibt auch deshalb seine Karriere voran, um den Lieben daheim die nötige Sicherheit zu bieten.

Doch spätestens, wenn die Kinder die Grundschule hinter sich lassen, denken die meisten Frauen über eine Rückkehr in den Beruf nach: 80 Prozent, so schätzt das Bundesfamilienministerium, möchten dann zumindest stundenweise arbeiten gehen. Was ja nicht nur unter dem Aspekt der eigenen Bedürfnisse Sinn machen kann, sondern auch im Hinblick auf das Familieneinkommen - von der späteren Rente mal ganz abgesehen.

Der Weg zurück in den Job - ganz schön steinig

Wenn die Frauen sich jedoch konkret daran machen, wieder im Arbeitsleben Fuß zu fassen, erleben sie oft eine böse Überraschung: Nicht nur, dass sie häufig die Erfahrung machen müssen, dass eben diese Arbeitswelt ihnen mit Vorbehalten begegnet - selbst in der eigenen Familie stößt ihr Wunsch nicht immer auf volle Unterstützung. In der Studie "Beruflicher Widereinstieg nach der Familiengründung. Bedürfnisse, Erfahrungen, Barrieren" fand das Heidelberger SINUS-Institut fünf offenbar besonders schwer zu meisternde Hürden auf dem Weg von Müttern zurück in den Beruf.

Erste Hürde: Der Partner

Ursache dafür ist nach Meinung der Wissenschaftler vor allem die unbewusste Einstellung vieler Männer, dass es zwar mittlerweile eine Option ist, vor der Geburt des Kindes das Arbeitspensum zu reduzieren, aber nicht, wenn das Kind langsam älter wird. Auch fürchten sie einen Karriereknick, wenn sie zweitweise ihre Stunden reduzieren, bis ihre Partnerin sich wieder im Berufsleben etabliert hat. Für sie ist die Berufstätigkeit beider Elternteile deshalb in erster Linie eine organisatorische Frage - aber die bleibt oft genug an der Mutter hängen.

Zweite Hürde: Die Kinderbetreuung

Das alte Lied: Vor allem in den alten Bundesländern fehlen vielerorts Betreuungsplätze. Außerdem sind diese stellenweise so teuer, dass sich die Familien fragen, ob es sich dann überhaupt lohnt, wenn die Mutter wieder arbeiten gehe. Für Wiedereinsteigerinnen mit älteren Kindern sind vor allem die Schulferien ein Problem: Hat sie beispielsweise einen Halbtagsjob, der sich mit den Schulstunden gut vereinbaren ließ, muss sie für die schulfreie eine Betreuung organisieren.

Dritte Hürde: Vorurteile von Chef und Kollegen

Nach einer mehrjährigen Auszeit fehlt oft das fachliche Know-how

Viele berufstätige Mütter kennen das: Die wirklich spannenden Projekte werden nicht ihnen übertragen, weil man sie für weniger flexibel hält. Kollegen und Chefs beobachten zudem argwöhnisch, ob kranke Kinder für häufige Fehlzeiten sorgen.

Nach einer mehrjährigen Auszeit stehen die Rückkehrerinnen jedoch noch vor einem ganz anderen Problem: Nicht nur die technische Entwicklung, sondern auch das fachliche Wissen sind in den vergangenen Jahren rasant vorangeschritten. Hat sich die Frau nicht während ihrer Zeit zuhause bemüht, am Ball zu bleiben, kann es im schlimmsten Fall passieren, dass sie in ihrem alten Beruf überhaupt nicht mehr Fuß fassen kann und sich nach einem neuen Beschäftigungsfeld umsehen muss.

Vierte Hürde: Die eigenen Gefühle

Die kürzlich von der Konrad-Adenauer-Stiftung vorgestellte Studie "Eltern unter Druck" belegte es einmal mehr: Eltern und vor allem Mütter, die versuchen, Familie und Beruf zu verbinden, haben schnell das Gefühl, es niemandem wirklich recht machen zu können. Die Angst, ob die Kinder durch eine zu frühe Fremdbetreuung Schaden nehmen könnten, hält viele Frauen ebenso von der Rückkehr in den Beruf ab wie die Sorge, im Büro nicht mehr als kompetente Arbeitskraft akzeptiert zu werden.

Fünfte Hürde: Das liebe Geld

Beim Ehegattensplitting bleibt vom Gehalt der Frau oft kaum etwas übrig

Das Ehegattensplitting wird von vielen jungen Paaren dankbar genutzt: Wenn die Frau einige Jahre im Beruf aussetzt, um sich der Kindererziehung zu widmen, scheint der finanzielle Vorteil äußerst verlockend. Aber: Geht die Frau, die die schlechtere Steuerklasse gewählt hat, dann wieder arbeiten, bleibt von ihrem Verdienst für sie kaum noch etwas übrig - und das geht oft auch noch für die Kinderbetreuung drauf. Für die Forscher des SINUS-Instituts ist das ein wichtiger psychologischer Aspekt, ebenso wie die Frage der Krankenversicherung. Denn sobald die Frau wieder berufstätig ist, schmälern die Sozialversicherungsbeiträge ihr ohnehin meist nicht gerade üppiges Gehalt noch weiter.

Wiedereinsteigerinnen - für Unternehmen ein Gewinn

66 Prozent aller Frauen sind hierzulande berufstätig, aber nur 34 Prozent gehen einer Vollzeittätigkeit nach. 48 Prozent der weiblichen Berufstätigen verdienen ihr Geld als Mini-Jobberinnen, Teilzeitkräfte oder als freie Mitarbeiterinnen. Und wie sieht die Perspektive für Rückkehrerinnen aus der Familienpause aus? Im vergangenen Jahr waren durchschnittlich 60.000 Wiedereinsteigerinnen arbeitslos gemeldet - das sind fast neun Prozent aller arbeitslos gemeldeten Frauen.

Gelingt einer Mutter der Wiedereinstieg, gibt es nur Gewinner

Eigentlich absurd: Die große Mehrheit dieser Frauen ist hoch motiviert, bereit, sich auf Neues einzulassen oder ihr fachliches Know-how durch Weiterbildungen auf den neusten Stand zu bringen - ein Drittel von ihnen hatte das sogar schon während der Elternzeit getan. 80 Prozent von ihnen waren laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit jünger als 40 Jahre, 87 Prozent hatten eine abgeschlossene Berufsausbildung vorzuweisen. Offenbar gibt es in vielen Personalabteilungen jedoch immer noch starke Vorbehalte gegenüber Müttern, die eine längere berufliche Auszeit genommen haben.

Grund genug für das Bundesfamilienministerium, zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) pünktlich zum Weltfrauentag am 08.03. das Aktionsprogramm "Perspektive Wiedereinstieg" zu starten. Dieses soll auf drei Säulen fußen: einem Internetportal mit Lotsenfunktion, das im Laufe des Jahres online gehen soll sowie ein Kooperationsprogramm mit der Wirtschaft, für das der Europäische Sozialfonds 14 Millionen Euro bereitstellt. Das Programm wird derzeit von Frauen- und Wirtschaftsverbänden sowie Beratungsstellen erarbeitet und soll nach dem Start im Herbst bis 2010 laufen. Als dritte Säule sollen bereits bestehende Bündnisse und Förderprogramme, etwa die "Infobörsen für Frauen" sich schwerpunktmäßig mit den Belangen von Wiedereinsteigerinnen beschäftigen. BA-Vorstandsvorsitzender Klaus Weise kündigte daneben an, für die Weiterqualifizierung der Frauen in diesem Jahr bis zu 175 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen und Unternehmen, die eine Frau nach der Babypause einstellen wollen, zu beraten.

"Gelingt einer Mutter um das 40. Lebensjahr der Wiedereinstieg, gibt es nur Gewinner", stellte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei der Vorstellung des Aktionsprogramms klar. "Die Berufsrückkehrerin hat die Chance, die rund 27 verbleibenden Erwerbsjahre bis zum Erreichen der Altersgrenze intensiv zu nutzen." Vorteil für die Unternehmen: Berufsrückkehrerinnen hätten nicht nur die Familienplanung bereits hinter sich, sondern seien zudem "hoch motiviert, zuverlässig und reich an Lebenserfahrung und Kompetenz. Diese Erkenntnis muss in Zeiten eines nahenden Fachkräftemangels jeden pfiffigen Personaler aufhorchen lassen."

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