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Amy Chua Ist Strenge die Mutter des Erfolgs?

Nur Bestnoten zählen und drei Stunden Geige spielen spielen pro Tag ist Pflicht. Mit ihrem Buch über die chinesische Erziehungsmethode hat Yale-Professorin Amy Chua in den USA heftige Reaktionen hervorgerufen. Heute erscheint "Die Mutter des Erfolgs" auch in Deutschland - und schon gehen die Diskussionen über Drill in der Erziehung los. ELTERN family hat mit Amy Chua gesprochen. Lesen Sie hier Auszüge aus dem Interview. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung.

"Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte"

Vor drei Jahren forderte der Psychologe Michael Winterhoff in seinem Bestseller "Warum unsere Kinder Tyrannen werden" deutsche Eltern auf, ihren Kindern gegenüber wieder strenger zu sein. Jetzt kommt Amy Chua, in den USA geborene Tochter chinesischer Einwanderer, und legt noch eins drauf: Mit einem ordentlichen Maß an Strenge werden Kinder nicht nur diszipliniert, sondern zu Bestleistungen angetrieben, behauptet die Autorin und zweifache Mutter. "Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte" lautet der Untertitel ihres Buchs, in dem sie den chinesischen Erziehungsstil erklärt. Siegen - das heißt im Fall der älteren Tochter Sophia zum Beispiel ein Auftritt in der Carnegie Hall im zarten Alter von 14 Jahren.

Amy Chua "Die Mutter des Erfolgs", ab dem 25. Januar im Handel. Nagel & Kimche, 256 Seiten, 19,90 Euro

Mit chinesische Erziehung lauter Wunderkinder?

Will sich da eine verbissene Mutter einfach nur beweihräuchern? Nein, in "A Battle Hym of the Tiger Mother", wie der Originaltitel lautet, zeigt Chua nicht nur ihre persönliche Erfolgsgeschichte auf. Das Buch erklärt, warum es so viele chinesische oder koreanische Musikgenies und Musikwunderkinder gibt: Weil ihre Eltern das Beste von ihnen gefordert haben. Und es hält den westlich geprägten Eltern einen Spiegel vor: "Westliche Eltern geben generell zu schnell auf", kommentiert Chua. Wenn das Kind nach einem halben Jahr auf das eine Instrument keine Lust mehr habe, dann versuche man es halt mit einem anderen. "Es soll ja Spaß machen." Spaß an einer Sache stellt sich nach Meinung von Chua aber erst ein, wenn man sie beherrscht.

Mit Strenge zu Selbstbewusstsein

EF-Autorin Bettina Koch, die sich mit Amy Chua getroffen hat, empfiehlt Eltern, das Buch zu lesen. Denn es regt zum Nachdenken über die eigenen Verhaltensmuster an und enthält auch Thesen, denen westlich geprägte Eltern zustimmen können. Zum Beispiel die Grundeinstellung chinesischer Eltern, die Chua im Interview mit ELTERN family erläutert:
"Wir trauen unsern Kindern etwas zu - also verlangen wir auch etwas von ihnen. Es geht darum, das Beste aus dem Kind zu holen. Wer gut in etwas ist, bekommt dadurch Selbstbewusstsein."
Wenn man aber liest, was die Juristin ihren Kindern auf dem Weg zum Erfolg alles abfordert und verbietet, stockt einem eher der Atem.

"Was meine Töchter niemals durften":

  • bei Freundinnen übernachten
  • Kinderpartys besuchen
  • im Schultheater mitspielen
  • sich beklagen, dass sie nicht im Schultheater mitspielen dürfen
  • fernsehen oder Computerspiele spielen
  • sich ihre Freizeitaktivitäten selbst aussuchen
  • eine schlechtere als die Bestnote bekommen
  • nicht die Klassenbeste sein
  • ein anderes Instrument spielen als Klavier oder Geige

"Wer bei facebook rumhängt, wird nicht glücklich"

Aber brauchen Kinder nicht auch Entspannung und Freiraum, um glücklich zu sein? "Ich bezweifle, dass westliche Kinder glücklicher sind", kontert Chua. "Wer drei Stunden fernguckt oder bei facebook rumhängt, hat nichts für seine Persönlichkeit gewonnen."

Völlig daneben - oder mit einem Funken Wahrheit?

Was halten Sie von den chinesischen Erziehungsmethoden? Sollten sich deutsche Eltern davon etwas abgucken - oder sind Sie absolut dagegen? Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare!

Lesen Sie mehr von Amy Chua

Das vollständige Interview mit Amy Chua können Sie in der März-Ausgabe von ELTERN family lesen, ab dem 16. Februar im Handel.

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