Vier Frauen über ihre Erfahrungen als Vollzeit-Mütter

Hier schildern vier Frauen, warum sie sich bewusst dazu entschieden haben, aus dem Berufsleben auszuscheiden, als die Kinder kamen - und welche Reaktionen sie nach diesem Schritt erleben haben.
Achtung: Zugunsten des offenen Wortes haben wir uns entschieden, die Mütter nicht im Bild zu zeigen und ihre Vornamen zu ändern.
"Unser Familienmodell wird nicht wertgeschätzt"
Andrea* (27 Jahre) Sachbearbeiterin, verheiratet, zwei Söhne (elf Monate und drei Jahre), sagt:
"Dass ich nicht arbeite, nimmt unsere Umgebung leider sehr negativ auf. Mich ärgert das. Ständig werde ich gefragt, wann der Kleine in die Krippe kommt, und ich zurück in den Job gehe.
Meine Familie und unsere Kinder erfüllen mich. Leider darf man das nicht laut sagen, wenn man nicht als dummes Hausmütterchen abgestempelt werden will. Man wird richtig klein geredet.
Die Berichterstattung geht überall dahin, dass jeder spätestens mit einem Jahr sein Kind in der Kita abgibt. Aber ich will unsere Kinder nicht nur morgens mit einem Frühstuck abfertigen und abends ins Bett bringen.
Ich fühle mich oft wie ein Exotin. In meinem Umfeld arbeiten alle Mütter, aber nicht alle, weil sie wirklich müssen. In Wahrheit wollen sie nur nicht ihren hohen Lebensstandard aufgeben. Sie bekommen ein Kind, kaufen ein Haus, haben zwei Autos und machen weiterhin mehrere Urlaube im Jahr. Das kann man natürlich nur mit zwei Gehältern finanzieren."
"Der dümmste Job ist mehr wert als das, was ich als Mutter und Hausfrau leiste"
Jana (36 Jahre) gelernte Pflegefachkraft, verheiratet, drei Kinder (elf, vier und ein Jahr alt), sagt:
"Familienarbeit ist genauso wichtig wie Erwerbsarbeit? In der Theorie vielleicht, aber das, was ich jeden Tag leiste, wird nicht annährend so wertgeschätzt wie der langweiligste, dümmste Job.
Hinter vorgehaltener Hand wird jede Mutter, die sich für die Familienarbeit entscheidet, für bequem gehalten. Oder für beschränkt, weil sie zugunsten der Hausarbeit und Erziehung erhebliche finanzielle Nachteile und Risiken in Kauf nimmt. Da kann man ja nur blöd sein, oder? Falsch. Unsere Entscheidung ist bewusst gefallen, und die Risiken sind uns auch bewusst. Dafür hätte ich gern ein bisschen mehr Respekt.
Gern wird übersehen, dass wir uns um die alten Eltern kümmern und einen Großteil der ehrenamtlichen Arbeiten, die in Kindergärten und Schulen anfallen, übernehmen. Da halten sich die berufstätigen Eltern bedeckt. Aber bei Advents- und Sommerfesten und Schultombolas, die wir vorbereiten, lassen sich von uns gern den selbstgebackenen Kuchen servieren."
"Bitte keine Zustände wie in Frankreich"
Alexandra (28 Jahre), Fotografin, verheiratet, ein Sohn (sechs Monate), sagt:
Die meisten Mütter mit kleinen Kindern in meinem Umfeld müssen arbeiten. Glücklich ist damit keine. Ich finde nicht, dass wir Zustände wie in Frankreich brauchen, wo viele Mütter Psychopharmaka schlucken, um das auszuhalten.
Ich habe nach meinem Studium in den USA fünf Jahre lang einen nicht sehr spannenden Bürojob gemacht und vor knapp zwei Jahren gekündigt. Eigentlich wollte ich mich als Fotografin selbstständig machen, aber kurz darauf wurde ich schwanger. Damit war klar, dass ich mit der Geburt unseres Kindes sofort wieder ausfallen würde. Also habe ich das erst mal vertagt und unglaublich genossen, ganz entspannt und voll konzentriert schwanger sein zu dürfen.
Mein Tag ist auch ohne Job gut ausgefüllt. Wenn ich etwas Zeit habe, bemühe ich mich schon, was Sinnvolles zu machen - wobei das doch meist in Hausarbeit endet. Aber eigentlich finde ich, dass man als Mutter auch nicht ständig Sinnvolles tun muss. Ich versuche, mich in meiner knappen freien Zeit auch um mich selbst zu kümmern. Dadurch wird man eine bessere Mutter. Wenn ich mal eine Stunde in der Sonne sitzen und einen Kaffee trinken kann, bin ich gleich viel ruhiger und entspannter."
"Mütter, die nicht arbeiten müssen, werden eigentlich beneidet"
Tanja (40 Jahre), Werbekauffrau, verheiratet, zwei Söhne (ein und drei Jahre alt), sagt:
Ein Jahr nach der Geburt meines ersten Sohns bin ich mit einer Teilzeitregelung zurück in den Job gegangen, und, ganz ehrlich, es war furchtbar. Ich hatte einen 25-Stunden-Vertrag, aber in einer Leitungsfunktion war das definitiv nicht machbar. Ich habe zwar gut verdient, aber in dem Jahr zwischen den beiden Kindern auch viel Geld ausgegeben. Ständig musste ich auf den letzten Drücker in teuren Geschäften einkaufen. Auch die Müdigkeit in der zweiten Schwangerschaft hat mir zugesetzt.
Mit dem zweiten Kind stand jedenfalls fest, dass ich zu Hause bleibe. Ich glaube, es ist extrem wichtig, für Kinder präsent zu sein, und zwar so, dass es für die Kinder und die Eltern schön ist.
Zum Glück lebe ich in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem man akzeptiert, dass Mütter zugunsten der Familie auf Karriere verzichten. Ich persönlich spüre daher keinen Druck, in den Job zurückzugehen. Aber außerhalb meiner Kreise ist das anders. Da gibt es viel Neid."
Was sagen Sie zu den Berichten dieser Mütter? Sprechen sie Ihnen aus dem Herzen - vielleicht auch, weil Sie ganz ähnliche Erfahrungen gemacht haben? Oder können Sie die Haltung der vier Befragten überhaupt nicht nachvollziehen?
Wir sind gespannt auf Ihre Meinung und Ihre persönlichen Erfahrungen. Deshalb freuen wir uns sehr, wenn Sie diese in Form einer Email an uns schicken. Wir veröffentlichen hier Ihren Beitrag!