Klar, einen gänzlich stressfreien Familienalltag gibt es nicht! Aber sich bewusst zu machen, was Stress auslösen kann, hilft bereits dabei, Lösungen zu finden:
Stressfaktoren ermitteln
Familie zu haben ist schön – kann aber auch ganz schön anstrengend sein. Doch was macht den Familienstress eigentlich aus? Ist es das umgeschüttete Glas Apfelsaft beim Mittagessen? Die Diskussionen beim morgendlichen Anziehen, wenn der Wetterbericht Schneesturm angesagt hat, die dreijährige Tochter aber darauf besteht, das rosa Sommerkleidchen anzuziehen? Oder ist es die mangelnde Zeit, die man für sich hat, um wieder zur Ruhe zu kommen?
Jede:r von uns hat seine ganz persönlichen Stressfaktoren, die sie oder ihn durch den Alltag begleiten. Notiere doch mal eine Woche lang die Situationen auf einem Block, die du persönlich als anstrengend und stressig empfindest. Du wirst erstaunt sein, was da alles zusammenkommt. Und du wirst um so klarer erkennen, was du vielleicht persönlich verändern könntest, damit dein Familienleben etwas nervenschonender abläuft.
Perfektion aufgeben
Ein familien-physikalisches Gesetz besagt: Perfektion ist umgekehrt proportional zur Familiengröße. Soll heißen: Wenn man als Paar zusammenlebt, bekommt man das mit den gebügelten Hemden, sauberen T-Shirts und dem aufgeräumten Wohnzimmer wahrscheinlich noch ganz gut hin.
Wenn ihr dann ein Kind habt, bügelt er sich vielleicht morgens schnell das Hemd, dass er anziehen will und sie zieht sich direkt aus dem Wäschekorb einfach ein sauberes T-Shirt über. Bei zwei und mehr Kindern, muss der Wäschekorb erstmal gefunden werden, ihr sammelt alles auf, was auf dem Boden liegt und stopft es dann in die Maschine –wenn mal T-Shirts und Hemden darunter sind, um so besser.
Lasst euch helfen
Sisyphus wäre mit seinem Fels glücklich geworden, hätte er gewusst wie es ist, täglich Hausarbeit leisten zu müssen. Nichts bleibt, alles vergeht – das gilt besonders für saubere Fußböden, frisch geputzte Fenster und aufgeräumte Kinderzimmer. Wenn ihr anfangt, nachts vom Bügeln und Fensterputzen zu träumen, dann lasst euch helfen. Auch wenn das Haushaltsbudget kleiner ist, eine Putzhilfe muss ja nicht wöchentlich kommen, sondern vielleicht nur einmal im Monat – zum Beispiel zum Fensterputzen oder um die klebrigen Böden zu wischen.
Nicht zu viel vornehmen
Vormittags Babyschwimmen, nachmittags Einkaufen, dazwischen Geburtstagskuchen backen und die Wohnung aufräumen: Bei einem Pensum wie diesem ist Stress vorprogrammiert. Denn was ohne Kinder nur im Laufschritt zu erledigen ist, ist mit Kindern einfach nicht zu schaffen. Als Eltern seid ihr Multi-Tasking-Talente, ob ihr nun wollt oder nicht – aber auf die Dauer kann das natürlich ziemlich anstrengend sein. Also schaltet zwei Gänge runter, setzt Prioritäten und nehmt euch für den Tag das vor, was wirklich wichtig ist – oder was sein muss und keinen Aufschub duldet.
Freundschaften und Kontakte pflegen
Mit der Familiengründung wird die Pflege der Freundschaften oft nicht leichter. Entweder habt ihr selbst so viel um die Ohren, dass ihr einfach nicht mehr mit den Sozialkontakten hinterherkommt oder eure vielleicht noch kinderlosen Freunde wollen euch nicht stören und melden sich auf einmal immer seltener. Dabei sind Freunde und generell Kontakte mit anderen Erwachsenen gerade für Eltern mit Babys und Kleinkindern unglaublich wichtig. Ein stabiles Netzwerk kann euch auffangen, wenn mal alles zu viel wird. Also auch wenn ihr vielleicht manchmal einfach nur froh seid, eure Ruhe zu haben, ruft mal bei den Liebsten an und verabredet euch. Gebt euch gegenseitig Zeit mit euren Freunden. Denn Zeit mit ihnen ist ein wunderbarer Weg, Kraft zu tanken für den nicht immer so ganz stressfreien Familienalltag.
Freiräume gewähren
Das leitet wunderbar über in den nächsten Punkt: Freiräume gewähren. "Zum Glück brauchst du Freiheit, zur Freiheit brauchst du Mut", schon der griechische Staatsmann Perikles hatte anscheinend eine große Familie und Schwierigkeiten, sich loszueisen. Aber was der antike General vor fast 2.500 Jahren feststellte, gilt auch heute noch. Schenke Freiraum: Dein Partner oder deine Partnerin würde gerne mal wieder in die Sauna und du möchtest dich schon lange mit einem alten Bekannten zum Essen treffen? Super, ermöglicht es euch! Denn durch diese kleinen Ausflüge aus dem Familienalltag tankt ihr beide Energie.
Ab und zu ein Tapetenwechsel
Mal ehrlich: Wie läuft ein durchschnittliches Wochenende für gewöhnlich ab? Samstags einkaufen gehen, Wäsche waschen und den Rasen mähen (wer denn einen hat) und sonntags vielleicht ins Schwimmbad oder zu Oma zum Kaffeetrinken. Aber was könnte man in diesen 48 Stunden noch so alles erleben?
Schon zwei Stunden Anfahrt lohnen sich für ein Wochenende auf einer Berghütte, an einem See zum Zelten oder in die Ferienwohnung von Bekannten. Ihr könnt dort nichts anderes tun, als euch mit den Kindern zu beschäftigen, zu schlafen oder spazieren zu gehen. Der Familienalltag mit den nie enden wollenden To-dos muss mal warten. Und ihr bekommt in zwei Tagen ein Gefühl, als ob ihr im Urlaub gewesen wärt.
Strukturen aufbauen
Es hört sich vielleicht ein bisschen spießig an, aber ein Tagesablauf mit erwartbaren Programmpunkten ist gar nicht so schlecht, um dem Familienalltag eine Struktur zu geben. Zum Beispiel eine Orientierung an festen Essenszeiten und Abläufen über den Tag hinweg hilft auch Kindern, sich zurechtzufinden und den Tag greifbarer zu machen. Und auch für dich ist es ein Vorteil, denn du hast feste Zeitfenster, die du verplanen kannst oder die grundlegend geblockt sind.
Über Erziehung sprechen
Du bist der Meinung, dass es nur dann Eis gibt, wenn die Sonne scheint und Grundschüler:innen nur an Silvester länger als 21 Uhr aufbleiben sollten? Dein:e Partner:in sieht das aber anders und deshalb gibt es wegen Kleinigkeiten wie diesen regelmäßig Stress in der Familie.
Aber wann habt ihr zum letzten Mal richtig über eure Ansichten gesprochen? Damit ist nicht gemeint über Erziehungsprobleme, sondern über eigene Erziehungserlebnisse, über die Hintergründe, die einen selbst Regeln aufstellen lassen, die, von außen betrachtet, manchmal sinnlos oder willkürlich erscheinen.
Erklärt einander, warum euch was wichtig ist – zum Beispiel, dass euer Kind zu regelmäßigen Zeiten ins Bett geht. Und warum eine "Eiserlaubnis" witterungsabhängig ist. Gemeinsam könnt ihr dann einen Mittelweg wählen, der für Eltern und Kinder in Ordnung ist.
Zeit zu zweit einplanen
Vergesst eure Beziehung nicht – das ist leichter gesagt als getan. Was helfen kann, sind regelmäßige Paarabende. Das kann ganz entspannt mit einer gemeinsamen Lieblingsserie und bestellter Pizza auf der Couch sein. Oder ihr nehmt euch eine:n Babysitter:in und geht mal wieder richtig schick essen oder mit Freunden weg.