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Elterngeld Arbeitslos? Nein, Vater in Elternzeit!

Elterngeld: Arbeitslos? Nein, Vater in Elternzeit!
© Halfpoint / iStock
Stefan Frey hat ein Jahr lang Elternzeit genommen - und bekam dafür nicht nur Beifall: Bekannte fragten, warum er seine Karriere riskiere, Fremde, ob er arbeitslos sei. Nun hat Frey ein Buch für Väter geschrieben und rät: "Wage den Schritt, auch wenn Du nicht überall Zuspruch bekommst."

Sie haben ein Jahr lang Elternzeit genommen - die meisten Väter belassen es bei zwei Monaten. Im Rückblick betrachtet: Würden Sie eher ein Jahr empfehlen?
Ja. Für zwei Monate lohnt sich doch der ganze Aufwand nicht. Ich sehe diese zwei bezahlten Vätermonate eher als einen Anreiz, sich als Vater überhaupt mit dem Thema Elternzeit auseinanderzusetzen. Wenn man wirklich die komplette Verantwortung für sein Kind übernehmen will, dann muss man schon länger daheim bleiben.

Viele Männer haben Angst, dass ihnen das beruflich Nachteile einbringt. Und Sie sind bei Ihrem damaligen Arbeitgeber doch auch auf Gegenwehr gestoßen.
Dass es so schwierig und teilweise so unter die Gürtellinie gehen würde, damit habe ich nicht gerechnet. Mein Chef konnte mit meinem Vorhaben überhaupt nicht umgehen. Als ich ihn darüber informierte, sagte er mir: "Ich habe drei Frauen in meiner Abteilung sitzen, und von allen hätte ich das erwartet, aber doch nicht von Ihnen." Meinen Plan, in Teilzeit zu arbeiten, hat er erst einmal abgeblockt. Das hat mich schnell zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Auch von meinem Vater und meinem Schwiegervater kam Kritik und die Frage "Was soll das denn jetzt? Du hast doch beruflich Erfolg, warum wirfst du das denn jetzt einfach hin?"

Und wie haben die Kollegen reagiert?
Von den Vorgesetzten kamen in der Folge immer wieder spöttische Kommentare wie "Dann hast du doch schon den Rock an" oder "Dann bist du doch schon beim Häkeln". Von meinen engeren Kollegen kamen eher neugierige Nachfragen, manchmal auch Bemerkungen, die sicher nicht böse gemeint waren, die ich wegen den unfairen Bemerkungen meiner Vorgesetzten dann auch negativ aufnahm. Ein Beispiel war die Frage, wann ich denn in Mutterschutz gehen würde. Gerade von Kolleginnen bekam ich jedoch Zuspruch.

Ist die Elternzeit für Väter also wirklich ein Karriereknick?
Nein, das würde ich nicht sagen. Ich arbeite mittlerweile in einer anderen Firma, weil meine Aufstiegschancen bei meinem alten Arbeitgeber eh' limitiert waren. Wenn man so wie ich während der Elternzeit Teilzeit arbeitet, sollte man darauf achten, dass man mit einem Aufgabengebiet betraut ist, dessen Erfolg und Fortschritt sich gut messen lassen. Viele Frauen, die in Teilzeit arbeiten, kennen die Situation bestimmt: Wenn man nicht immer da ist, entsteht beim Vorgesetzen häufig der Eindruck, dass man weniger produktiv ist. Teilzeitkräften wird genauer auf die Finger geschaut. Da ist es hilfreich, wenn man leicht Ergebnisse vorweisen kann.

Ein Argument für die Elternzeit lautet: Väter sammeln daheim Erfahrungen, von denen auch der Arbeitgeber profitiert. Haben Sie dafür ein Beispiel?
Im Büro hat man eine gegebene Verantwortung - daheim bestimmt dann plötzlich das Kind den Takt. Das ist eine ganz andere Verantwortung und eine erdige Erfahrung, die man mit einem Managerseminar vergleichen kann. Man verliert ein Stück weit die Kontrolle und muss sich ganz neu einstellen, ein neues Gespür für die Dinge entwickeln und lernen, mit Extremsituationen umzugehen. In einer solchen Extremsituation war ich zum Beispiel, als unsere Tochter Antonia mit dem Lauflernwagen umgekippt und aufs Genick gefallen ist. In dem Augenblick war ich der einsamste Mensch auf der Welt. An solchen Erfahrungen wächst man persönlich, was einem beruflich dann zugute kommt.

Welche Erfahrungen haben Sie denn auf dem Spielplatz oder beim Babyturnen gesammelt?
Na, als Mann bricht man da schon in eine Frauendomäne ein. Auf dem Spielplatz waren manche am Anfang etwas skeptisch und haben sich nach ein paar Wochen wahrscheinlich gefragt, wie man denn so lange Urlaub haben könne. Beim Kinderturnen gab es dann eher praktische Probleme mit der Sammelumkleidekabine. Eine Alltagserfahrung, die ich eines Tages im Supermarkt gemacht habe, war übrigens der Aufhänger für mein Buch: Eine ältere Dame dachte, ich sei arbeitslos, weil ich mich um Antonia kümmere und meine Frau arbeiten geht. Das hat mich sprachlos gemacht.

Haben Sie drei Tipps für Väter, die mit dem Gedanken spielen, in Elternzeit zu gehen?
Eigentlich nur zwei für Väter:

1. Versuche ein erstklassiger Vater zu sein und keine zweitklassige Mutter.
2. Wage den Schritt, auch wenn Du nicht überall Zuspruch bekommst.

Für Führungskräfte in den Unternehmen habe ich folgende Empfehlung:

Geben Sie einem Vater, wenn er diesen Schritt machen möchte, die Chance. Ihr Mitarbeiter wird wichtige Erfahrungen machen, persönlich wachsen und loyaler. Ganzheitliche Führung fängt damit an, den Mitarbeiter ganzheitlich wahrzunehmen.


Das Interview führte Eva Schwartmann

Buchtipp: "Papas große Zeit"

Der Ratgeber für Väter von Stefan Frey ist im Novum Verlag erschienen, hat 106 Seiten und kostet 15,50.

www.novumverlag.at

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