Anzeige
Anzeige

Schauspielern Wir machen Theater!

Theaterspielen macht fröhlich, fantasievoll und einfühlsam, fördert Ausdrucksvermögen und Teamgeist. Alles, was theaterbegeisterte Kinder wissen müssen, um auf der Bühne ganz groß rauszukommen.

"Für Kinder ist Theaterspielen großartig, weil man dabei richtig über die Stränge schlagen darf", sagt der Berliner Schauspielerlehrer Johannes Kiebranz. Man darf Intrigen spinnen, mit Ausdrücken um sich werfen und handfeste Auseinandersetzungen vom Zaun brechen, mal ist man Junge, mal Mädchen. Für Kinder heißt Theater spielen, sich zu verkleiden und so zu tun, als sei man eine andere Person. Dann gesellen sich weitere Personen dazu, es passiert etwas, und danach ist alles vorbei. Im Prinzip ist es das auch.

Wenn man allerdings Verständnis für das, was Theater sein kann, vertiefen möchte, sagt Johannes Kiebranz, kann man sich mit folgenden Fragen befassen: Welche Personen spielen mit? Gibt es in dem Stück gute und böse Menschen? Wie sind sie? Klug, ängstlich, gemein? Was denken sie übereinander? Wo sind die Personen am Anfang, wo gehen sie hin? Haben sie ein Problem? Wer ist schuld daran? Wie versuchen sie, es zu lösen? Wer hilft ihnen? Was passiert zum Schluss?

Zum Theaterspielen braucht man eigentlich nur eine Geschichte. Man muss sich nicht mal verkleiden, obwohl das natürlich schon der halbe Spaß ist. Für den Anfang eignen sich am besten kleine Szenen, Einakter und Sketche für zwei bis fünf Personen.

Bühne frei und Vorhang hoch

So, jetzt heißt es "Bühne frei und Vorhang hoch" für ein paar Theatertricks, mit denen jedes Stück ein Erfolg wird: Je nach Wetter kann man die Bühne drinnen oder draußen aufbauen. Super ist eine Bühne mit Tür, durch die die Schauspieler auf- und abtreten können. Im Gang oder Zimmer dahinter deponiert man Kostüme und Requisiten. Für einen Nebenraum kann man auch den hinteren Teil der Bühne abtrennen, indem man eine Schnur spannt und ein Laken als Sichtschutz darüberhängt. Auch Bett und Badewanne lassen sich zur Bühne umfunktionieren (in der Wanne kann man super mit Handpuppen spielen!).

Sobald das Stück und die Rollen feststehen, macht man eine Liste der benötigten Möbel und Gegenstände. Nicht zu viele oder sperrige Requisiten auswählen, damit das Aufstellen und Abräumen bei der Aufführung wie am Schnürchen klappt. Aus dem Fundus (Verkleidungskiste) das zur Rolle passende Kostüm aussuchen. Für Prinzessinnen ein helles, langes Kleid und Krone, für Räuber Weste, Stiefel, Hut und Bart. Und der Erbschleicher steckt in einem engen Sakko und hat glatt nach hinten gegelte Haare. Geschminkt wird kräftig mit Faschingsoder Theaterschminke. Normales Makeup ist nicht ausdrucksstark genug.

Einstimmen wie die Profis

Dir zeig ich\

Warm-ups und Improvisieren: Damit lockern Profis Stimmbänder, Muskeln und angespannte Nerven und trainieren ihr Raum- und Körpergefühl - Schauspieler müssen sich ausdrucksstark bewegen. Für Warm-ups eignen sich verschiedene Fortbewegungsarten (Laufen, Radfahren, Skaten, Rudern), die man in Zeitlupe ausführt. Oder man schwebt wie ein Raumfahrer durchs All, stapft, falls vorhanden, durch Schnee, steht bis zum Hals im Wasser, kriecht in ein Maulwurfsloch, schlägt sich durchs Unterholz oder flieht im Zickzack vor einem Nilpferd.

Um die Stimmbänder zu lockern, ruft man laut "Hoho, wer lauert hinter dieser Tür?", schreit um Hilfe oder imitiert Tierstimmen. Bühnenkämpfe sind bei Kindern natürlich ganz besonders beliebt. Damit niemand verletzt wird, braucht man viel Körperbeherrschung und Geschicklichkeit. Zuerst trainiert man Zweikämpfe. Massenschlägereien la Bud Spencer & Terence Hill hebt man sich für später auf. Boxen: Fäuste ballen, mit einer Faust ausholen und auf den Gegner zielen. Bevor man den anderen berührt, den Schlag abstoppen und sich gleichzeitig mit der anderen Faust selbst gegen das Schlüsselbein schlagen. Ohrfeigen: Kräftig ausholen, kurz vor der Wange abstoppen und dabei laut "Paff" rufen. (Oder das Opfer jault: "Autsch!") Immer auf die Wange, die vom Publikum abgewandt ist, zielen, damit die Zuschauer den Trick nicht sehen.

Worauf es ankommt, ist, dass beide einen passenden Gesichtsausdruck machen. Das Opfer jammert mit schmerzverzerrtem Gesicht, während sich der Angreifer mit "Dir zeig ich's! Na warte!" anfeuert. Irgendwann geht einer zu Boden. Auch das muss man üben: langsam auf die Knie gehen und seitwärts hinsetzen. Zunächst, ohne sich mit den Händen abzustützen (das Gewicht liegt mehr auf den Oberschenkeln als auf dem Po). Jetzt die eine Hand ans Herz drücken. Mit der anderen stützt man sich ab und schiebt dann den Unterarm vor, bis Arm, Oberkörper und Beine ausgestreckt sind. Dann den Kopf auf die Schulter sinken lassen.

Wichtige Szenen werden effektvoll mit Geräuschen und Musik untermalt. Einen nächtlichen Besuch begleiten Rascheln und Käuzchenrufe, beim Überbringen einer traurigen Nachricht erklingt eine wehmütige Melodie. Sound-Effekte am besten vorher aufnehmen und an der passenden Stelle abspielen. Diese Geräusche kann man selbst machen: Klappernde Wagen- oder Mühlräder: Mit einer Wäscheklammer eine Spielkarte am Rahmen eines Rads anbringen, sodass sie die Speichen berührt, dann das Rad drehen. Rascheln und knisterndes Feuer: Zeitungsoder Backpapier zusammendrücken.
Pferdegetrappel: mit zwei leeren Plastikbechern, offene Seite unten, rhythmisch auf den Tisch trommeln. Laufen: Schuhe über die Hände ziehen und damit auf den Tisch hauen. Regen: Butterbrotpapier mit einem Gummiring über ein leeres Glas spannen und darauf Reisekörner rieseln lassen. Gespensterstimmung: in Gläser und Flaschen unterschiedliche Mengen Wasser einfüllen, die Finger anfeuchten und damit über den Rand fahren. Oder: langsam in die Öffnung einer dickbauchigen, leeren Flasche blasen. Oder: Metallketten schütteln. Donner: Mit einem großen Stück dünnem Blech die Luft fächeln. Und noch etwas: Ein Theaterstück macht viel Mühe. Deshalb unbedingt Freunde und Verwandte zur Aufführung mit anschließender Premierenparty einladen.

Bücher, DVDs & Links für angehende Schauspieler

Heidi Schroeder: "Theater spielen mit Kindern", ALS-Studio-Reihe, 8,20 Euro

Peter Thiesen: "Schlapplachtheater" und "Drauflosspieltheater", Beltz Verlag, beide 9,90 Euro

"Mozart und Marionette" mit Peter Ustinov, DVD

Neu in Familie

VG-Wort Pixel