Worum geht es in "Drachenmdächen"?
Die neunjährige Xin Chenxi und die 15-jährige Chen Xi besuchen eine Kung-Fu-Schule in China. Für die Dokumentation "Drachenmdächen" gewähren sie Einblick in ihr Leben - eines, das bestimmt ist von Drill, Disziplin und Konkurrenzdruck, aber auch einer tiefen Sehnsucht nach den Eltern. So erweitert sich der Fokus des Films von der reinen Beschreibung des harten Schulalltags auch auf die heutige chinesische Gesellschaft und die gravierenden Probleme, vor denen gerade Familien stehen.
Denn die stehen noch unter einem ganz anderen Druck als Eltern und Kinder hierzulande: Oft müssen sowohl Väter als auch Mütter schon ihre ganz kleinen Kinder verlassen, um an einem anderen Ort Arbeit zu finden - und zwar nicht nur für ein paar Wochen, sondern über Jahre. Der Nachwuchs wächst derweil bei den Großeltern auf oder besucht eine solche Schule wie die hier gezeigte. Wirkliche Nähe zwischen den Familienmitgliedern kann so natürlich kaum entstehen. Doch auch wenn es in der Dokumentation berührende Momente gibt, in denen sowohl die Töchter als auch ihre Väter diesen Umstand bedauern - keiner von ihnen stellt diese Situation wirklich infrage. Alles wird dem seltsamen Paradox untergeordnet, sich sowohl ins Kolektiv einzufügen als auch durch harte Arbeit etwas zu erreichen. Und so scheint es für den Vater der neunjährigen Xin Chenxi auch kein Widerspruch zu sein, wenn er zum einen die Trennung von seinem Kind bedauert, diese aber zum anderen in einem Telefonat für unser westliches Verständnis ziemlich brüsk anfährt: "Was willst du denn mit einem vierten Platz im Wettbewerb? Du musst dich mehr anstrengen, damit du den ersten machst!"
Eltern.de-Bewertung für "Drachenmädchen":
Wer wird "Drachenmädchen" lieben?
Wer hochwertige Dokumentationen mag, sollte "Drachenmädchen" nicht verpassen. Der Film folgt der klassischen Schule und enthält sich jeden Kommentars, lässt dafür aber seine Protagonisten und die starken Bilder sprechen - und die tun es umso nachhaltiger! Auch wer sich für fremde Kulturen und den Alltag in ganz anderen Gesellschaftssystemen interessiert, bekommt hier einen wirklich fundierten Einblick. Nicht zuletzt lohnt sich der Besuch einer Vorstellung von "Drachenmädchen" auch für Fans asiatischer Kampfsportarten und für alle, die sich mit Buddhismus auseinandersetzen. Denn der Film stellt dem Drill an der Schule auch die eher auf Mediation abzielenden Übungen der Mönche des weltberühmten Shaolin Tempels gegenüber - und zwar ohne dabei in esoterischen Kitsch abzudriften.
Für wen ist "Drachenmädchen" weniger geeignet?
Wer mit Dokumentationen überhaupt nichts anfangen kann, wird sich bei "Drachenmädchen" eher langweilen. Auch sollte man ein grundsätzliches Interesse an der Thematik und eine gewisse Neugier auf fremde Kulturen mitbringen.
Ab welchem Alter ist "Drachenmädchen" empfehlenswert?
Zwar ist "Drachenmädchen" ab sechs Jahren freigegeben, doch dürfte angesichts der Thematik und der dokumentarischen Form klar sein, dass dieser Film nicht für jüngere Kinder gemacht wurde. Jugendliche ab 14 Jahren aber werden sich mit den Protagonistinnen gut identifzieren können und so Fragen über Lebensziele und den Umgang miteinander ganz neu stellen können. Deshalb ist "Drachenmädchen" auch ideal für einen Ausflug mit der Schulklasse, um anschließend solche Themen zu diskutieren. Und ganz sicher werden diese Schüler anschließend im Sportunterricht weniger stöhnen.
Mit oder ohne Eltern in "Drachenmädchen"?
Machen wir uns nichts vor: Wahrscheinlich werden Teenager ohne den Tipp ihrer Eltern oder ihrer Lehrer nicht auf die Idee kommen, "Drachenmädchen" im Kino zu sehen - außer vielleicht, sie betreiben selber Kung-Fu. Nichtsdestotrotz wird es für alle ein Gewinn sein, sich den Film gemeinsam anzuschauen: Langweilig wird es nicht eine Minute und im Anschluss daran gibt es viel Gesprächsstoff. Etwa über die Bande zwischen Eltern und Kindern. Oder über die Frage, wie viel man eigentlich in seine Zukunft investieren muss. In jedem Fall werden es bereichernde Diskussionen - für die Eltern wie für ihren Nachwuchs.
Weitere Facts zu "Drachenmädchen":
Kinostart: 28. Februar 2013
Regie: Inigo Westmeier
Länge: circa 90 Minuten
Genre: Dokumentarfilm
FSK: ab sechs Jahren freigegeben
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Was läuft außer "Drachenmädchen" noch im Kino?
Außer "Drachenmädchen" startet heute auch Kalif Storch - ein Film, der als Aufführung eines Puppentheaters schon die Kleinsten fürs Kino begeistern soll. Auch noch neu im Kino: die Komödie Die Bestimmer - Kinder haften für ihre Eltern
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