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Aggressiv, trotzig, ungezogen "Warum ist mein Kind so schwierig?" – das passiert, wenn du diesen Satz änderst

Mädchen streckt frech die Zunge raus
© coldwaterman / Adobe Stock
Es gibt einen Kniff, wie du aus dem Frust über dein "schwieriges" Kind wieder ins zugewandte Handeln kommst. Wenn du diesen neuen Satz verinnerlichst, wird sich vieles ändern.

Kinder hauen, kratzen, beißen, sie wüten und weinen. Alles ganz normal, irgendwie. Aber dein Kind kommt dir besonders extrem vor? Ist oft aggressiv und "terrorisiert" die ganze Familie? Die anderen Kinder spielen fröhlich miteinander auf dem Spielplatz, nur dein Wutzwerg tanzt wieder einmal aus der Reihe … Ging dir schon einmal (oder ständig) der flehende, resignierte Gedanke durch den Kopf: "Warum ist mein Kind so schwierig?!"

Total nachvollziehbar. Verhält das Kind sich schlecht, kommen bei den Eltern schnell Schuld- und Schamgefühle auf. Sie fühlen sich unter Druck, das ungebührliche Verhalten schnell unter Kontrolle zu bringen. Gelingt das nicht, macht das wütend und hilflos. Und dann ist nicht nur das Kind frustriert, sondern die Eltern genauso – und alle fühlen sich wie gelähmt.

Ein wichtiger Perspektivwechsel

Es gibt einen Kniff, wie du aus dem Frust über dein "schwieriges" Kind wieder ins zugewandte Handeln kommst. Es geht um einen einfachen Perspektivwechsel.

Wenn du deinen anklagenden Satz "Warum ist mein Kind so schwierig?!" (der oft vom inneren Echo begleitet wird, "Was mache ich nur falsch?!") durch diesen Satz ersetzt, wird sich vieles ändern:

"Was will mein Kind mir sagen?"

Konzentriere dich nicht mehr darauf, was dein Kind alles falsch macht, sondern frage dich, was es braucht. Lege deinen Fokus also auf diese Herangehensweise: "Mein Kind hat eine schwierige Zeit. Was passiert hier gerade und wie kann ich es unterstützen?"

Nicht meckern, sondern begleiten

Es geht also darum, hinter das Verhalten zu schauen – das übrigens in den seltensten Fällen absichtlich stattfindet, um dich zu ärgern. Reframing nennt man das, wenn herausforderndes Verhalten umgedeutet wird. Das hat nichts mit wegsehen oder schönreden zu tun, sondern ist eine Möglichkeit, anders auf Probleme zu schauen, nämlich nicht problemorientiert, sondern lösungs- und ressourcenorientiert. Du beobachtest dein Kind also eingebettet in (aktuelle) Zusammenhänge und siehst sein Verhalten nicht als feststehenden Charakter-Makel.

Der finnische Psychotherapeut Ben Furman hat dazu passend das "Ich schaffs!"-Motivationsprogramm für Kinder, Eltern und Erzieher:innen entwickelt. Der Grundgedanke ist, Verhaltensauffälligkeiten nicht zu pathologisieren, sondern die Probleme lieber in Fähigkeiten umzuwandeln. Also zu versuchen, die Stärken hinter den vermeintlichen Schwächen zu erkennen. Die Sichtweise ist, dass Kinder nur neue Fähigkeiten erlernen müssen, um Schwierigkeiten zu überwinden. Diese Fertigkeiten müssen geübt werden und das Kind dazu motiviert, seine Ziele zu erreichen.

Fähigkeiten sehen, üben, stärken

Ist dein Kind aggressiv? Dann ist die dahinterliegende Stärke womöglich, dass es eigene Interessen selbstbewusst durchsetzen kann und seine Grenzen behauptet, anstatt sich klein zu machen. Treibt es dich mit seiner Ungeduld zur Weißglut, stehen dahinter womöglich große Neugierde, Aktivität und Bewegungsdrang. Wenn dein Kind andere Kinder beißt oder haut, besteht die zu erlernende Fähigkeit nicht darin, aufzuhören. Was es lernen muss, ist, mit anderen Kindern zu verhandeln und eigene Bedürfnisse konkret zu formulieren.

Die eigentlich wichtige Frage ist nämlich nicht "Warum ist mein Kind so schwierig?", sondern: "Was muss mein Kind lernen, damit das Problem verschwindet?"

Wenn du das erkannt hast, kannst du deine Energie darauf verwenden, es dabei zu begleiten – anstatt in einem immerwährenden (erfolglosen) Machtkampf aus Vorwürfen, Drohungen und Strafen gefangen zu bleiben, um schwieriges Verhalten abzustellen.

Verwendete Quellen: psychologytoday.com, kita-fachtexte.de "Jedes Verhalten macht Sinn"

ELTERN

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