1. Nach dem Essen bloß nicht ins Wasser!
Lasst sie ruhig rein ins Wasser: Es gibt keinerlei Beweise, dass ein vollgefutterter Bauch Krämpfe und Kreislaufprobleme verursachen würde. Sicher, der Körper braucht seine Energie jetzt zum Verdauen, der Bauch ist deshalb stärker durchblutet als andere Körperregionen, und das macht uns etwas träge. Doch nur im Extremfall und nach richtig üppigem Essen kann die ungleiche Blutverteilung zu Schwindel führen. Freibad-Pommes plus Wurst oder ein Spaghetti-Bolognese-Gläschen stecken Groß und Klein aber bestimmt locker weg. Nur Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen und Ältere sollten nach dem Essen tatsächlich aufpassen: Ihr Körper ist dann weniger leistungsfähig. Aber das wissen sie im Normalfall sowieso.
2. Nasse Haare an der Luft machen krank
Auch wenn "Erkältung" so klingt, stimmt das nicht. Vielmehr führen verschiedene Faktoren zur nächsten Rotznase. Zwar wird das Immunsystem angreifbarer, wenn die Kerntemperatur des Körpers unter das Soll von 37 Grad Celsius sinkt. Das passiert aber nicht nur, weil das Kind mit nassen Haaren durch die kühle Abendluft flitzt oder sich an einem frischen Tag auf dem Spielplatz ständig die Jacke vom Leib reißt. Entscheidend ist dagegen, ob es mit Erregern in Kontakt kommt. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt im Winter oder bei kühlen Wetterperioden: Dann sind wir hauptsächlich in Innenräumen und stecken uns dort auch leichter an. Im Winter kommt noch hinzu, dass Heizungsluft die Nasen- und Rachenschleimhäute austrocknet, wodurch Viren leichteres Spiel haben. Und schwupps, bringt der nächste Kita-Keim wieder mal unseren sorgsam durchgetakteten Alltag durcheinander.
3. Spinat macht stark
Auch wenn es Popeye scheinbar gelingt, durch büchsenweise Spinat Supermuskeln zu bekommen: Die Realität sieht anders aus. Die Eigenheit des Comic-Helden beruht auf der gut 130 Jahre alten – und falschen – Annahme, Spinat habe einen enorm hohen Eisengehalt. Doch bei der wissenschaftlichen Untersuchung ist damals etwas schiefgelaufen. Entweder hat sich der Forscher auf getrockneten Spinat bezogen, der eine ganz andere Eisenkonzentration pro Gramm aufweist. Oder es wurde versehentlich ein Komma übersehen, sodass das Gemüse plötzlich nicht mehr nur drei Milligramm Eisen pro 100 Gramm enthielt, sondern 30! Wie der Fehler wirklich entstand, weiß man heute nicht mehr. Dass er keine Superkräfte schenkt, aber schon.
4. Verschluckter Kaugummi verstopft Magen und Darm
Nope. Der Kunststoff-Klops flutscht einfach mit dem restlichen Speisebrei mit und kommt auf dem bekannten Weg meist unbemerkt wieder raus. Verschlucken Kinder oder Erwachsene größere Mengen Kaugummis, bekommen sie aber womöglich Durchfall: Die meisten enthalten unter anderem den abführend wirkenden Süßstoff Sorbit. Richtig gefährlich dagegen kann Kaugummi werden, wenn er versehentlich in der Luft- statt in der Speiseröhre landet und zu Atemnot führt. Deshalb empfehlen Fachleute, Kaugummi erst ab dem Vorschulalter zu erlauben: Kids verstehen dann sicherer, dass sie ihn nicht schlucken sollten – sodass er auch weniger wahrscheinlich in der Luftröhre landet. Passiert es doch: Kind in Bauchlage auf die eigenen Oberschenkel legen und bis zu fünf Mal kräftig auf den Rücken klopfen, um den Atemweg wieder freizubekommen. Funktioniert das nicht, darf bei Kindern ab einem Jahr auch das Heimlich-Manöver angewendet werden (Erste-Hilfe-Kurs für Kinder machen). Ansonsten: Notarzt rufen.
5. Kirschen + Wasser = Bauchschmerzen
Kirschen gegessen, Wasser getrunken, Bauchweh bekommen. Das alte Spiel verheißt am Ende sogar die eigene Beerdigung, wenn man den Ball nicht oft genug fängt. Natürlich Humbug. Aber zumindest die Sache mit den Bauchschmerzen könnte passieren: Weil Kirschen vergleichsweise viel Fruchtzucker und Sorbit enthalten, kann das bei einer zu großen Menge Durchfall und Blähungen verursachen. Deshalb am besten nur so viele Kirschen naschen, wie in die eigenen, zur Schale geformten Hände passen. Und das Wasser? Früher war es oft verunreinigt und konnte krank machen. Heute ist das kein Thema mehr. Es kann aber sein, dass das Obst mit einem Schwall Wasser schneller in den Darm rutscht und die Schmerzen verstärkt. Ganz sicher sind sich die Fachleute da aber nicht.
6. Karotten sind gut für die Augen
Das stimmt nur ein bisschen: Das enthaltene Betacarotin, das der Körper zu Vitamin A umwandelt, ist die Voraussetzung dafür, dass wir hell von dunkel unterscheiden können. Allerdings liefern andere Produkte wesentlich mehr Vitamin A, darunter Spinat, Grünkohl und Feldsalat. Und einen Mangel an Vitamin A haben bei uns ohnehin die wenigsten Menschen. Anders dagegen in Entwicklungsländern: Hier erblinden Kinder häufig aufgrund von Vitamin-A-Mangel. Doch auch ihnen würde es wenig helfen, ganz viele Karotten zu essen: Der Körper kann Betacarotin am besten in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufnehmen. In Risikogebieten (und nur dort!) empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) deshalb für Kinder zwischen 6 und 59 Monaten eine Vitamin-A-Ergänzung.
7. Dreck reinigt den Magen
Der Spruch stammt vermutlich aus der Antike, als Mineralerden zum Heilen eingesetzt wurden. Inzwischen weiß man: Der Magen braucht keinen Dreck, um sich zu reinigen. Es ist eher umgekehrt: Der Magen reinigt den Dreck, macht also die meisten Bakterien und Viren unschädlich. Der Körper trainiert damit sogar sein Immunsystem. Forcieren müssen Eltern das trotzdem nicht, denn manchmal verschluckt das Kind durch Sand und Dreck auch Wurmeier oder -larven, die sich im Körper zu Würmern entwickeln. Sie sind nicht gefährlich, aber unangenehm. In der Kinderarztpraxis gibt es Tabletten oder Saft dagegen. Was vorsorglich hilft: Sandspielzeug immer mal wieder in die Spülmaschine stecken oder mit Spülmittel abschrubben.