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Wild, wütend, stur 7 wichtige Eigenschaften von Kindern, die wir ihnen oft unbewusst abgewöhnen

trotziges Mädchen
© Martina Stumpp / Adobe Stock
Dein Kind ist ständig bockig? Gut! Es stellt unangenehme Fragen, lautstark, im Supermarkt? Super! Im Kinderzimmer herrscht das absolute Chaos? Toll! Auch wenn du es vielleicht nicht glaubst, aber hinter all dem stecken Eigenschaften, die wir auf keinen Fall abgewöhnen sollten.

Elternsein ist wohl die größte Geduldsprobe, der wir uns im Leben stellen können. Doch wenn sich dein Kind das nächste mal trotzig auf dem Boden wälzt, weil es keine Gummibärchen bekommt, hartnäckig und lautstark fragt, warum der Mensch vor dir in der Schlange so komisch riecht, oder es wieder einmal ganz selbstverständlich fragt, ob in deinem Bauch noch ein Baby wächst, weil der so dick ist, mach dir immer bewusst: All das sind Eigenschaften, die es später im Leben weiterbringen wird. 

Unsere Scham ist nicht die unserer Kinder

Kennen vermutlich die meisten Eltern: Das Kind tut etwas und weil es uns so unangenehm ist, sind wir ganz schnell dabei, es ihm abzugewöhnen. Beispielsweise auf hohe Bäume klettern, weil wir Angst haben, dass es abstürzt, bestimmte Fragen in der Öffentlichkeit zu stellen, weil sie uns peinlich sind oder ehrlich Dinge auszusprechen, die wir niemals laut gesagt hätten. 

Dabei geht es hier eigentlich nicht um unser Kind – denn dem ist es herzlich egal, was andere denken könnten – sondern vielmehr um uns und unser eigenes Schamgefühl. Damit wir nicht in Verlegenheit gebracht werden, oder andere doofe Gefühle aushalten müssen, versuchen wir oft das Verhalten unserer Kinder zu regulieren. Das mag sicher in vielen Situationen gut und wichtig sein, doch manche Eigenschaften sind viel besser als sie sich in dem Moment für uns anfühlen. Vor allem, weil es uns im Erwachsenenalter so oft daran mangelt, dass wir uns wünschten, wir hätten sie nicht verlernt. Diese gehören dazu: 

1. Kreativität

Kinder kommen mit einer blühenden Fantasie auf die Welt. Sie spielen mit den einfachsten Gegenständen die fantastischsten Geschichten nach, basteln die tollsten Dinge und haben die witzigsten Ideen. Das kann allerdings schon mal im Chaos enden, wenn das Zimmer sich in eine "Müllhalde" verwandelt, weil noch "ganz schnell" zu Ende gebastelt werden muss, obwohl die Zeit drängt. Gleichzeitig drängen wir ihnen oft die vermeintlich richtigen Lösungen und Ansichten auf, erklären ihnen, dass das doch Quatsch ist und fordern sie auf, "realistisch" zu denken. Dabei nehmen wir ihnen den Raum, sich der Magie ihrer Kreativität hinzugeben, statt genau das zu fördern. Schließlich ist es auch im Erwachsenenalter eine tolle Eigenschaft, durch Vorstellungskraft, Probleme kreativ angehen und lösen zu können.

2. Unabhängigkeit

Kinder streben nach Unabhägigkeit und wollen oft Dinge auf eigene Faust ausprobieren. Das kann uns Erwachsenen schon mal Angst machen oder auch in den Wahnsinn treiben. Alleine anziehen, alleine Brot schmieren, alleine laufen. Das kostet nicht selten Zeit und Nerven, sondern verlangt auch ein großes Maß an Zurückhaltung, Vertrauen und Hoffnung, dass schon nichts kaputt gehen wird und am Ende auch noch alle Knochen heil sind. 

Natürlich gilt es abzuwägen, was geht und was wirklich zu gefährlich ist, aber manchmal ist weniger Hilfe mehr. Denn alleine machen, macht stark. Es boostet das Selbstwertgefühl, macht die Kleinen richtig stolz und wenn es doch misslingt, schult es die Frustrationstoleranz – auch die von uns Eltern. Woher sollen unsere Kinder sonst wissen, was sie alles schaffen können, und zwar ohne ständig von Mama und Papa betüdelt zu werden? Zahlt sich aus – spätestens wenn sie ausziehen und ihr eigenes Leben stemmen müssen.

3.  Risikobereitschaft

Einfach mutig sein und machen, ohne lange vorher alle Eventualitäten abzuwägen, fällt uns Erwachsenen manchmal sehr schwer. Kinder hingegen besitzen eine Leichtigkeit und Neugierde, mit der sie Dinge ausprobieren und sind bereit, ein gewisses Risiko dafür auch in Kauf zu nehmen, während wir Erwachsene manchmal überbesorgt sind und sie ausbremsen. Dabei ist es wichtig, dass schon die Kleinen lernen, Risiken einzuschätzen und mit ihnen umzugehen, um ihre Entwicklung und ihr Selbstvertrauen zu fördern, statt unsere Sorgen zu übertragen. Sie sollen ihre eigenen Erfahrungen sammeln dürfen, um sich später nicht von der Angst leiten zu lassen, sondern vom Vertrauen in sich selbst.

4. Ehrlichkeit

Hach ja, Ehrlichkeit tut manchmal weh und nicht immer muss man seine Meinung lautstark kundtun. Aber oft wäre eine klare, ehrliche und liebevoll verpackte Kommunikation auch im Erwachsenenalter so viel wertvoller als Getratsche oder noch schlimmer Unausgesprochenes, das vor sich hin gärt. Kinder hingegen sagen meist frei heraus, was sie denken oder fragen Fragen, die für uns unangenehm sind. Nicht selten kommen dann Sprüche wie "Psst, nicht so laut" oder "Sowas sagt man doch nicht".

Warum nicht? Nur so können doch Gespräche stattfinden – über Themen und mit Menschen, die sonst vermieden oder verschwiegen werden oder Distanz schaffen, wo eigentlich Nähe und Zugewandtheit her müssen, damit Tabus gar nicht erst entstehen. Ehrlich und empathisch sein lernen Kinder auch, indem sie ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken können und das wiederum ist der Grundstein für eine gesunde Kommunikation und Beziehungen auf Augenhöhe im Erwachsenenalter.

5. Dickköpfigkeit

Es kann heftig werden, wenn Kinder ihren Kopf durchsetzen wollen und stur versuchen, ihr Ding durchzuziehen. Dabei ist die Fähigkeit, sich für etwas einzusetzen, grundsätzlich sehr positiv. Vor allem auch, wenn es darum geht, für sich selbst einzustehen. Sich das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, wenn vor lauter Dickköpfigkeit gerade nichts mehr geht, macht es auch definitiv leichter, das auszuhalten – auch wenn die Gummibärchen an der Kasse im Supermarkt eine Rolle spielen, der Fußboden involviert ist und die ganze Welt zuzugucken scheint. 

6. Wut

Machen wir uns nichts vor: wütende Kinder sind schwer auszuhalten und schwer zu beruhigen, meist hilft nur abwarten und signalisieren: Ich bin da, wenn du bereit bist. Vor allem dann, wenn wir mit unserer Rationalität nicht weiterkommen. Doch was durchaus gut ist an dieser Wut, ist die Fähigkeit Gefühle rauszulassen, statt runterzuschlucken. Das gilt natürlich für die ganze Bandbreite an Emotionen.

Was wir unseren Kindern beibringen sollten, ist daher, Worte für ihre Gefühle zu finden und einen gesunden Umgang damit zu etablieren, statt sie zu negieren. Denn Wut kann auch ein Treiber sein – für Kreativität, Problemlösungen, Veränderungen. Nur reinfressen sollte man sie lieber nicht in sich. Alle Gefühle müssen raus, sonst machen sie Bauchweh. 

7. Hartnäckigkeit

Jedes Elternteil kennt sie: Die WARUM-Phase. Hier gehts ans Eingemachte, wenn die Dinge bis in ihre kleinsten Moleküle hinterfragt werden. Es bringt Eltern schon mal an die Grenzen ihres eigenen Wissensstandes und ihrer Geduld. Aber: Wenn es darum geht, Probleme zu lösen oder bestimmte Fragen zu ergründen, zahlt sich diese Hartnäckigkeit und Ausdauer später aus. Und für Neugierde und Wissenshunger sollte immer Raum sein. Wie schade es wäre, wenn das im Keim erstickt würde, oder?

Das Maß der Dinge

Natürlich ist es nicht immer leicht, all das auszuhalten und manchmal gibt es schlichtweg auch nicht die Zeit oder den Raum. Eltern sind auch Menschen und das zu erleben gehört genauso zum Groß werden dazu, wie zu lernen, was Grenzen sind. Trotzdem ist es hilfreich, sich vor jedem: "Lass das bitte" oder "Kannst du mal leise sein" oder "Das kannst du noch nicht" daran zu erinnern, warum wir das gerade sagen wollen und was die Botschaft dahinter ist. Worum geht es hier gerade wirklich? Wie gefährlich ist es? Ist es mein Thema, oder das meines Kindes? Kann und sollte ich das nicht vielleicht einfach aushalten? 

ELTERN

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