Perfekt inszenierte, geschönte und mit drölf Filtern bearbeitete Fotos, die wie ein Schnappschuss, eine Momentaufnahme "mitten aus dem Leben" wirken sollen, sind zwar schön anzusehen - aber alles andere als authentisch. Ganz im Gegenteil.
Genau das fanden auch die drei Fotografinnen Erika Roa, Lacey Monroe und Natasha Kelly, welche sich 2014 in dem Foto-Kurs "Visual Storytelling" kennenlernten. Gemeinsam wollten sie nun ihre Kunst weiterentwickeln, waren sie doch bereits alle für ihre unperfekten Bilder kritisiert worden. Aus der daraus resultierenden Frustration entstand der Wunsch, endlich etwas echtes und ehrliches zu verbreiten - ihr Projekt "Sham of the Perfect" (dt.: "Der Schwindel des Perfekten") war geboren.
"Wenn unsere Bilder alle ordentlich sein sollen, können wir ja nie Zuhause fotografieren und selbst wenn unsere Wohnungen endlich mal ordentlich genug wären, um darin zu fotografieren, würde es sich im Nachhinein total unehrlich anfühlen", so Erika Roa. "Unser Projekt nimmt gewöhnliche Familien-Fotografie zum Ausgangspunkt, um all das Chaos, das Geschrei, die große Freude und die wichtigen Momente festzuhalten, die passieren, wenn man gerade nicht versucht, es ganz perfekt zu machen."
Lacey Monroe ergänzt: "Wir beschlossen, uns auf unsere Familien zu konzentrieren und mit der Kamera zu zeigen, was es heißt, heutzutage Eltern zu sein. Wir hatten keine Lust mehr auf Fotos, die nur glückliche, lächelnde Kinder zeigen - alles ganz sauber und in gleißendes Licht getaucht. Wir wussten, dass das nicht unser Leben ist und wir waren uns sicher, dass es viele Menschen gibt, die sich nach einer ehrlichen Darstellung von Familienleben sehnen."

"Sham of the Perfect" wurde im Januar 2015 offiziell gelauncht und begeistert seitdem Eltern auf der ganzen Welt. Ob auf der eigenen Website oder ihren Social Media-Kanälen, immer mehr Menschen fühlen sich von dem Projekt angesprochen und beteiligen sich daran, indem sie z.B. bei Instagram auch ihre eigenen Fotos mit dem Hashtag #shamoftheperfect posten. Dass sich die Aktion dadurch noch weiter und weiter verbreitet, ist da natürlich der beste "Nebeneffekt" - gerade weil die drei Fotografinnen selbst Eltern sind und oft den großen Druck verspüren, alles perfekt machen zu müssen.
"Es kommt von überall. Von den Eltern-Büchern, die einem alle etwas anderes sagen, bis zu den Müttergruppen und Foren, wo man ganz schnell angezickt wird, wenn man nicht alles mitmacht. Dazu kommen noch die ganzen Bilder aus der Werbung, von Pinterest und aus den sozialen Netzwerken." sagt Lacey Monroe. Die Darstellung in der Werbung ist dabei mit das Schlimmste. Sie ist meist so konzipiert, dass Otto-Normal-Menschen der Eindruck vermittelt wird, unperfekt zu sein. Weil irgendetwas fehlt. Weil sie irgendetwas (noch) nicht besitzen. Weil sie irgendwie (noch) nicht aussehen. "Ein sauberes Haus haben mit tollem Design und fantastische Mahlzeiten zubereiten - all das während unsere Kinder irgendwelchen padägogisch sinnvollen Tätigkeiten nachgehen, so dass sie Klassenbeste in der Vorschule werden.", ergänzt Monroe.
Die drei Fotografinnen wollen die "echte" Seite der Elternschaft zeigen, die, die eben nicht immer geschniegelt und gestriegelt aussieht. Die mit den Kaffeeflecken, zerzausten Haaren und dem kleinen, bislang noch unbemerkten Loch im Shirt. Die Fotos des Projektes zeigen schmutzige Kinder, chaotische Haushalte, Playdates die aus dem Ruder gelaufen sind - das ganz normale Leben also. Fernab jeglichen Instagram-Filter-Glamours.

Es ist ok, wenn der Haushalt eben mal nicht tip-top ist, oder die Kinder ihre Trotzphase gefühlt bis zum Sankt Nimmersleins-Tag ausgeweitet haben. Es ist genauso ok, auch mal überfordert zu sein, weil sich der Wäscheberg nicht von alleine macht, obwohl man doch gerade dicke Kindertränen trocknen muss. Eltern mit Verantwortung haben nunmal andere Dinge im Kopf, als permanent auf Follower und Klickzahlen zu achten.
Sie wollen mit und in ihrer Familie LEBEN und keine Likes generieren.
"Es ist einer der großartigsten und demütigsten Jobs, die man haben kann." sagt Erika Roa und fügt hinzu: "Die Mühen, die sich Eltern jeden Tag geben, sollten gefeiert werden und die Anstrengungen die sie erleben, sollen gezeigt werden."
Lacey Monroe ergänzt: "Ich würde mir wünschen, dass sich keiner mehr schlecht fühlt, nur weil er oder sie denkt, Zuhause sähe nicht alles perfekt aus." - und diesen Worten stimmen wir zu 100 % zu!

In unserer Galerie seht Ihr eine Auswahl der tollen #shamoftheperfect-Bilder - noch mehr Fotos und weiter Infos zu dem Projekt findet Ihr auch bei Instagram, Facebook und auf deren Blog.