"Ich erlebe fast jeden Tag, den ich zu Hause verbringen kann, unwiederbringliche Momente mit meiner Familie."
Johannis, 27 Jahre alt, Beamter, zwei kleine Kinder, nimmt Elternteilzeit in Anspruch. Er und seine Frau arbeiten jeweils 30 Stunden in einem Schichtsystem. Sie koordinieren ihre Arbeitszeit so, dass entweder Mama oder Papa zuhause ist, um die Kinder zum Kindergarten zu bringen bzw. abzuholen und den restlichen Tag bei ihnen zu sein.
Warum hast Du Dich für die Elternteilzeit entschieden? Für die Entscheidung gab es mehrere Gründe. Zum einen bot sich durch die Teilzeit für mich die berufliche Chance, heimatnah versetzt zu werden, was erheblich mehr Zeit für die Familie bedeutet. Zum anderen wollte meine Freundin gern auch wieder zurück in den Beruf, nachdem sie bei beiden Kindern die Elternzeit übernommen hatte. Die Elternteilzeit ermöglicht es uns nun, etwa genauso viel Zeit für die Kinder da zu sein und genauso viele Stunden an der Arbeit zu verbingen.
Wie hat sich dadurch das Verhältnis zu Deinen Kindern und zu Deiner Partnerin verändert? Es entspannt die Situation sehr, da Carolin jetzt nicht mehr zuhause "gefesselt" ist. Sie ist ausgeglichener und das ist auf jeden Fall gut für unsere Beziehung. Unsere gemeinsame Zeit, nur für uns, ist schon echt rar. Das ist manchmal nicht leicht. Was die Kinder anbelangt: Klar, es gibt nicht nur schöne Tage mit den Zwergen. Es ist schon anstrengend. Aber ihnen die Möglichkeit zu geben, genauso viel von Mama wie von Papa zu haben, war für uns wichtig und stärkt unsere Familie ungemein.
Welche Rolle hat das Geld bei Deinem Entschluss gespielt? Geld spielt immer eine Rolle, vor allem wenn man noch jung ist und das eine oder andere Ziel vor Augen hat. Da wir ja kurz nach Ausbildungsende Kinder bekommen haben, war die Möglichkeit, größere Summen anzusparen, nicht gegeben. Wir haben uns gefragt, ob das tägliche Leben mit reduziertem Gehalt im Zuge der Elternteilzeit zu meistern ist. Das ist es. Größere Ziele, wie Hausbau oder Reisen, müssen wir erst einmal zurückstellen. Dafür gewinnen wir Zeit mit den Kindern und das ist gegen kein Geld der Welt aufzuwiegen.
Wie hat Dein Arbeitsumfeld reagiert? Bei meinem Arbeitgeber ist es eher unproblematisch, da man sich ja auf die Fahnen geschrieben hat, Familie und Arbeit gut zu vereinbaren.
Warum würdest Du es genauso wieder machen? Ich erlebe fast jeden Tag, den ich zu Hause verbringen kann, unwiederbringliche Momente mit meiner Familie. Ich kann meine Kinder zum Kindergarten bringen und sie abholen. Ich kann ihre Entwicklung jeden Tag live verfolgen und aktiv beeinflussen. Mit Küsschen, Lächeln oder Basteleien bedanken sich die Kleinen zudem jeden Tag dafür, dass ich Zeit für sie habe.