Vätermonate Fünf Väter, fünf Elternzeit-Modelle, fünf Einblicke
Väter in Elternzeit? Längst normal, oder? Wir haben bei fünf Vätern nachgefragt. Sie erzählten uns, wie sie sich entschieden haben, wie sie den Alltag mit Kind meisterten, was ihre Arbeitskollegen sagten und ob sie es nochmal so machen würden.
„Ich finde, in unserer Generation sollte es normal sein, dass sich beide Partner alle Aufgaben eines gemeinsamen Lebens teilen.“
Warum hast Du Dich für die Elternzeit entschieden?
Die Frage hat sich mir gar nicht wirklich gestellt. Für mich war es irgendwie selbstverständlich, dass wir uns die Elternzeit möglichst gleich aufteilen.
Wie hast Du diese Zeit empfunden?
Anstrengend und bereichernd. Anstrengend, weil es einfach anstrengend ist, sich um kleine Kinder zu kümmern. Man schläft wenig beziehungsweise unregelmäßig, es gibt häufig Geschrei und volle Windeln. Bereichernd, weil es einfach toll ist, einem kleinen Menschen beim Wachsen zuzusehen. Das Schöne an der Elternzeit ist auch, dass man sich voll und ganz auf das Kind und die Familie konzentrieren kann und die Energie und Aufmerksamkeit nicht durch die Arbeit absorbiert werden.
Wie hat sich dadurch das Verhältnis zu Deinen Kindern und zu Deiner Partnerin verändert?
Als Mann ist es nicht ganz einfach, in den ersten Lebensmonaten des Babys eine enge Beziehung aufzubauen. Mutter und Kind haben – durch die Schwangerschaft, die Geburt und das Stillen – von Anfang an ein enges Band, das sie verbindet. Als Papa muss man sich dieses Band erst langsam aufbauen. Das gelingt nach meiner Erfahrung am besten, wenn man möglichst viel Zeit mit dem Kind verbringen kann. Noch intensiver wird das dann, wenn man sich als Papa auch ohne die Mama um das Kind kümmert. So kann man schon im ersten Jahr neben der stillenden Mutter zur wichtigsten Bezugsperson für das Baby werden. Und das alles dank der Elternzeit.
Was das Verhältnis zur Partnerin angeht: Ich finde, in unserer Generation sollte es normal sein, dass sich beide Partner alle Aufgaben eines gemeinsamen Lebens teilen. Dann wundert man sich nämlich nicht, dass das Essen nicht immer pünktlich auf dem Tisch steht, weil der Alltag mit Kindern einfach chaotisch ist.
Welche Rolle hat das Geld bei der Entscheidung gespielt?
Wenig. Ich finde es schade, wenn Väter nur aus finanziellen Gründen auf die Elternzeit verzichten oder sie nur kurz nehmen. Ich denke, die paar Monate kommt man auch mal mit ein bisschen weniger Geld aus. Geld verdienen kann man sich ein ganzes Arbeitsleben lang. Sich um die eigenen Kinder kümmern, wenn sie noch klein sind, kann man nur wenige Monate im Leben.
Wie hat Dein Arbeitsumfeld auf Deinen Entschluss reagiert?
Durchweg positiv. Auch wenn man einen grummeligen Chef hat, möchte ich alle Väter dazu ermutigen, sich trotz Widerstände für die Elternzeit zu entscheiden. Wir haben ein gutes Recht dazu.