Eine neue Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt: Seit Einführung des Elterngeldes ist die Erwerbsbeteiligung der Frauen von 43 Prozent auf 56 Prozent gestiegen. Und auch der Anteil der Väter, die Elterngeld beziehen, liegt heute bei 43 Prozent und habe sich damit verdoppelt. 2007 waren es noch 20 Prozent. "Ein merklicher Erfolg", betont Dr. Sophia Schmitz vom BiB. Doch was beim ersten Lesen nach einer annähernd gleichen Rollenverteilung aussieht, täuscht. Denn während Frauen meist über einen längeren Zeitraum die Verantwortung für das Baby übernehmen, ist das bei den Vätern selten der Fall. Die "Vatermonate" fallen nämlich oft eher kurz aus.
Väter sind selten mit dem Baby allein
Väter entscheiden sich inzwischen öfter für das Elterngeld. Allerdings nimmt dabei nur jeder zehnte Vater mehr als zwei Monate Elternzeit in Anspruch, die meisten von ihnen planen diesen zeitgleich mit den Müttern ein. Während also die Frauen in ihrer Elternzeit meist die alleinige Versorgung des Kindes in der Abwesenheit des Partners gewährleisten, ist dieser in seinen Vatermonaten nicht auf sich selbst gestellt. Den Großteil der Hausarbeit und das Umsorgen des Kleinen oder der Kleinen liegt damit weiterhin bei den Frauen. "Über die ersten Lebensmonate des Kindes hinaus sind seit Einführung des Elterngeldes kaum weitere Fortschritte bei der Aufteilung der Familienarbeit zu erkennen“, erklärt auch Dr. Mathias Huebener vom BiB.
Fünf Väter, fünf Elternzeit-Modelle, fünf Einblicke
Warum hast Du Dich für die Elternzeit entschieden?
Die Frage hat sich mir gar nicht wirklich gestellt. Für mich war es irgendwie selbstverständlich, dass wir uns die Elternzeit möglichst gleich aufteilen.
Wie hast Du diese Zeit empfunden?
Anstrengend und bereichernd. Anstrengend, weil es einfach anstrengend ist, sich um kleine Kinder zu kümmern. Man schläft wenig beziehungsweise unregelmäßig, es gibt häufig Geschrei und volle Windeln. Bereichernd, weil es einfach toll ist, einem kleinen Menschen beim Wachsen zuzusehen. Das Schöne an der Elternzeit ist auch, dass man sich voll und ganz auf das Kind und die Familie konzentrieren kann und die Energie und Aufmerksamkeit nicht durch die Arbeit absorbiert werden.
Wie hat sich dadurch das Verhältnis zu Deinen Kindern und zu Deiner Partnerin verändert?
Als Mann ist es nicht ganz einfach, in den ersten Lebensmonaten des Babys eine enge Beziehung aufzubauen. Mutter und Kind haben – durch die Schwangerschaft, die Geburt und das Stillen – von Anfang an ein enges Band, das sie verbindet. Als Papa muss man sich dieses Band erst langsam aufbauen. Das gelingt nach meiner Erfahrung am besten, wenn man möglichst viel Zeit mit dem Kind verbringen kann. Noch intensiver wird das dann, wenn man sich als Papa auch ohne die Mama um das Kind kümmert. So kann man schon im ersten Jahr neben der stillenden Mutter zur wichtigsten Bezugsperson für das Baby werden. Und das alles dank der Elternzeit.
Was das Verhältnis zur Partnerin angeht: Ich finde, in unserer Generation sollte es normal sein, dass sich beide Partner alle Aufgaben eines gemeinsamen Lebens teilen. Dann wundert man sich nämlich nicht, dass das Essen nicht immer pünktlich auf dem Tisch steht, weil der Alltag mit Kindern einfach chaotisch ist.
Welche Rolle hat das Geld bei der Entscheidung gespielt?
Wenig. Ich finde es schade, wenn Väter nur aus finanziellen Gründen auf die Elternzeit verzichten oder sie nur kurz nehmen. Ich denke, die paar Monate kommt man auch mal mit ein bisschen weniger Geld aus. Geld verdienen kann man sich ein ganzes Arbeitsleben lang. Sich um die eigenen Kinder kümmern, wenn sie noch klein sind, kann man nur wenige Monate im Leben.
Wie hat Dein Arbeitsumfeld auf Deinen Entschluss reagiert?
Durchweg positiv. Auch wenn man einen grummeligen Chef hat, möchte ich alle Väter dazu ermutigen, sich trotz Widerstände für die Elternzeit zu entscheiden. Wir haben ein gutes Recht dazu.
Karrierenachteile für Mütter bleiben
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat sich durch die Einführung des Elterngeldes sicherlich verbessert. Doch das berufliche Prestige nimmt laut der Studie bei Müttern während der Elternzeit ab. Bei bis zu zwölf Monaten lag der Wert beim Wiedereinstieg in den Beruf bei - 0.76 und bei mehr als einem Jahr mit Baby bei - 0,61. Bei Männern stieg das berufliche Prestige jedoch an. Väter, die mehr als zwei Monate nahmen, hatten sogar einen höheren Wert als diejenigen, die nur zwei Monate einplanten (+ 0,81 | + 0,35). Von den anspruchsberechtigten Müttern beziehen seit der Einführung kontinuierlich über 98 Prozent Elterngeld, so das BiB, die meisten für mehr als zehn Monate. Die durchschnittliche Bezugsdauer bei Vätern im gleichen Zeitraum liege stabil bei rund 3,3 Monaten.
Verwendete Quellen: bib.bund.de, idw-online.de