"Wir werden alle ärmer werden.“ Mit diesem Satz beschrieb Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Ende März die Folgen des Krieges gegen die Ukraine. Die Inflation in diesem Monat betrug etwa sieben Prozent. Tendenz ungewiss. Keine besonders rosigen Aussichten, denn Inflation heißt ja nichts anderes als: Unser Geld ist immer weniger wert. Was bedeutet das für unsere Kinder? Können wir sie ein Stück weit absichern?
Natürlich vermag niemand in die Zukunft zu schauen. Die Vergangenheit zeigte aber: Wer langfristig denkt, konnte mit einer klugen Anlage bisher gut vorsorgen. Das ist die Chance für Eltern und Großeltern, die etwas Geld übrighaben. Bis das Kind ins Ausland geht oder seine Ausbildung beginnt, vergehen 15 oder sogar 20 Jahre. Viel Zeit, das Geld für sich arbeiten zu lassen. Die Schweizer Großbank Credit Suisse zeigt in ihrem aktuellen Jahrbuch: In den vergangenen 122 Jahren betrug die jährliche Rendite für Aktien im Schnitt und in US-Dollar gerechnet 5,3 Prozent. Das sind immer noch weniger als die sieben Prozent Inflation, aber so stark werden die Preise hoffentlich nicht dauerhaft steigen.
Finanzexperten raten dringend, nicht auf einzelne Aktien zu setzen, sondern das Geld über viele Branchen und Firmen zu streuen. Genau das tun aktiv gemanagte Fonds oder ETFs, die einen Index wie den Deutschen Aktienindex DAX nachbilden. Für solche Papiere braucht man ein Depot. Eltern können es auf ihren Namen eröffnen und Fondsanteile für das Kind hineinlegen. So behalten sie auch nach dem 18. Geburtstag von Sohn oder Tochter die Kontrolle, müssen aber, wenn sie selbst Kapitalerträge haben, unter Umständen Steuern zahlen. Die Alternative ist ein Kinderdepot. Hier liegt das Geld klar vom Vermögen der Eltern getrennt – das Kind muss sich ab der Volljährigkeit selbst um seine Finanzen kümmern. Egal, für welchen Weg ihr euch entscheidet: Wichtig ist, dass der Anbieter eine große Auswahl an Fonds und ETFs bietet, dass auch kleine Beträge angespart werden können und möglichst geringe Kosten anfallen.
13-mal sehr gut
Weil all das nicht leicht zu überblicken ist, hat ELTERN das Institut für Vermögensaufbau gebeten, Kinderdepots von Filial-, Fonds- und Direktbanken und Robo-Advisors unter die Lupe zu nehmen und besonders gute Angebote herauszufiltern. 30 Anbieter kamen in den Test, 13 erreichten mindestens 75 der möglichen 100 Punkte und damit eine Fünf-Sterne-Bewertung.
Zum Ergebnis: 30 Kinderdepots im Vergleich (PDF)
Bei unserem Test mussten wir zwischen herkömmlichen Banken und den Robo-Advisors unterscheiden. Robos sind digitale Vermögensverwalter. Sie fragen bei ihren Kunden Anlagewünsche ab, stellen verschiedene Fonds zusammen und kümmern sich automatisiert um die Verwaltung – sie verkaufen Papiere, die nicht gut laufen, und ersetzen sie durch andere. Dafür verlangen die Robos eine Vermögensverwaltungsgebühr. Transaktions- und Depotgebühren sind darin aber in der Regel enthalten. Und sie nehmen den Kunden viel Arbeit ab. Die meisten Robos in unserem Test schneiden sehr gut ab. Fünf von elf Robo-Advisors bieten die Möglichkeit, zwischen mehr als zehn Risikostufen zu wählen – je nach eigener Risikobereitschaft und dem Anlagezeitraum kann man also auf ein eher sicheres Investment oder auf möglichst hohe Rendite setzen.
Der Robo baut das Depot entsprechend zusammen. Bei den Filial-, Fonds- und Direktbanken müssen Eltern diese Arbeit selbst übernehmen. Wir finden es wichtig, dass sie dabei eine möglichst große Auswahl haben. Alle von uns gelisteten Institute bieten mindestens 250 sparplanfähige Fonds an, bei der Hälfte sind es sogar mehr als 1000. Mehr als 250 ETFs mit Sparplan haben 14 Banken im Angebot, vier weitere mehr als 750. Auch wer eine nachhaltige Anlage sucht, wird bei unserer Auswahl fündig. Leider helfen nur 5 von 19 Banken aktiv beim Aufbau des Portfolios. Hier sind die Robo-Advisors naturgemäß besser. Immerhin: Die Mehrzahl der Banken stellt einen Sparplanrechner bereit, mit dem man ausrechnen kann, wie viel Geld über die Jahre zusammenkommt.
Schon kleine Beträge reichen
Sparplan heißt, dass Eltern, Großeltern oder die Paten Monat für Monat einen festen Betrag einzahlen und so nach und nach ein Vermögen aufbauen. 80 Prozent der Anbieter ermöglichen, schon kleine Summen anzusparen, sie verlangen einen Mindestbetrag von 25 Euro im Monat, sechs von ihnen sogar nur von zehn Euro und weniger. Das sollte bei den meisten Familien drin sein, große Sprünge kann das Kind bei solchen niedrigen Sparraten später aber nicht machen. Fast alle Anbieter verzichten auf Depotgebühren. Das ist ein klares Plus, denn laufende Kosten schmälern die Rendite.
Ein Drittel der Unternehmen bietet ETF-Sparpläne ohne Transaktionsgebühren an, mehr als 40 Prozent haben Fondssparpläne ohne Ausgabeaufschläge im Angebot. Das bewerten wir positiv. Weil es viel Mühe macht, sich einen Überblick über die Kosten zu verschaffen, haben wir ausrechnen lassen, was ein Mustersparplan über 50 Euro pro Jahr kostet. Die Spanne liegt zwischen 0 und 39 Euro, ein Anbieter legt im ersten Jahr sogar Geld drauf. Beim Service können die Anbieter leider nicht überzeugen. Nur jeder Zweite stellt Informationen zur Geldanlage für Kinder bereit. Kinder als Zielgruppe – Fehlanzeige. Nur vereinzelt finden sich spielerische Elemente zum Umgang mit Geld. Und nur bei knapp jedem dritten Anbieter können sich Eltern online legitimieren, um das Depot zu eröffnen. Bei 37 Prozent müssen sie in eine Filiale gehen. Nach zwei Jahren Pandemie, in der gefühlt jedes Kind und jede Oma Video-Calls kann, ein ernüchterndes Ergebnis.
So haben wir getestet
Das Institut für Vermögensaufbau hat sich die wichtigsten überregionalen Angebote für Kinderdepots genauer angesehen und für uns bewertet. In den Kategorien "Kosten", "Voraussetzungen", "Investments & Universum" und "Services" wurden 30 Einzelkriterien analysiert. Zum Beispiel: Ist eine Einmalanlage erforderlich? Ab welchem Betrag kann angespart werden? Wie groß ist das Angebot an Fonds und ETFs? Kann ein Anlageprofil ermittelt werden? Pro Kategorie gab es bis zu 25 Punkte. Anbieter mit 75 Punkten und mehr bekamen fünf Sterne.
Die ausgezeichneten Anbieter haben die Möglichkeit, für ihre Außendarstellung ein ELTERN-Siegel zu erwerben. Genauere Informationen zu den Bedingungen, nach denen wir diese Siegel vergeben, findet ihr unter eltern.de/Siegel.
Für den Einstieg
Uff, Geldanlage ist echt nicht so mein Ding, damit kenne ich mich nicht aus? Die Stiftung Warentest erleichtert mit dem Buch "Geldanlage für Anfänger" (19,90 Euro) den Einstieg. Wer mit seinem Geld Gutes tun möchte, findet im Ratgeber "Nachhaltige Geld anlegen" Ideen (19,90 Euro).