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Beruf und Familie Die besten Unternehmen für Familien 2019

homeoffice mutter kind
© AleksandarNakic / iStock
Was bieten familienfreundliche Unternehmen an? Wie unterstützen sie Mitarbeiter? Das haben wir in einer großen Umfrage untersucht. Und gemeinsam mit den Personalmarketing-Spezialisten von TERRITORY Embrace die vorbildlichsten Arbeitgeber Deutschlands 2019 gekürt.

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Alles teilen: Den Haushalt, die Freude über die ersten Wackelschritte des Laufanfängers, den monatlichen Eingang auf dem Familienkonto. Zwei Drittel der Eltern mit Kindern unter drei Jahren fänden es ideal, wenn sich beide Partner gleichermaßen in Beruf und Familie einbringen könnten. Das steht so im letzten Mikrozensus des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Da steht aber auch: Männer mit Kind oder Kindern arbeiten zu 94 Prozent in Vollzeit, Mütter zu 34 Prozent. Laut dem OECD-Bericht „Dare to Share“ tragen Frauen in Deutschland europaweit am wenigsten zum Familieneinkommen bei – im Schnitt 22,6 Prozent des Familienbudgets. Alles teilen. Da ist also noch Luft nach oben. Aber es tut sich was. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass Mütter und Väter die Vereinbarkeit von Beruf und Familie leben wollen, und kommen ihnen bei dem Thema entgegen. Sie richten Kinderbüros ein, in denen der Nachwuchs spielt, bis der Kita-Streik beendet ist. Betriebseigene Kindergärten bieten kurze Wege zum Kind, Kuscheln in der Mittagspause ist möglich. Solche Arbeitgeber machen den Unterschied. Nicht nur für die eigene Belegschaft, sondern auch für das gesellschaftliche Klima. Weil sie Standards setzen, denen andere Betriebe folgen müssen, wenn sie im Wettbewerb um engagierte und gut ausgebildete Arbeitskräfte nicht abgehängt werden wollen. Welche Fortschritte dabei für Eltern erzielt werden, erklärt Ana Fernandez-Mühl, Studienleiterin bei TERRITORY Embrace:

„Ein Beispiel: Das Kind ist krank. Für berufstätige Mütter und Väter eine Herausforderung. Die gesetzliche Regelung – Krankschreibung für das Kind und anteilige Gehaltszahlung durch die Krankenkasse – wird natürlich genutzt, ist aber oft nicht ausreichend. Unsere Studie zeigt, dass die Unternehmen hier ganz eigene, kreative Lösungen finden. Über 40 Prozent der von uns befragten Betriebe bieten die Organisation einer Notbetreuung an, sehr häufig werden Möglichkeiten wie Homeoffice, unbezahlter Urlaub oder der Abbau von Überstunden genutzt. Fast 60 Prozent der Unternehmen, die an der Studie teilgenommen haben, bieten Müttern oder Vätern während der Krankheit des Kindes außerdem einen Lohnausgleich an, zu dem sie gesetzlich nicht verpflichtet wären. Fast 30 Prozent stellen die Mitarbeiter auch länger als die gesetzlich geregelten zehn Tage frei.“
 

So sind wir vorgegangen

Bereits zum zweiten Mal befragten die Personalmarketing-Experten von TERRITORY Embrace für ELTERN bundesweit 141 Betriebe zu deren Familienfreundlichkeit und nahmen anschließend eine Bewertung vor: 98 Unternehmen erhielten in diesem Jahr die höchste Auszeichnung mit fünf oder vier Sternen (die Ergebnisliste sowie die genaue Methodik findest du weiter unten). Die Antworten der teilnehmenden Betriebe auf unseren Katalog von 45 Fragen zeigen, was heute schon möglich ist in der Arbeitswelt. Und dass die Veränderungen weiter Fahrt aufnehmen.

Das ist uns Sterne wert

98 Unternehmen bekamen von ELTERN und TERRITORY Embrace vier oder fünf Sterne.
98 Unternehmen bekamen von ELTERN und TERRITORY Embrace vier oder fünf Sterne.
© Gruner + Jahr

Was ELTERN in den teilnehmenden Betrieben u. a. abfragte:

Familienfreundliches Arbeitsumfeld, etwa:

  • Homeoffice
  • Lohnfortzahlung bei Krankheit des Kindes

Unterstützung bei der Betreuung, etwa:

  • Eltern-Kind-Büro
  • Betriebs-Kita

Flexibilität der Arbeitszeiten, etwa:

  • individuelle Arbeitszeitgestaltung
  • Überstundenabbau

Möglichkeiten für eine Karriere mit Kind, etwa:

  • Rückkehr von Teilzeit in Vollzeit
  • Führungsposition in Teilzeit

Stellenwert von Familienfreundlichkeit im Unternehmen, demonstriert etwa durch:

  • Mütternetzwerk, Väternetzwerk
  • Führungskräfteschulungen zum Thema


Das sind die familienfreundlichsten Unternehmen 2019!

Methodik
Die ELTERN Redaktion hat gemeinsam mit den Employer Branding Experten von TERRITORY Embrace dazu aufgerufen, an der Befragung teilzunehmen. 141 Unternehmen haben sich den 45 Fragen des Online Fragebogens gestellt, der speziell für die Studie entwickelt wurde. Insgesamt wurden fünf verschiedene Themenbereiche abgefragt:

  • Familienfreundliches Arbeitsumfeld
  • Unterstützung bei der Betreuung
  • Flexible Arbeitszeit
  • Karriere mit Kind
  • Stellenwert von Familienfreundlichkeit im Unternehmen

In den jeweiligen Bereichen können ein bis fünf Punkte erreicht werden. Der gerundete Durchschnitt ergibt die Gesamtwertung für jedes Unternehmen. So kann mindestens ein Stern bis maximal fünf Sterne erreicht werden. 98 Unternehmen erreichten dieses Jahr Spitzenwerte von 4 oder 5 Sternen und gehören somit zu den besten Unternehmen für Familien.

Das tut sich im Einzelnen

papa kind check
© Georgijevic / iStock

Unterstützung bei der Betreuung

  • Homeoffice ist in immer mehr Betrieben üblich. 88 Prozent der teilnehmenden Firmen bieten die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten (2018: 81 Prozent).
  • Es werden mehr Zuschüsse zur Kinderbetreuung gewährt. 52 Prozent der Unternehmen beteiligen sich daran (2018: 45 Prozent).
  • Weitere Eltern-Kind-Büros wurden seit dem letzten Jahr eingerichtet. Es gibt sie jetzt in 69 Prozent der Betriebe (2018: 63 Prozent).

Karriere in Teilzeit
Ist noch die Ausnahme, wird aber gemacht, Tendenz steigend. Immerhin 13 Prozent der Führungskräfte in den teilnehmenden Unternehmen haben keinen Vollzeitjob (2018: elf Prozent).

Karriere und Elternzeit
In 87 Prozent der Unternehmen ist Elternzeit für Mütter auch auf der obersten Hierarchieebene üblich (2018: 85 Prozent). Für Väter gilt das nur für 62 Prozent der Unternehmen, diese Zahl hat sich seit dem letzten Jahr nicht verändert.

Elternberatung

  • 79 Prozent der teilnehmenden Betriebe bieten Einzelberatungen an. Der Wert von persönlichem Kontakt und individueller Unterstützung ist also erkannt.
  • In 47 Prozent der Unternehmen wird außerdem mit Elternnetzwerken, Seminaren oder Eltern-Kind-Veranstaltungen der Austausch unter den Mitarbeiterfamilien gefördert.


Elternzeit für Väter
Das ist in fast allen teilnehmenden Betrieben üblich – in der Kurzversion. Nur in 17 Prozent der Unternehmen kommt es häufiger vor, dass Väter sechs Monate Elternzeit oder mehr anmelden.

Unterstützung beim Wiedereinstieg

  • Eingliederungsprogramme bieten 29 Prozent der teilnehmenden Betriebe an (2018: 23 Prozent).
  • Kontakt über Newsletter, Einladungen oder beauftragte Kollegen halten während der Elternzeit 98 Prozent (2018: 92 Prozent).


Stellenwert von Familienfreundlichkeit
Die Unternehmen wollen bei diesem wichtigen Thema wissen, wo sie stehen.

  • 52 Prozent führen deshalb Mitarbeiterbefragungen dazu durch (2018: 47 Prozent).
  • 59 Prozent fragen in regelmäßigen, persönlichen Einzelgesprächen nach (2018: 49 Prozent).

So geht familienfreundlich.

Welche Schwerpunkte Unternehmen setzen, die richtig gut für Eltern sein wollen.

1 Iris und Holger Leisenheimer – gemeinsamer Malerbetrieb

Iris und Holger Leisenheimer
© privat

Iris und Holger Leisenheimer führen im rheinland-pfälzischen Windesheim gemeinsam einen Malerbetrieb, der schon lange auf Frauenförderung setzt. Sie haben zwei Töchter.
Ihre Erfahrung: „Wenn Frauen Kinder bekommen, lässt das Interesse am Beruf erst einmal nach. Das sollte nicht sein.“

Familienbetrieb in vierter Generation: Schon der Vater des heutigen Firmenchefs warb – als einer der ersten Malerbetriebe überhaupt – Mädchen als Auszubildende an. Warum, erklärt Sohn Holger so: „Sie waren einfach besser, was Bildung, Umgangsformen, Sorgfalt betraf.“ Derzeit sind sechs von 16 Mitarbeitern im Handwerksbetrieb Frauen. Zwei Malerinnen befinden sich in Elternzeit. Iris Leisenheimer hofft, dass sie wiederkommen: „Leider gibt es immer wieder Kündigungen nach dem ersten Kind, weil die Mütter sich dann doch lieber Vollzeit darum kümmern wollen.“ Ein Problem vor allem für kleine Handwerksbetriebe, die sich derzeit generell schwer tun, Nachwuchs zu finden. Die Leisenheimers setzen deshalb weiter auf Familienfreundlichkeit, vor allem auf flexible Arbeitszeiten und individuell zugeschnittene Teilzeitmodelle. Es ist ihnen aber auch klar, dass es in großen Unternehmen mehr Möglichkeiten gibt. „Bei uns passiert dafür viel auf der persönlichen Ebene“, sagt Iris Leisenheimer. „Wir haben zum Beispiel einen Mitarbeiter mit einem kranken Kind. Wenn der spontan einen freien Tag braucht, bekommt er ihn. Wer für uns arbeitet, soll Vertrauen haben und auch über Probleme reden. Beim Thema offenes Ohr sind wir noch im Vorteil gegenüber Großbetrieben.“

2 Ute Düvelius, Gesundheitsökonomin

Ute Düvelius
© privat

„Nur wenn es Seele und Körper gut geht, machen Beruf und Familie Spaß“

Ute Düvelius, Gesundheitsökonomin, koordiniert die Themen Gesundheitsmanagement, Balance von Beruf, Familie und Freizeit am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). Die Mutter von vier Kindern spricht auch aus eigener Erfahrung, wenn sie sagt:
„Geht es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seelisch und körperlich gut, ist das gut für ihre Arbeit. Und auch für die Familie. Die doppelte Aufgabe so zu managen, dass beide Lebensbereiche zu ihrem Recht kommen, ist eine große Herausforderung für Eltern, aber eben auch für den Arbeitgeber. Zentral dafür ist, dass wir als Betrieb nicht nur Flexibilität bei der Arbeitszeit anbieten, sondern auch selber flexibel sind. Die Entwicklung möglichst vielfältiger Angebote steht dabei im Fokus. Dafür bewährt es sich, nahe dran zu sein am einzelnen Menschen, auch in einem großen Betrieb wie unserem. Persönlich finde ich es erfreulich, dass immer mehr Väter die Balance aus Familie und Beruf leben wollen. Die Anzahl der Mitarbeiter, die Elternzeit nehmen, steigt bei uns von Jahr zu Jahr.“
 

3 Katrin Sievers – Human Resources-Expertin

Katrin Sievers
© privat

Führungskräfte sind Vorbilder für die Balance von Beruf und Familie“

Drei Fragen an Katrin Sievers. Die Human Resources-Expertin und Mutter von zwei kleinen Kindern legt gerade ein zweimonatiges Sabbatical ein.

Sie sind in der REWE Markt GmbH zuständig für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Welche Angebote werden besonders gern angenommen?
Kinderbetreuung ist ein zentraler Punkt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Märkten können naturgemäß nicht im Homeoffice arbeiten. Umso wichtiger ist es für sie, dass sie ihre Kinder während der Arbeitszeit gut versorgt wissen. Wir arbeiten mit Kitas in der Nähe unserer Arbeitsplätze zusammen, helfen bei der Vermittlung von Kinderbetreuungsplätzen, Tagesmüttern oder Aupairs. Familien sollen selber entscheiden können, wie sie die Betreuung gestalten möchten.

Familie und Beruf unter einen Hut bekommen. Ein Thema, das berufstätige Mütter schon lange begleitet. Wird es immer wichtiger, auch für Väter?
Interessant finde ich, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich bereits beim Einstellungsgespräch dafür interessieren, wie sie beide Bereiche ausbalancieren können. Ich denke, Arbeitgeber werden heute auch danach ausgewählt, welche Perspektiven sie Familien langfristig bieten. Wir haben deshalb unser Beratungs- und Unterstützungsangebot im Bereich Pflege ausgebaut, wir wollen ein Arbeitgeber für das ganze Leben sein. Insgesamt sind bei uns aber immer noch deutlich mehr Frauen als Männer in Teilzeit angestellt, das Verhältnis ist rund 64 zu rund 17 Prozent. Damit Frauen trotzdem aufsteigen können, ist eines unserer Ziele, Führung auch in Teilzeit zu etablieren.

Wie wichtig ist es, dass Unternehmen in den Führungsetagen engagierte Mütter und Väter haben?
Sehr wichtig. Nur dann greift die Vorbildfunktion. Wenn Führungskräfte die Vereinbarkeit von Beruf und Familie selber leben, zeigen sie damit auch, dass Familienfreundlichkeit in der Unternehmenskultur verankert und gewollt ist.

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