Was halten die Unternehmen von Vätermonaten?
Schöne neue Arbeitswelt? Einer Umfrage des Allensbach-Instituts zufolge haben die Personalverantwortlichen in den deutschen Unternehmen endlich erkannt, dass es ihren Arbeitnehmern immer wichtiger wird, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Mehr als 80 Prozent der Befragten aus 508 ausgewählten Unternehmen sehen die Einführung des Elterngeldes demnach positiv.
Noch erfreulicher: Mehr als die Hälfte, 61 Prozent um genau zu sein, heißen es nach eigenen Angaben gut, wenn die Männer in ihrem Unternehmen die Vätermonate in Anspruch nehmen, also innerhalb der ersten 14 Lebensmonate des Kindes mindestens acht Wochen zu Hause zu bleiben. Eine noch größere Anzahl, nämlich 65 Prozent, steht zumindest dem Gesuch von Vätern, nach der Geburt des Kindes ihre Arbeitszeit zu verringern, positiv gegenüber. Tatsächlich ihre Berufstätigkeit beispielsweise für die beiden Vätermonate unterbrochen haben der Umfrage zufolge männliche Angestellte aus 40 Prozent der untersuchten Betriebe. 37 Prozent der Personaler erwarten, dass die Zahl der Männer, die mindestens zwei Vätermonate nehmen wollen, künftig steigen wird.
Und es kommt noch besser: 71 Prozent der Personalverantwortlichen gaben sich überzeugt, dass die Unternehmen in der Verantwortung stünden, ihren Angestellten die Entscheidung für eine Familie zu erleichtern. "Die allermeisten Unternehmensverantwortlichen haben inzwischen ein offenes Ohr für junge Väter und Mütter", jubelte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Für viele Vorgesetzte sei klar, dass junge Eltern die erste Zeit bei ihrem Kind sein wollten - und dass die Männer deshalb auch ihre Vätermonate in Anspruch nehmen würden.
Keine Teilzeit in der Elternzeit - Vater klagt gegen seinen Arbeitgeber
Klingt doch prima, oder? Nun muss man wissen, dass die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts im Zusammenhang mit dem Programm "Erfolgsfaktor Familie" durchgeführt wurde - einer vom Bundesfamilienministerium ins Leben gerufenen Initiative, mit der innerhalb der deutschen Wirtschaft für familienfreundlichere Arbeitsbedingungen geworben werden soll. Könnte es da nicht sein, dass es den befragten Personalern auch darum ging, ihre bisherigen Bemühungen für die bei ihnen beschäftigen Eltern in ein besonders gutes Licht zu rücken?
Dass gerade Väter oft bei ihren Vorgesetzten auf Unverständnis stoßen, wenn sie nicht nur die beiden Vätermonate nehmen, sondern zugunsten ihrer Familie länger beruflich kürzer treten möchten, zeigt ein aktuelles Gerichtsverfahren: Wie die "Financial Times Deutschland" (FTD) berichtet, klagt ein heute 40-jähriger Manager derzeit gegen seinen Arbeitgeber, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Nach der Geburt seiner Tochter vor rund drei Jahren wollte der Kläger Teilzeit arbeiten - das Unternehmen, das übrigens von der Hertie-Stiftung bereits ein Prädikat für die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie erhalten hat, lehnte ab.
Der Manager nahm zwar eine zweijährige unbezahlte Elternzeit, verklagte aber das Unternehmen auf Schadensersatz. Das Urteil soll Mitte August fallen. Gewinnt der Kläger, dann erhielte zum ersten Mal ein Arbeitnehmer Schadensersatz aufgrund einer verweigerten Teilzeitbeschäftigung während der Elternzeit. Ernst & Young verweist jedoch auf "dringende betriebliche Gründe", die in diesem konkreten Fall gegen eine Teilzeitbeschäftigung gesprochen hätten - ein auch vom Teilzeitgesetz vorgesehener Ablehungsgrund. 5,9 Prozent der Männer in Spitzenpositionen würden bei Ernst & Young Teilzeit arbeiten, so ein Unternehmenssprecher zur FTD.
Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer Firma mit Vätermonaten & Co. gemacht?
Wir möchten der Sache nachgehen - und deshalb von Ihnen wissen: Spüren Sie in Ihrer Firma auch, dass Väter und Mütter in Elternzeit mehr Rücksicht erfahren? Dass Ihnen der Wiedereinstieg nach den Vätermonaten oder der Elternzeit erleichtert oder bei der Suche nach einem Betreuungsplatz geholfen wird? Oder ist vielfach noch alles beim Alten geblieben - Überstunden, starre Arbeitszeiten und schiefe Blicke für jeden Mann, der das Wort "Vätermonate" auch nur in den Mund nimmt? Stimmen Sie ab!