Weniger berufstätige Mütter als noch vor einigen Jahren - das kann nicht sein, oder?
Zwar ist der Anteil der berufstätigen Frauen in Deutschland gestiegen: Im Jahr 2006 waren 61,5 Prozent aller Frauen zwischen 15 und 64 Jahren erwerbstätig. Maßgeblichen Anteil an der Steigerung haben vor allem die Mütter, die zunehmend auch nach der Geburt ihrer Kinder weiter einem Job nachgehen. Mit Maßnahmen wie der Einführung des Elterngeldes oder dem Ausbau der Kinderbetreuung will die Politik berufstätige Mütter unterstützen. Frauen, die Familie und Beruf wollen, können also zufrieden sein - oder?
In einer neuen Studie kommt das Institut für Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Essen-Duisburg zu einem weniger optimistischen Schluss. Die Wissenschaftler nahmen dazu nicht nur die Zahl der Arbeitsverhältnisse, sondern auch die geleisteten Wochenarbeitsstunden unter die Lupe. Die Ergebnisse sind zunächst nicht sonderlich überraschend: Da immer noch deutlich mehr Frauen Teilzeit arbeiten als Männer - 2006 waren 87 Prozent der Teilzeitbeschäftigten weiblich, die meisten davon verheiratete Mütter -, sind die wöchentlich von ihnen geleisteten Arbeitsstunden niedriger als die ihrer Kollegen.
Überraschend ist jedoch, dass die Arbeitszeit der Frauen insgesamt in den vergangenen Jahren sogar gesunken ist. So arbeiteten sie im Jahr 2001 im Schnitt 30,2 Stunden pro Woche, während es im Jahr 2006 nur noch 29,1 Stunden waren. Daneben lässt sich ein weiterer Trend beobachten: Während die Väter umso länger arbeiten, je mehr Kinder sie haben, sinken die Arbeitszeiten der Mütter mit zunehmender Kinderzahl. Auch das wäre an sich nicht erstaunlich - wohl aber, dass diese Schere 2006 weiter auseinanderging als noch zu Beginn des Jahrtausends.
Als Ursache für diese Entwicklung gilt jedoch der allgemeine starke Anstieg der Teilzeitbeschäftigung sowie das rasante Wachstum der Minijobs. So ging der Anteil der Vollzeitbeschäftigten von 2001 auf 2006 um sechs Prozentpunkte auf nunmehr 71 Prozent zurück, während der Anteil der Teilzeitbeschäftigten um genau diese sechs Prozentpunkte stieg.
Warum sind Teilzeit- und Minijobs für Frauen so attraktiv?
Damit sind die Arbeitszeiten von Frauen in Teilzeit europaweit die kürzesten. Das hat natürlich Folgen für die Frauen: Ihre Aufstiegschancen sind meist begrenzt, ihre Rentenansprüche geringer - und auch die Arbeitsaufteilung innerhalb der Partnerschaft wird durch die Teilzeittätigkeit meist nicht gerechter. Die Autoren der Studie sprechen in diesem Zusammenhang von einer "modernisierten Versorgerehe". Dabei gilt es zwar als Standard, dass auch die Frau berufstätig ist - aber sie verdient eben nur etwas hinzu, während der Mann weiterhin als Haupternährer fungiert.
Doch warum bleibt vielen Frauen nur der Weg in die so oft kritisierte "Teilzeit-Falle"? Die Wissenschaftler geben auch der Politik eine Teilschuld. Denn die sende "widersprüchliche Signale", indem sie auf der einen Seite die Berufstätigkeit von Müttern propagieren würde, andererseits aber durch das Beharren auf dem Ehegattensplitting und der gegenwärtigen Minijob-Regelung für Frauen starke Anreize schaffen würde, eben nicht mehr als ein paar Stunden arbeiten zu gehen.
Träumen Frauen wirklich von Familie und Vollzeit-Job?
Aber könnte es nicht auch sein, dass die Mehrzahl der Mütter einfach keinen Vollzeitjob will? Zwar werden häufig Umfragen zitiert, nach denen Frauen angeblich gerne mehr arbeiten würden, wenn sie beispielsweise eine gute Kinderbetreuung fänden. Doch vielleicht wollen sich viele auch einfach nicht zwischen Job und Familie aufreiben und dabei stets das Gefühl haben, dass ein Bereich zu kurz kommt? Wir möchten gerne wissen, wie Sie darüber denken – machen Sie mit bei unserer Umfrage!