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Dayan Kodua: "Kinder können alles werden, wenn sie die richtigen Vorbilder haben"

Dayan Kodua: Lehrerin liest Kinder aus einem Buch vor
© Adobe Stock
Die Autorin und Schauspielerin Dayan Kodua hat uns verraten, wieso Kinder Vorbilder brauchen, warum Bildung, Bücher und Motivation für Kinder mit Migrationshintergrund wichtig sind und wie Integration gefördert werden kann.

Viele Kinder in Deutschland haben einen Migrations- oder Flüchtlingshintergrund und Eltern, die in einem fremden Land ein neues Leben aufbauen müssen. Das bedeutet oft Stress und wenig Familienzeit. Die afrodeutsche Schauspielerin Dayan Kodua hatte als Migrantin das Privileg, Bildung und Motivation durch die selbstlose Fürsorge ihrer Eltern zu erfahren, obwohl dies "keine Selbstverständlichkeit war", wie sie sagt. 

Mit ihrer Arbeit als Autorin, Verlegerin und Motivations-Coachin an Schulen mit hohem Migrantenanteil möchte sie Kinder, Jugendliche und Erwachsene inspirieren, ihre Integration fördern und sie selbstbewusst machen. 

Liebe Dayan Kodua, warum liegt dir die Arbeit mit Kindern am Herzen?

Mein Verlag Gratitude steht für Empowerment und Diversität durch das Geschichtenerzählen. Ich möchte neue Vorbilder sichtbar machen. Ich möchte Kinder motivieren und sie mental stärken. Ich möchte Kindern in Deutschland zeigen, dass ihre Sehnsüchte und Wünsche nicht anders sind als die Wünsche eines Kindes in Afrika. Ich möchte Brücken zwischen verschieden Kulturen bauen. Und damit das Leben und vielleicht sogar den Werdegang vieler Kinder verändern. 

Auch Bildung ist für dich ein bedeutendes Thema, wieso?

"Readers Are Leaders" – Ich habe früh als kleine Dayan in Ghana gelernt, wie wichtig Bildung ist. Ich wusste, egal wohin mein Weg führt, es ist wichtig lesen, schreiben und rechnen zu können.

"Alle Kinder brauchen Bildung, um später für sich selbst zu sorgen."

Kinder, die in Ghana oder auch in vielen Ländern dieser Erde privilegiert sind, in die Schule zu gehen, haben die Chance, ein besseres Leben zu führen. Ob in sogenannten Dritte-Welt-Ländern oder Deutschland – alle Kinder brauchen Bildung, um später für sich selbst zu sorgen. 

Apropos Kindheit in Ghana. Du engagierst dich für Integration und förderst Akzeptanz mit deinem Kinderbuch "Odo". Wie wichtig ist dir gegenseitiges Interesse an unterschiedlichen Kulturen?

In deutschen Kinderbüchern gibt es zu wenig Vielfalt hinsichtlich Kultur und Hautfarbe. Gratitude zeigt jungen, Schwarzen Menschen, dass auch sie sich in einem Kinderbuch wiederfinden können. Gleichzeitig richten wir uns auch an Kinder aus Familien ohne Migrationshintergrund. Denn oft wird in der Schule und in den Medien über Schwarze Kinder im Zusammenhang mit Themen wie Armut oder Krieg gesprochen. Mehr Vielfalt in Kinderbüchern hinsichtlich Kultur und Hautfarbe, schafft positive Identifikationsfiguren. 

Dayan Kodua: Kinderbuch "Odo"
Dyan Kodua hat mittlerweile schon zwei "Odo"-Kinderbücher, ein Puzzle und dazu passende Puppen über ihren Verlag Gratitude herausgebracht. Das Buch kostet 14,95 Euro. 
© PR

Absolut verständlich, was möchtest du mit deinen Büchern vermitteln? 

Ich möchte andere Akzente setzen. Wenn Kinderbücher mehr Vielfalt zeigen, hilft es, dass man nicht mehr darüber redet, wenn jemand "anders" aussieht. Wenn Kinder schon früh Geschichten über Kinder mit unterschiedlicher Hautfarbe lesen, kommt es gar nicht erst zu einer anerzogenen Art der Wahrnehmung mit eingeschränkter Weltsicht. Und das Gefühl von "Die sehen anders aus!", entsteht gar nicht erst.

Warum sind diverse Kinderbücher und Spielsachen in Kitas so wertvoll und wichtig? 

Um das Bild zu ändern, ist es wichtig, bei den ganz kleinen anzufangen. Gerade in den Kindergärten sind vielfältige Bücher und Spielsachen wie das "Odo Puzzle" oder die "Odo Puppen" prägend. Mit diesen Produkten arbeite ich in der erwartungsvollen Hoffnung, dass Kinder zur weltoffenen Erwachsenen werden. 

Kinder finden Vorbilder oft in Büchern oder im Fernsehen. Wer waren früher deine Identifikationsfiguren? 

Meine Vorbilder waren und sind Oprah Winfrey, Angela Basset und früher "The Bill Cosby" Familie.

Warum glaubst du, sind Vorbilder für Kinder wichtig?

Wir alle sind Vorbilder und brauchen Vorbilder! Besonders für junge Menschen sind sie wichtig, weil sie motivieren. In meiner Kindheit habe ich Identifikationsfiguren in Büchern oder im Fernsehen mit meiner Hautfarbe in Deutschland vermisst. 

"Ich möchte neue Vorbilder zeigen und sichtbar machen!"

Wenn Kinder von Anfang an sehen, dass Menschen, die so aussehen wie sie, als Erwachsene Ärzt:innen, Anwält:innen oder Lehrer:innen sind, können Kinder mehr Träume entfalten und schon in der Kindheit greifbare Ziele entwickeln. 

Stimmt, grundsätzlich haben Kinder ja eine Selbstverständlichkeit, dass sie alles werden können …

Richtig, sie wachsen "frei" auf, mit wenig Zweifeln an beruflichen und persönlichen Zielen. Im Idealfall lebt ihnen jemand das Leben so vor, wie sie selbst es später haben können. Das ist so wichtig. Meine Bildbände "My Black Skin: Lebensreisen und Schwarz. Erfolgreich. Deutsch.", sind besonders in Schulen beliebt, weil die Jugendlichen so sehen können, was alles möglich ist. Kinder können alles werden, wenn sie die richtigen Vorbilder haben.

Du gibst Workshops an Schulen und bist für viele ein Role-Model. Wie motivierst und empowerst du Kinder? 

Ich gebe alles weiter, was ich meinem 12-Jährigen-Ich rückwirkend vermitteln würde: 

  • Lerne dich jeden Tag neu kennen.
  • Glaube an dich und erkenne deine Gabe.
  • Habe Träume und tue jeden Tag etwas, um deine Ziele zu erreichen.
  • Wenn du auf dem falschen Weg bist, darfst du "Nein" sagen. 
  • Egal welche Herausforderungen sich ergeben, es geht immer weiter. 
  • Schüler:innen die noch nicht lange in Deutschland sind, motiviere ich die Sprache zu lernen, weil das der Schlüssel zu einem unabhängigen Leben in diesem Land ist.

Zudem bist du Mentorin der Empowerment-Initiative "Future of Ghana Germany", einer gemeinnützigen Organisation, die seit 2016 in Hamburg besteht. Was ist euer Ziel?

Future of Ghana Germany verfolgt das gleiche Ziel wie ich. Sie machen Schwarze Menschen dort sichtbar, wo sie nicht sichtbar sind – so wie ich das auch tue. Mit dem Ziel, junge afrikanischstämmige Deutsche und alle anderen Interessierten zu vernetzen, um Synergien zu schaffen und Bildung zu fördern. Sie bauen Netzwerke, um Erfahrungen und Wissen untereinander auszutauschen und initiieren Projekte, die dem Zweck dienen, die sozioökonomische Entwicklung von Deutschen mit afrikanischem Migrationshintergrund voranzubringen.

Wie können wir alle dazu beitragen, Schwarze Menschen dort sichtbar zu machen, wo sie bisher nicht sichtbar sind?

Das fängt damit an, dass Schwarzen Menschen eine Hand gereicht wird. Für mich ist es beispielsweise wichtig, dass meine weißen Freund:innen mich in den Raum mitnehmen, wenn ich allein nicht reinkomme. Das ist metaphorisch gemeint. Es ist auch wichtig, dass Projekte, die von Schwarzen initiiert werden, auch finanzielle Unterstützung erfahren. 

Wenn jede:r so viel tut, wie er:sie kann, haben wir die Möglichkeit, vieles zum Positiven zu verändern. Dieses Interview zu führen, ist wunderbar. Damit unterstützt ELTERN mich, mein Unternehmen und unser Vorhaben. Damit sorgt ihr für Sichtbarkeit und positive Sichtbarkeit ist das Ziel! 

Dayan Kodua
Dayan Kodua möchte mit ihrer Arbeit als Schauspielerin, Autorin, Verlegerin und Coachin Brücken zwischen verschiedenen Kulturen bauen.
© PR
ELTERN

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