Kinder stehen häufig unter Druck. Sie müssen gewisse Leistungen in der Schule erbringen, mit Gleichaltrigen mithalten und am besten noch ein Instrument erlernen. Die Stunden- und Freizeitpläne sind damit oft voll. Kein Wunder also, dass das zu Stress führen kann.
Überforderung: Daran erkennt ihr gestresste Kinder
Vor einer schweren Klassenarbeit oder einem großen Ereignis ist Stress ganz normal. Gefährlich kann er werden, wenn Kinder deshalb Verhaltensweisen entwickeln, die sonst nicht zu ihnen passen und für die es keine anderen Erklärungen gibt. Woran ihr erkennen könnt, ob euer Kind gestresst ist, zeigen wir euch hier.
1. Scheinbar grundlose Aggressionen
Reagiert dein Kind auffallend oft gereizt, kann das ein Indiz für Stress sein. Ist dem Kind alles zu viel, kann es mit den einfachsten Situationen und Anforderungen nicht mehr richtig umgehen – und das lässt es an anderen aus.
2. Schlafstörungen
Sorgen, Unsicherheiten und Ängste verfolgen uns bis in den Schlaf. Auch dein Kind kann Schlafstörungen haben, wenn es zu viel über die Probleme in der Schule, Schwierigkeiten mit Freund:innen oder andere Situationen nachdenkt. Beginnt die Gedankenspirale erst mal, ist es schwierig diese wieder abzustellen und das entspannte Einschlafen fällt schwer.
3. Anhaltende Antriebslosigkeit
Kinder und Jugendliche, die unter Stress leiden, können teilnahmslos erscheinen. Sie begeistern sich weniger für Dinge und werden ruhiger. Die Zurückhaltung und das vermeintliche "Desinteresse" ist nicht unbedingt etwas, was unter den Deckmantel einer sturen und (vor-)pubertären Phase fällt, sondern kann eine Reaktion auf eine stressige Zeit und Probleme sein, die das Kind so sehr belasten, dass es schwerfällt, überhaupt zu agieren. Darunter können auch soziale Beziehungen leiden, weshalb Eltern nach den Gründen für das Verhalten suchen sollten.
4. Kopf- und Bauchschmerzen
Stress verursacht nicht nur psychische Schmerzen, sondern auch körperliche. Hat dein Kind beispielsweise immer wieder Bauch- oder Kopfschmerzen, die nicht auf andere körperliche Beschwerden zurückzuführen sind, kann das auch an Stress liegen. Durch die Schmerzen signalisiert der Körper, dass alles zu viel ist und er Ruhe benötigt.
5. Unruhe
Unruhe kennen wir alle. Wir fühlen uns in einer Situation unwohl oder sind nervös. Ein Auslöser dafür kann Stress sein. Wenn dein Kind unruhig erscheint und zum Beispiel nicht stillsitzen kann, unkonzentriert wirkt und den Blickkontakt nicht hält, sollte das ein Alarmzeichen für Eltern sein. Natürlich kommt es auch auf das Alter an, wie "hibbelig" ein Kind ist. Aber wenn dir das Verhalten deines Nachwuchs komisch vorkommt, solltest du nach den Gründen suchen.
6. Selbstzweifel
Neue Dinge sind plötzlich überfordernd und dein Kind traut sich nichts mehr zu? Durch anhaltenden Druck und Stress kann es passieren, dass dein Kind unsicher wird. Steht das Kind ohnehin unter Druck, fällt es schwer, neue Eindrücke zu verarbeiten. Oft werden die Kinder dadurch auch pessimistischer, weil sie sich in einem Teufelskreis befinden, was zu mehr Stress und Überforderung führt.
Welche Folgen kann das haben?
Anhaltenden Stress kann niemand auf Dauer aushalten. Als erwachsene Person ist man Druck jedoch eher gewohnt und kann sich selbstständig damit auseinandersetzen. Kindern fällt das nicht so leicht und schlimmstenfalls können mentale Problemen wie Depressionen, Burn-out oder Essstörungen die Folge sein.
So vermeiden wir Stress
Die folgenden Tipps sind nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene hilfreich. Denn stehen wir unter Druck, wirkt sich das auch auf unsere Kinder aus. Natürlich lässt sich Stress nicht von heute auf morgen reduzieren. Doch folgende Dinge können eine Menge bewegen:
- Es hilft ungemein, wenn ihr als Eltern durch euer Verhalten Gelassenheit ausstrahlt. Gebt euren Kindern Zeit und erwartet nicht zu viel. Solange ihr Ruhe in eine Situation bringt und euer Kind das Gefühl bekommt, dass es nicht immer zu 100 Prozent funktionieren, keine Erwartungen erfüllen muss und Fehler passieren dürfen, entsteht automatisch mehr Gelassenheit.
- Entspannungsübungen (Autogenes Training gibt es z.B. auch für Kinder), Sport und Spielen können für Abwechslung sorgen und mehr Balance herstellen.
- Schafft viel Raum für Offenheit und Gespräche, damit ein Gefühl von Sicherheit entsteht. Was genau setzt euer Kind unter Druck? Kann man den Tagesablauf verändern? Sind Gespräche in der Schule nötig? Ihr könnt euren Kindern das Reden allerdings nur anbieten – es dazu zu drängen, wird euch nämlich beiden nichts bringen.
- Eine Auszeit ermöglichen: Als Familie könnt ihr am Wochenende einen kleinen Ausflug in die Natur machen und so dem Alltag und damit stressbegünstigenden Situationen kurzerhand entfliehen.
- Gemütliche Abende, an denen ihr es euch gemeinsam gut gehen lasst, sind nicht nur für eine engere Bindung schön, sondern helfen auch dabei, sich zu entspannen.
- Natürlich kann man sich auch professionelle, psychotherapeutische Hilfe suchen, wenn man selbst keine Lösung findet. Infos zu Anlaufstellen bietet zum Beispiel die Seite kinderpsychiater.org.
Verwendete Quellen: tk.de, praxisvita.de, kinderpsychiater.org