Ein wenig sind die Wimmelbücher von Erfinder Alfons "Ali" Mitgutsch wie Michael Endes Idee der "Unendlichen Geschichte" – niemals auserzählt. Jede Seite ist gefüllt mit magisch bunten Geschichten, die aneinandergereiht ein großes Ganzes ergeben. Ein wenig wie das Leben selbst bieten die Bücher Hunderte, ach Tausende Schauplätze, die es zu entdecken gilt.
Wimmelbuch-Vater Ali Mitgutsch ist mit 86 Jahren verstorben
Mit seinem ersten Werk "Rundherum in meiner Stadt" schuf Mitgutsch 1968 den Grundstein für das heute so beliebte Genre Wimmelbuch. Eine Seite des Erstlings zeigt eine Baustelle, wo Handwerker arbeiten, ein Kind sich am Zaun hochzieht, um mehr zu sehen und ein Kranführer, der von oben alles im Blick hat. Hinter jeder einzelnen Person steckt eine eigene Geschichte. Das Schöne daran: Sie entstehen erst dann, wenn man sie sich im Kinderzimmer erzählt und können sogar am nächsten Abend wieder ganz anders aussehen.
Mitgutsch selbst sagte in einem Interview einst: "Ein Buch, das sich nie wirklich auserzählt, dass keine geschlossene Geschichte hat" sollte es werden, so "Die Zeit". Er sei immer als Träumer bezeichnet worden, erzählte er. Aus diesen Träumen hat er sich sein eigenes Traumland erschaffen, welches er als Grafiker und später Autor und Illustrator umsetzen konnte.
Mitgutschs erstes Werk "Rundherum in meiner Stadt" erhielt den Deutschen Jugendliteraturpreis
Mitgutsch hat es geschafft, das Alltägliche fantastisch aussehen zu lassen. Ein Park war plötzlich der Ort, um die schönsten Abenteuer zu erleben, ein Flughafen verbarg noch viel interessantere Dinge als nur Flugzeuge und auf dem Bauernhof kann man sogar den Mäuschen beim Spielen zuschauen – wenn man richtig hinsieht.
Für sein Erstlingswerk "Rundherum in meiner Stadt", das beim Ravensburger Verlag erschien, bekam Mitgutsch 1969 den Deutschen Jugendbuchpreis. Bis ins hohe Alter arbeitete er weiter an kreativen Ideen und verkündete erst 2017 seinen Ruhestand. Ab diesem Zeitpunkt zog er sich weitestgehend aus dem öffentlichen Leben zurück. Am Montag, den 10. Januar 2022 verstarb der Künstler im Alter von 86 Jahren.
Ali Mitgutsch hat das Genre des Wimmelbuchs erschaffen und geprägt
Clemens Maier, Vorstandsvorsitzender der Ravensburger AG, teilte mit: "Ali Mitgutschs Werk hat in all den Jahrzehnten, die es uns im Verlag begleitet, nichts an seiner Strahlkraft und Faszination verloren. Als Sohn des damaligen Verlegers bin ich mit seinen Büchern aufgewachsen, wie auch jetzt meine Kinder. Wir sind traurig, aber dankbar, dass wir ihn so lange begleiten durften", zitiert ihn der "Spiegel".
Den Kindern und ihren Eltern hinterlässt der "Träumer" die fabelhaften Welten, die auch in all ihren Neuauflagen, Nachahmungen und Weiterentwicklungen dazu einladen, den Alltag aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten.
Verwendete Quellen: spiegel.de, zeit.de