In den vergangenen Jahren hat Charlotte Weise sich neben Marie Nasemann, Kim Gerlach und Dariadaria zur "Sinnfluencer:in" in den sozialen Medien etabliert. Mit ihrem Podcast und ihren Beiträgen auf Instagram und YouTube setzt sich die 30-Jährige für Nachhaltigkeit ein.
Ihre knapp 180.000 Follower:innen versorgt die Greenfluencerin täglich mit Themen wie faire Mode, Naturkosmetik, Baby-Content, vegane Ernährung und Selbstliebe. Dabei gibt sie auch Einblicke in ihr Privatleben – auch seit der Geburt ihres Sohnes, der im Dezember 2021 als Frühchen zur Welt kam. Zusammen mit Mann, Hund und Baby Mads lebt Charlotte Weise seit drei Jahren in der Nähe von Barcelona am Strand.
ELTERN: Als Influencerin bist du für viele ein Vorbild. Was macht dir an deinem Job am meisten Freude?
Charlotte Weise: Ich muss mich nicht verstellen, kann in Spanien am Strand leben, lerne ständig tolle Menschen kennen und kann viele Leute dazu inspirieren, ihr Selbstbewusstsein zu steigern, nachhaltiger zu leben und mehr Lebensfreude zu empfinden.
Gibt es auch etwas, was dir keine Freude bereitet?
Der Hate in den sozialen Netzwerken! Viele Nutzer:innen suchen ständig nach Fehlern bei den Influencer:innen. Aus Angst, etwas nicht gut genug zu machen, trauen sich deshalb viele nicht mehr, auf ihrem Account über wichtige Themen wie zum Beispiel Umweltbewusstsein zu sprechen. Doch wenn immer nur der perfekte Weg gezeigt und akzeptiert wird, kommen wir nicht weiter. Wir brauchen Unperfektheit, Ehrlichkeit und Realness.
Du bist Markenbotschafterin für NUK und andere Firmen. Was müssen Unternehmen mitbringen, damit du mit ihnen zusammenarbeitest?
Ich achte sehr darauf, dass die Unternehmen meine Werte teilen und ich die Produkte wirklich mag und verwende. Erst nach einem ausgiebigen Test sage ich einer Kooperation zu.
Bei NUK hat mich nicht nur die Qualität der Produkte überzeugt, sondern auch die Visionen in puncto Nachhaltigkeit.
Warum liegt dir das Thema Nachhaltigkeit so am Herzen?
Ich bin mit dem Thema aufgewachsen. Mir ist es wichtig, zu wissen, wie Müll getrennt wird und dass niemand für meine Kleidung leiden muss. Diese Werte möchte ich in der Welt verbreiten. Oft ist es gar nicht schwer, kleine Dinge im Alltag zu ändern. Egal, ob wir alle weniger Plastik kaufen, regional und saisonal einkaufen, faire Mode oder Second Hand kaufen, vegetarisch oder vegan essen oder etwas anderes in die Richtung tun – wenn alle eine Sache davon durchziehen würden, wäre ein riesiger Schritt getan.
Apropos riesiger Schritt: Du bist mit deinem Mann nach Spanien ausgewandert. Inwiefern unterscheidet sich euer Leben dort von dem in Deutschland?
Das Wetter! (lacht) Hier können wir fast jeden Tag tolle Fotos und Videos für Instagram produzieren. Wir leben eher ländlich und können entspannen und in Ruhe arbeiten. Hier haben wir ein Baby bekommen und eine Familie gegründet. In Hamburg haben wir uns immer viel ablenken lassen von Events, Freund:innen und Familie.
Welche Herausforderungen hattet ihr als frischgebackene Eltern in einem fremden Land? Ihr seid ja in Spanien Frühcheneltern geworden …
Wir können immer noch nicht so gut Spanisch und dann hatten wir auf einmal eine Frühgeburt. Wir mussten die ganze Verantwortung an Ärzt:innen und das Krankenhauspersonal abgeben, die meistens kaum oder gar kein Englisch konnten. Das war oft schwer, aber alle waren so lieb und haben ihr Bestes gegeben.
Felix und ich waren mit unserem Sohn fünf Wochen in der Klinik, der zwei Monate zu früh kam. Und natürlich waren die ersten Wochen Zuhause dann sehr anstrengend. Der Schock über die Frühgeburt, die wahnsinnig anstrengende Zeit danach – das hat an uns beiden gezerrt. Der Anfang war hart und wir haben viel gestritten.
Hat sich die Stimmung zwischen euch wieder entspannt?
Jetzt haben wir unsere Routine gefunden und es ist zum Glück wieder alles schön! Das Geheimnis ist Dankbarkeit – wir sind einfach dankbar für unsere kleine Familie und das Leben hier in Spanien.
Unterscheidet sich das Nachhaltigkeitsdenken in Spanien und Deutschland sehr voneinander?
In Barcelona gibt es ein Beach-Clean-Up-Team, das jeden Samstag den Strand säubert, und es gibt viele Unverpackt-Läden. Regional und saisonal einzukaufen ist einfacher. Wir kaufen immer bei der Biofarm um die Ecke ein, dort ist alles frisch aus eigenem Anbau und auch günstiger als im Laden. Und wegen der vielen Sonnenstunden investieren mehr Leute in Solardächer. Das wird auch staatlich unterstützt. In Barcelona gibt es sehr viele vegane Restaurants, Second-Hand-Läden, Märkte und Co. Die Stadt soll zudem autofrei werden und aktuell werden viele Bäume gepflanzt. Aber es gibt genau wie in Deutschland auch Negatives.
Lässt sich Nachhaltigkeit im Alltag besser in Deutschland oder Spanien umsetzen?
Regional, saisonal und plastikfrei einzukaufen, funktioniert hier definitiv besser. Aufgrund des Wetters bietet sich, wie gesagt, die Umrüstung auf Solarenergie an. Es gibt hier ähnlich viele vegane Produkte wie in Deutschland. Rauchen wurde kürzlich an allen Stränden verboten, damit die Zigaretten das Wasser nicht verschmutzen, und regionale Züge und Busse sind bis Ende des Jahres kostenlos. Wir alle gehen Schritte in Richtung mehr Nachhaltigkeit, aber auch in Spanien gibt es da Schwächen und Probleme, wie beispielsweise ein fehlendes Pfandsystem.
In welchen Punkten wärst du gerne nachhaltiger unterwegs?
Ich würde gerne weniger Windeln verbrauchen, aber aktuell klappt das noch nicht so gut. Seit wir ein Baby haben, waschen wir auch viel mehr, aber das ist nicht anders möglich, da wir die Ernährungsform Baby-led weaning machen. Aber wir verwenden nur Ökowaschmittel und waschen nicht so heiß.
Wie hältst du dich als Mama fit?
Wir gehen jeden Tag lange am Strand spazieren, ich tanze täglich mehrmals mit Mads und trage ihn viel. Anderen Sport mache ich aktuell nicht, aber das reicht mir auch. Ich bin sehr dankbar, dass mein Körper die Schwangerschaft gut überstanden hat und ich wieder so fit bin. Ich habe mich nicht unter Druck gesetzt und sehe nach zehn Monaten Stillen, kurzen Nächten, viel spazieren gehen und viel essen wieder aus wie vorher. Der Körper braucht dafür einfach seine Zeit. Für mich steht mein Baby an erster Stelle und der Rest kommt von ganz allein. Irgendwann werde ich wieder viel Zeit für alles Mögliche haben und die intensiven Tage mit ihm vermissen und mich fragen, wo die Zeit geblieben ist.
Was würdest du anderen Eltern empfehlen, die vom Auswandern träumen?
Wenn man es wirklich will, einfach machen und alles andere zeigt sich. Man kann die Wohnung in Deutschland erstmal untervermieten und schauen, wie es funktioniert, bevor man alles umkrempelt. Dann hat man noch alle Möglichkeiten, und das Risiko ist nicht so groß.
Charlotte Weises Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Alltag:
- Ökospül- und -waschmittel verwenden
- Nicht so oft und heiß waschen
- Zur Ökobank wechseln
- Beutel oder Körbe mit zum Einkaufen nehmen
- Das Auto öfter stehen lassen
- Wasserfilter kaufen, um auf Wasser aus Flaschen zu verzichten
- Den Müll richtig trennen
- Produkte ohne Mikroplastik kaufen
- Sonnencremes verwenden, die nicht die Korallenriffe zerstören und kein Mikroplastik enthalten
- vegetarisch/vegan/regional & saisonal essen
- To-Go-Becher dabeihaben
- Faire Kleidung kaufen, Second Hand shoppen
- Naturkosmetik verwenden
- Sparsam mit Wasser, Gas und Strom sein
- Flüge vermeiden oder kompensieren
Charlotte Weises Nachhaltigkeitstipps für Familien mit Kleinkindern oder Babys:
- Schnuller und Babyflaschen aus nachhaltigen Materialien
- Ökowindeln
- Second Hand/Faire Kleidung und Spielsachen aus Holz statt Plastik
- Vegetarische/Vegane Ernährung