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Das Kind auf dem Arm, schreiend, man selbst noch ungeduscht, eine Küche voller Geschirr, ein Postfach voller unbeantworteter Mails – und dann klingelt noch das Handy. Wer Mutter (oder auch Vater) ist, wünscht sich mit der Geburt des Babys oft noch ein paar zusätzliche Arme hinzu. Schließlich fordert das kleine, noch so niedliche Familienmitglied permanente Aufmerksamkeit. Genauso wie die Körperpflege, der Haushalt, der Job, der Partner und das Sozialleben.
So definieren Menschen das Wort "Stress" nach der Geburt eines Kindes oft noch einmal völlig neu. Aber was ist es eigentlich, was den Puls wirklich in die Höhe treibt? Dieser Frage hat sich das Deutsche Jugendinstitut gewidmet. In einer Studiewurden die Stressfaktoren im Leben einer berufstätigen Mutter untersucht. So viel sei verraten: Der Spagat zwischen Beruf und Familie spielte dabei nicht die größte Rolle.
Ein Viertel aller Mütter haben hohes Stresslevel
Die Hälfte der befragten Mütter hatten ein mittleres Stresslevel, ein Viertel sogar ein hohes bis sehr hohes. Bei der Ursachenforschung konnte jedoch Überraschendes entdeckt werden: Der Umfang der Berufstätigkeit, also die Anzahl der Arbeitsstunden, beeinflusste das Stressempfinden kaum.
Zum einen bereiteten finanzielle Engpässe den Müttern Sorgen. Zum anderen spielten vor allem emotionale Faktoren eine Rolle: Pflegebedürftige Familienmitglieder und zu wenig Zeit für gemeinsame Rituale in der Familie kristallisierten sich als echte Stressfaktoren heraus.
Stress durch alte Rollenbilder – und deren Verpflichtungen
Spannend ist dabei vor allem ein Aspekt, dem sich die Forscher widmeten: Der Stress durch Haushalts- und sogenannte Care-Arbeit kann von Männern zwar gesenkt werden – aber nur, wenn sie ihre Frau in einem richtigen Maße entlasten. Übernahmen Männer den Großteil des Haushalts, fühlten sich Frauen wiederum von der Unausgeglichenheit gestresst – selbst wenn diese mehr arbeiteten.
"Mütter scheinen sich von traditionellen Rollenbildern, die ihnen die Hauptzuständigkeit für Care-Arbeit zuweisen, offenbar noch nicht befreien zu können“, erklärt Dr. Claudia Zerle-Elsäßer vom Deutschen Jugendinstitut die Studienergebnisse.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei BRIGITTE.de.
