"Vor acht Jahren habe ich im selben Monat Zwillinge bekommen und eine Firma mitbegründet. Vor drei Wochen haben wir einen unserer Söhne verloren."
So beginnt der US-Amerikaner J.R. Storment seine Leidensgeschichte mit dem Titel "Es ist später als du denkst", die er im Business-Netzwerk Linkedin veröffentlicht hat – um uns daran zu erinnern, dass wir uns gut überlegen sollten, wie wir unsere Lebenszeit nutzen.
Sein Sohn Wiley verstarb völlig überraschend im Schlaf. Er war gesund und fröhlich und litt lediglich an einer leichten, eigentlich unbedenklichen Form der Epilepsie.
In der Todesnacht ging der Vater schon morgens um sechs Uhr aus dem Haus, weil er diverse Meetings anberaumt hatte. "Nichts davon erscheint mir heute wichtig", schreibt er und bedauert: "Ich verließ das Haus, ohne nach den Jungs zu sehen oder mich von ihnen zu verabschieden."
Als der Anruf seiner Frau kam, saß er gerade in einem Meeting, in dem er erzählt hatte, dass er in den vergangenen acht Jahren nie länger als eine Woche freigenommen habe. Nicht nur das bereut er heute zutiefst, wie er schreibt:
Außerdem hatte J.R. am Vorabend des Todes mit Wiley so geschimpft, dass dieser in Tränen ausbrach. Der Junge hatte Freunde, die zu Besuch waren, bevormundet und immer wieder behauptet, sie würden ein Spiel falsch spielen. Auch das bedauert der Vater heute, obwohl die beiden sich vor dem Schlafengehen liebevoll versöhnten.
Vor furchtbaren Gefühlen wie diesen möchte J.R. andere Eltern bewahren, indem er rät:
Nicht immer gelänge ihm das, gelegentlich aber schon. J.R. erzählt, wie sein Sohn Oliver hereinkam, als er seinen Text schrieb, um zu fragen, ob er an den Computer dürfe. Statt wir früher einfach "Nein" zu sagen, habe er aufgehört zu schreiben und seinen Sohn gefragt, ob er mit ihm spielen dürfe. Der Junge sei positiv überrascht von seiner Antwort gewesen und sie hätten sich beim Spielen auf eine Weise verbunden gefühlt, wie es vor Wileys Tod nicht passiert wäre: "Ein Silberstreif am Horizont dieser Tragödie ist die sich verbessernde Beziehung zu meinem Sohn Oliver", schreibt J.R.
Der trauernde Vater beendet seinen berührenden Text mit einem Wunsch für seine Leser*innen: "Ich hoffe, dass ihr durch diese Tragödie darüber nachdenkt, wie ihr eure Prioritäten setzt."
Auch Storments Frau schrieb über ihre Trauer bei Linkedin: "Wenn wir überhaupt irgendwas gelernt haben, ist es, dass das Leben zerbrechlich ist und dass die Zeit so grausam kurz sein kann. Wenn ihr Eltern seid und Kapazitäten habt, mehr Zeit mit euren Kindern zu verbringen, tut es."
Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei BRIGITTE.de.