Anstatt das Positive zu sehen, urteilen Menschen gerne vorschnell über andere. Sie sehen eher das Schlechte als das Gute. Sind vielleicht sogar gehässig oder aufdringlich, wenn es darum geht, ihre Meinung zu äußern. Als (werdende) Eltern kann man sich von Beginn an von allen Seiten etwas anhören: Zum Kinderkriegen, stillen oder nicht stillen, welche Erziehungsmethode nicht in Ordnung ist – und, und, und. Gefühlt wissen Freund:innen, Familienmitglieder oder sogar fremde Personen alles besser als die Eltern selbst. Und wenn ihnen etwas nicht gefällt, ist es scheinbar gar kein Problem für diese Menschen, es den Eltern ungefragt mitzuteilen.
Was Eltern mit mehreren Kindern nicht gerne hören
Es ist in Ordnung, neugierig zu sein und Fragen zu stellen. Aber man sollte keine unterschwellig bösen Vermutungen aussprechen, die Eltern schwer treffen können. Neutral festzustellen, dass "das viele Kinder sind", ist gerade noch im Rahmen, solange es einfach nur eine Feststellung ist. Der Ton macht aber die Musik. Wer negativ verstanden werden will, weiß ganz genau, wie er:sie das anstellt. Diese Sprüche müssen sich Eltern mit vielen Kindern anhören:
Ein Radfahrer im Wald sagte beim Vorbeifahren mal zu mir: "Da hast du dir aber Mühe gegeben."
Habt ihr es jetzt mit dem Mädchen aufgegeben oder versucht ihr es noch so lange?
Auf dem Flughafen hat uns in der Warteschlange mal jemand blöd angequatscht, ob wir einen Kindergartenausflug machen. Als der Kindergarten später in der Business Class vor ihm saß, klappte ihm die Kinnlade herunter.
Du gehst doch sowieso nicht mehr arbeiten.
Wieso macht man sowas?
Meine Eltern haben fünf Kinder innerhalb von zehn Jahren bekommen. Nach vier Mädchen kam als letztes ein Junge und allein das hat reihenweise dazu geführt, dass angenommen wurde, dass sie unbedingt einen Stammhalter wollten und deshalb so viele Kinder bekommen haben. Ab Kind vier hat teilweise die Verwandtschaft nicht mal mehr gratuliert und Sprüche gab es natürlich oft. Doch je älter wir wurden, desto mehr wandelte sich das Blatt: In Bewunderung und entsprechend positive Kommentare, weil wir offenbar alle gut geraten waren (gute Schulabschlüsse, Studium, teilweise inzwischen selbst Familie). Manchmal werden sie inzwischen um die Enkel und den familiären Zusammenhalt beneidet.
Da habt ihr aber was für die Füllung der Schulklassen getan.
Meine Nachbarin hat mit ihren zwei Söhnen (sechs und vier) und meiner Tochter (sechs) eine Radtour gemacht. Die beiden großen Kinder fuhren voraus, die Nachbarin mit dem Kleinen blieb zurück. Die Großen trafen dann einen Kindergartenfreund, der seiner Mutter vorausgefahren war. Die Wiedersehensfreude war so groß, dass die drei mit ihren Fahrrädern den Weg versperrten und nicht bemerkten, dass ein älteres Ehepaar vorbei wollte. Als meine Nachbarin mit dem Kleinen dazu stieß, bekam sie zu hören: "Warum schafft man sich vier Kinder an, wenn man sie nicht mal erziehen kann?"
Waren die geplant?
Im Urlaub hat eine ältere Dame, die mit einer Gruppe von Senioren unterwegs war, unsere Kinder, mit dem Finger auf sie zeigend, laut durchgezählt.
Wenn man viele Kinder hat und etwas Mal nicht so läuft, wird das gleich viel kritischer gewertet als mit weniger Kindern. Bist du mit vier Kindern in einem Restaurant und eins benimmt sich nicht oder zwei streiten sich, heißt es sehr schnell: Die hat ihre Kinder nicht im Griff. Oder: Die Kinder kommen zu kurz und suchen deshalb Aufmerksamkeit.
Sind die alle von einem?
Mir ist es mittlerweile schon peinlich, wenn sich die Kinder beim Einkaufen lautstark unterhalten oder doch mal rumblödeln. Dann heißt es wieder "Hauptsache vier Kinder". Wenn eins Unsinn machen würde, dann würden sie nicht so gucken.
Tut sich eins der Kinder schwer in der Schule, liegt es laut anderen garantiert daran, dass es zu wenig Unterstützung bekommt...
Jetzt ist aber Schluss, oder?
Mir ist es schnuppe, aus welchen Beweggründen heraus dumme Sprüche gesagt werden. Es ist immer noch extrem übergriffig und ich finde, dass wir jedes Recht haben, passende Antworten zu liefern. Manchmal sage ich einfach nur, dass WIR uns diesen Luxus leisten können. Hört sich vielleicht von oben herab an, aber so ist es eben.
Mehr Empathie, bitte!
Warum können diese Menschen sich beim Anblick vieler Kinder, die zu einer Familie gehören, nicht zusammenreißen? Für die Eltern ist die Erfahrung nicht schön und für die Kinder natürlich ebensowenig. Warum können sie nicht das Positive sehen: Eine große Familie mit liebenden Eltern und glücklichen Kindern – und auf nette Art und Weise ein Gespräch anfangen? Dazu, wie das Leben mit vielen Kindern denn so läuft, wie beeindruckend es ist, dass sie das schaffen oder vielleicht auch mit dem ein oder anderen Tipp für eine Familie mit mehreren Kindern.
Aus den Kommentaren schwingt vor allem mit: Die Person kann sich ein Leben mit so vielen Kindern selbst nicht vorstellen. Das ist aber kein Grund, um Großfamilien zu verurteilen. Wenn es bei der Familie gut läuft und es den Kindern an nichts mangelt, ist doch alles wunderbar. Dann braucht es nun wirklich keinen gehässigen Kommentar oder eine unmögliche oder sehr private Frage.
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Verwendete Quellen: Urbia