Die beiden Mütter Nicole Noller, 37, und Natalie Stanczak, 38, wollen die Vielfalt von Mutterschaft sichtbar machen und die strukturelle Benachteiligung, die viele erleben. Sie haben mit der Kampagne "Faces of Moms*" eine Plattform geschaffen, auf der Mütter ehrliche Statements abgeben. Denn die beiden Frauen haben selbst erlebt, dass viel zu selten ein ehrlicher Austausch darüber stattfindet, wie es Müttern und Care-Personen wirklich geht. Mit den Porträts, die sie auf "Faces of Moms*" sammeln, wollen sie zeigen, dass die Überforderung, die viele empfinden, kein individuelles Versagen ist, sondern Elternschaft durch strukturelle Komponenten erschwert ist.
In standardisierten Interviews antworten die Frauen unter anderem auf die Frage: Was ist deine größte Herausforderung? Ob Mom of Color, Muslima, DJane, Hauptverdienerin oder Vollzeit-Mutter, sie alle geben Einblicke in ihre täglichen Hürden.
Auf Instagram hat das Projekt mehr als 13.000 Follower. Jede:r kann sich melden und selbst mitmachen. Außerdem gibt es den gleichnamigen Podcast mit dem Claim "Wie geht es dir wirklich?" und das Buch "Bis eine* weint!", das Mütter porträtiert, die den Status Quo hinterfragen und ihre täglichen Probleme beschreiben. Auf Podiumsdiskussionen und Ausstellungen bekommen Mütter und Sorgepersonen die Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Denn "Faces of Moms*" will nicht für irgendjemanden die Stimme sein, sondern jedem:r eine Plattform bieten, die eigene Stimme zu erheben.
Die beiden Gründerinnen haben selbst jede zwei Kinder. Nicole Noller ist Eventmanagerin und arbeitet als festangestellte Senior Projektmanagerin. Natalie Stanczak ist Soziologin und selbstständige Fotografin bei Sandsackfotografie. Sie liebt es, das Alltägliche in Familien zu dokumentieren. Sie kennen sich seit 20 Jahren. Als sie Mütter wurden, fanden sich beide plötzlich in einer ähnlichen Situation: Sie kümmerten sich größtenteils um die Kinder, gingen in Teilzeit – und fragten sich, warum sie es nicht schafften, Lohnarbeit, Kinder, Haushalt, Partnerschaften und sich selbst zu jonglieren.
Anfangs gaben sie sich die Schuld. Mit "Faces of Moms*" lernten sie, dass es ein gesellschaftliches Problem ist. Nun führen sie beim Abendessen Diskussionen, die sie früher nicht geführt haben oder ecken im Kindergarten an, weil sie das verinnerlichte Familienbild hinterfragen.
Was beide nach mehr als 500 Interviews gelernt haben: Vielen Eltern fehlt ein entlastendes Netzwerk. Auch deshalb ist es ihnen wichtig, Verbindungen zu schaffen, ob via Instagram oder durch echte Treffen auf Podiumsdiskussionen. Ihr Traum ist ein eigenes "Faces of Moms*"-Festival.