Ob nun ein bestimmtes Essen an Feiertagen, das nicht mehr geändert werden darf, eine kleine gemeinsame Erzählrunde im Alltag oder etwas, das bei Krankheit oder am Geburtstag nicht mehr fehlen darf. Viele Dinge eignen wir uns als Familie, in einer Partnerschaft oder einfach nur für uns selbst im Laufe der Zeit an und teilen so schöne und kostbare Momente mit unseren Partner:innen, Eltern, Kindern oder Bekannten, die auf andere Menschen manchmal auch seltsam wirken können. Das macht aber überhaupt nichts, solange wir selbst begeistert sind und die Tradition uns möglicherweise noch zusammenschweißt.
Warum wir gerne Dinge wiederholen
Einmal an ein Ritual gewöhnt, lässt das Gewohnheitstier Mensch dieses nicht so gerne wieder gehen. Warum? Weil unser Gehirn Regelmäßigkeit liebt. Es bedeutet weniger neuronalen Aufwand und damit auch weniger Überforderung für unseren Kopf. Das spart Energie und hat für uns außerdem den positiven Nebeneffekt, dass wir uns beispielsweise bei alltäglichen Ritualen noch verbundener miteinander fühlen, uns über oder auf sie freuen und später gerne daran zurückdenken. Und vielleicht geben wir selbst die Tradition sogar an unsere eigenen Kinder weiter. Wir haben in unserer Community nachgefragt und hier kommen wirklich schöne und teilweise kuriose Rituale für euch:
Besondere Traditionen, die Familien eine Freude bereiten
Wenn ich als Kind krank war, gab es einen Nudel-Hühner-Topf von Aldi. Heute mit 33 muss es immer noch genau der sein. Ich weiß, total Banane, aber eine hausgemachte Hühnersuppe (hat mein Ex-Partner mal probiert), ist kein Ersatz. Es ist irgendwie eine tröstliche Kindheitserinnerung, auch wenn es nur eine Dosensuppe ist und heitert mich auf.
Bei meinen Großeltern gab es zwei Rituale, die ich sonst nirgends erlebt habe und über die ich immer noch schmunzeln muss:
- Zum einen gab es jeden Werktag um 10:30 Uhr einen kleinen Kräuterschnaps für jeden. Opa war selbstständiger Handwerksmeister und die Werkstatt auf dem gleichen Grundstück wie das Wohnhaus. Er fand sich pünktlich in der Küche ein, Oma stellte alles parat.
- Und zum anderen gab es jeden Abend um 22 Uhr Kaffee und Kuchen oder Brötchen. Als ich alt genug war, musste ich dann immer Kaffee kochen. Direkt danach gingen wir ins Bett.
In der ersten Schwangerschaft habe ich mir nach jeder Vorsorge einen frisch gepressten O-Saft gekauft. Das mache ich auch in dieser Schwangerschaft und unsere Motte ist dieses Mal dabei und wird mit trinken. Darüber das mit ihr zu teilen, freue ich mich tatsächlich total.
Eine Zeit lang hatten meine Tochter und ich einen Termin und direkt daneben wurden Hähnchen und Pommes verkauft. So hat es sich eingebürgert, dass wir es einmal im Monat mitgenommen und auf dem Boden ein Picknick gemacht haben (die Idee kam ursprünglich auf, weil ihr damals noch so viel runtergefallen ist, aber sie fand es so toll, dass wir das immer noch so machen müssen, wenn es mal Hähnchen gibt).
Mein Mann und meine große Tochter machen zusammen gerne Nudeln selbst und dabei darf sie ihre Nudeln immer mit Keksformen aus dem Nudelteig ausstechen.
Wir sitzen täglich abends am Bett unserer Tochter und reflektieren über den Tag. Erzählen uns die Sachen, die schlecht gelaufen sind und danach die, die gut waren oder uns einfach Freude bereitet haben. Sogar wenn sie bei Oma übernachtet, ruft sie dafür zu Hause an.
Meine Tochter hat einen Tag nach mir Geburtstag. Am Vortag meines Geburtstages backen wir 100 Muffins, nämlich für ihre Klasse und mein Kollegium. Wenn die Kinder dann schlafen, setze ich mich mit Schokoladenbad und etlichen Backdekorationen ins Wohnzimmer und verziere sie. Dazu gibt es dann eine ganze Nacht lang Miss Fisher, I love Lucy, Hercule Poirot etc.. Ich muss immer zusehen, dass ich spätestens um vier Uhr fertig bin, damit die Schokolade noch rechtzeitig trocknet.
Ich bastel jedes Jahr einen Adventskalender für meine Kollegen. Geöffnet wird im Wechsel über 24 Tage und es hat sich als Tradition etabliert. Als ich im Mutterschutz war, hatten meine Kollegen echt Sorge, ob ich sie wohl vergessen würde. Ich bin natürlich hochschwanger ins Büro gefahren und habe in einer Nacht- und Nebelaktion die Adventssäckchen aufgehängt. Die haben sich gefreut wie bolle! Aus der Nummer komme ich also nie wieder raus.
Meine Großeltern hatten JEDEN Abend ihr "blaue Stunde" gehabt, immer zwischen 17.30 und 18.30 Uhr haben sie zusammen im Wohnzimmer gesessen und sich unterhalten. Mein Opa ist vor Jahren gestorben, aber meine Oma macht trotzdem noch ihre blaue Stunde. Sie heißt so, weil sie in der Dämmerung stattfindet und dadurch alles bläulich aussieht. Sie redet jetzt nicht mehr mit ihm, aber liest alle Briefe, die sie sich während des Krieges geschrieben haben oder schwelgt in Erinnerungen. Sie waren über 60 Jahre verheiratet und waren verliebt bis zum Schluss.
Wenn Papa mal über Nacht weg ist, machen wir einen "Mädelsabend" mit Snack-Teller und Fußbad vorm TV.
Ein Mal im Jahr fahren wir zum Familiencamping. Meine drei Geschwister mit ihren Familien, meine Eltern (jetzt nur noch meine Mutter, weil mein Papa verstorben ist) und ein Pärchen mit Familie, welches wir quasi wie unsere Geschwister sehen. Ein verlängertes Wochenende mit Zelten und allem drum und dran. Ich liebe es! An Weihnachten ziehen wir auch alle bei einem von uns ein und verbringen dort die Weihnachtstage zusammen. Megawuselig, aber superschön und lustig.
Mein Mann geht in der Regel samstags mit beiden Kindern auf den Wochenmarkt. Da gibt es traditionell dann eine Waffel zum Frühstück.
Wenn die Kartoffeln im Garten so weit sind, darf unsere Tochter ihre Freunde einladen und dann buddeln wir gemeinsam Kartoffeln aus. Die größte (und natürlich auch alle weiteren) gewinnen einen Preis. Dann gibt es noch Kartoffelsackhüpfen, Kartoffellauf, Feuer mit Stockbrot und natürlich Pommes etc..
Meine Mama hat mir zu Beginn jedes neuen Schuljahres eine kleine Schultüte mit netten Kleinigkeiten geschenkt. Diese Tradition führe ich für meine vier Kinder nun fort. Jedes bekommt zum neuen (Kindergarten-) Jahr seine Schultüte.
Meine Schwiegermutter hat für meinen Mann immer einen Themen-Kuchen zum Geburtstag gemacht und diese Tradition haben wir übernommen. Alle bekommen einen besonderen Kuchen zum Geburtstag.
In den Urlaub kommen immer dieselben vier Tassen, vier Brettchen und vier eigenen Messer mit.
Wir haben irgendwann mal eingeführt, dass mein Mann uns vorliest. Wenn ein Buch fertig ist, machen wir immer eine Pause vom Lesen und spielen vor dem Schlafengehen ein Brettspiel zusammen. Unsere Kinder sind jetzt acht, fünf und zehn Jahre alt.
Mein Mann und ich frühstücken IMMER zusammen, auch wenn einer von uns länger liegen bleiben könnte. Ganz in Ruhe mit Zeitung und Kaffee. Unter der Woche gibt es Müsli mit Obst, am Wochenende frische Brötchen und alles, was dazugehört.
Es gibt zweimal im Jahr einen Kind-Wunsch-Tag, an dem das Kind sich das Programm aussuchen darf.
Ich habe einen schönen Schlafanzug, den ich nur mit in den Urlaub nehme und dort trage.
Für uns, für andere, für alle
Mit Ritualen können wir uns selbst etwas Gutes tun – wir können aber auch andere damit erfreuen. Einmal eingeführt, schleichen sich Traditionen gerne in die Köpfe und vor allem in die Herzen derjenigen, die davon betroffen sind. Ob das nun eine nette Geste auf der Arbeit zu Weihnachten ist, eine schöne kleine Familienauszeit am Abend oder eine gemütliche Stunde, in der du mit deinem Lieblingsmensch sprechen kannst. Führe einfach ein, was dich und euch glücklich macht. Vielleicht wird daraus auch bei euch eine Erinnerung fürs Leben.
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Verwendete Quellen: planet-wissen.de, Urbia.de