Wenn Eltern getrennte Wege gehen, ist das nur selten einfach für Kinder. Für viele stellt sich dann die Frage, wie sie es dem Nachwuchs so angenehm wie möglich machen können. Etwa mit dem Wechselmodell, bei dem sie sich 50:50 um den Nachwuchs kümmern oder doch im traditionellen Residenzmodell – das bedeutet, die Kinder leben bei einem Elternteil und das andere hat ein Umgangsrecht.
Wie gut ist das Wechselmodell?
Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen haben sich jetzt der Frage gewidmet, in welchem Betreuungsmodell sich Trennungskinder am wohlsten fühlen. Für die Studie „Familienmodelle in Deutschland“ (FAMOD) wurden 1.233 Familien befragt, die nach einer Trennung ein Residenz- oder ein Wechselmodell praktizieren.
Die wichtigste Erkenntnis: Obwohl das Wechselmodell, bei dem Kinder zur Hälfte beim einen und zur Hälfte beim anderen Elternteil leben, nur von 5 Prozent der Eltern gelebt wird, ist es mindestens genauso gut oder sogar noch besser für Kinder als das Residenzmodell. Besonders profitieren davon laut Studie Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren. Dabei kommt es aber darauf an, wie genau das Wechselmodell ausgeführt wird. Das sogenannte asymmetrische Modell, bei dem die Kinder mindestens 30 Prozent bei beiden Elternteilen sind, kam in der Studie besser weg als das symmetrische, bei dem die Kinder genau dieselbe Zeit bei den Elternteilen verbringen.
Auf die Beziehung zu den Eltern kommt es an
Die Wissenschaftler fanden heraus: Wie positiv sich das Wechselmodell auf das Wohlbefinden des Nachwuchs auswirkt, hängt von der Beziehung zu den Eltern ab. Ist diese gut, nehmen die positiven Effekte zu, ist diese schlecht oder die Beziehung zwischen den Eltern von Konflikten geprägt, dann zeigen sich die negativen Auswirkungen bei diesem Modell umso ausgeprägter.
Klare Sache für die Forscher
„Unser Befund ist klar: Das Wechselmodell funktioniert mindestens genauso gut wie das bisher vorherrschende Residenzmodell“, stellt Prof. Anja Steinbach fest. „Es ist aber kein Patentrezept, das sich in jeder Trennungssituation als erste Wahl aufdrängt. Viel hängt vom Verhältnis der Eltern ab, insbesondere inwieweit es ihnen gelingt, ihre Konflikte von den Kindern fernzuhalten und sich einvernehmlich über die Betreuung zu verständigen.“
Die Studie sei als Bestätigung dafür zu sehen, dass die Gerichte derzeit die richtige Herangehensweise bei Sorgerechtsstreitigkeiten an den Tag legen. „Können sich die Eltern nicht einigen, hat der Richter das Wechselmodell als eine ernsthaft in Betracht kommende Option in Erwägung zu ziehen. Eine vorzugsweise heranzuziehende Lösung ist das Wechselmodell jedoch nicht", sagt Prof. Tobias Helms.
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