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Mit Babys in der Kälte Für die Kleinen gibt es kein schlechtes Wetter

Mit Babys in der Kälte: Baby im Schnee
© MNStudio / Adobe Stock
Banal, aber wahr: Schlechtes Wetter gibt es nicht, solange die Klamotten passen. Und auch das stimmt: Toben an der frischen Luft macht glücklich.

Winterbabys – Im ersten Jahr...

Lausig kalt? Ist Kinderwagenschläfern egal. Antworten auf die wichtigsten Fragen

ELTERN: Dürfen Neugeborene bei Schmuddelwetter raus?

Dr. Denise Epple: Kommt drauf an, wen ihr fragt. Hebammen sind streng: Weil es Wochenbett heißt und nicht Wochenspaziergang, gehören Mamas und Babys für viele von ihnen anfangs genau dahin: ins Bett (Sofa geht auch). Sommers wie winters. Im Klartext: Lasst es langsam angehen. Dick eingemummelt darf der Zwerg natürlich raus, aber als erster Ausflug reicht ja auch der Weg zur Bäckerei mit Papa. Wenn es aber draußen Stein und Bein friert, sind Mini-Babys zu Hause besser aufgehoben, bis sie nach vier bis sechs Wochen ein bisschen Speck auf den Rippen haben und bereit sind für Ausflüge in der Kälte. Aber auch dann gilt: Übertreibt es nicht.

Warum raus? Eisbären machen schließlich auch Winterschlaf.

Wer draußen tobt, trainiert sein Immunsystem. Auch wenn ihr nur den Kinderwagen schiebt und euer Mini darin schläft. Frische Luft, Tageslicht, der Wechsel von warm zu kalt und wieder zurück – all das hilft durch die dunkle Jahreszeit. Babys und Mamas, damit die keinen Lagerkoller kriegen.

Warm anziehen: Was heißt das konkret?

Mehrere Schichten übereinander haben den Vorteil, dass man zwischendurch Ballast, sprich einen Pullover oder Schal abwerfen kann, wenn es doch wärmer wird. Man kann kalte Hände ungemütlich finden (erklärt das mal kleinen Handschuhverweigerern), viel wichtiger aber ist, dass Babys Körper warm und gut durchblutet ist – rote Backen und ein warmer Nacken sind das beste Indiz dafür. Sehr kuschelig (vor allem, wenn der Kinderwagen im kalten Hausflur parkt): Babys Fell- oder Daunensack vor dem Ausflug mit einer Wärmflasche auf Wohlfühltemperatur bringen. (Sobald das Baby drin liegt, fliegt die Wärmflasche raus.) Logisch: Wenn kleine Laufanfänger den Buggy nur noch als Zwischenstation nutzen, müsst ihr in Sachen Klamotten nachlegen: Winterstiefel, Schneeanzug, Matschhose.

Eincremen?

Ja, bitte. Vor allem, wenn sich die Temperaturen der Fünf-Grad-Marke nähern. Dann freut sich Babys Haut (die der Eltern übrigens auch) über eine dünne Schicht Fettcreme – im Gesicht und an den Händen, je nachdem, welche Körperteile nicht verpackt werden. Glänzt die Haut beim Heimkommen noch immer, bitte die Creme mit einem Papiertuch wieder abnehmen, wir ziehen die dicke Winterjacke schließlich auch aus. Und wenn die Sonne scheint? Kommt unter die Fettcreme eine Schicht Sonnenschutz – aber erst, wenn aus Babys, die im Kinderwagen-Schatten liegen, Schneemann-Architekten und Schlittenfahrerinnen werden.

Fachliche Beratung

Dr. Denise Epple ist Kinderärztin und Mama von Tilda, 2,5, und Thea, 2 Monate

Raus mit euch – Im zweiten Jahr...

Im Sommer reicht die Picknickdecke und eine Freibad-Flatrate. Und im Winter? Macht rausgehen genauso viel Spaß – aber anders.

1. Matschhose, Regenschirm, Gummistiefel finden kleine Menschen großartig. Erst recht, wenn sie sich ihre Schlechtwetterutensilien selbst aussuchen dürfen: Regenbogen-Gummistiefel, Einhorn-Regenschirme, Schneeanzüge mit Ohren dran und Winterstiefel, die blinken beim Rennen! Hauptsache, bunt. Wir brezeln uns ja auch auf, wenn wir rausgehen.

2. Sachen sammeln. Tannenzapfen, Bucheckern, vergessene Kastanien, schöne Steine oder lustig geformte Äste. Kinder sind geborene Schatzsucher. Mit ein bisschen Glück scheint die Sonne, und ihr könnt von der Parkbank aus zugucken. Thermobecher mit Kaffee und Decke zum Draufsetzen nicht vergessen! Oder ihr sammelt mit dem Nachwuchs um die Wette: Wer findet den lustigsten Stein, den längsten Ast, das größte Schneckenhaus? Lässt sich anschließend wunderbar verbasteln oder auf dem Fensterbrett-Museum ausstellen.

3. Kunst im Wald. Ihr könnt die gesammelten Schätze auch gleich im Wald in ein Naturbild verwandeln. Vier lange gerade Äste auf den Boden legen und den so entstandenen Platz mit Steinen, Ästen, Blättern verzieren.

4. Steine schmeißen. Perfekt ist eine kleine Brücke, die über einen Bach führt, weil es dann auch Plumps macht, wenn man den Trick mit dem Werfen noch nicht raushat. Lasst euer Kind ausprobieren, was schwimmt und was untergeht. Wie lange dauert es, bis der Ast auf der anderen Seite der Brücke wieder rauskommt? Wichtig: Warme Schuhe anziehen (auch die Eltern), Kinder kriegen von solchen Experimenten selten genug.

5. Hüpfen. Wenn die Kälte von den Zehenspitzen über die Knie nach oben wandert, hilft die beste Mütze nichts mehr. Leider verlangsamt sich bei kalten Füßen die Durchblutung der Nasenschleimhäute – gut für Erkältungsviren, schlecht für euch. Dagegen hilft, immer mal wieder eine Hüpfpause einzulegen: wie ein Känguru, wie ein Frosch, wie ein Hase. Oder stampfen wie ein Elefant, ausschreiten wie eine Giraffe, viele winzige Trippelschrittchen machen wie eine Maus. Die Füße sind trotzdem kalt geworden? Dann bitte warm rubbeln und daheim ein heißes Fußbad nehmen – alle zusammen in der Babywanne.

6. Schneemänner, Schneebälle, Spuren im Schnee. Wenn’s schneit, ist der Ausflug ohnehin gebongt. Niemand kann weißen Flocken von oben widerstehen, weil sie die Welt verwandeln und uns verzaubern.

Im Wald sind keine Räuber – Im dritten Jahr...

Vielmehr ist der Wald idealer Spielplatz für Kinder, sagt Ute Schulte-Ostermann vom Bundesverband für Natur- und Waldkindergärten. Egal zu welcher Jahreszeit.

ELTERN: Wenn die Sonne scheint, Eiszapfen glitzern und ein Specht sein Schlagzeug-solo trommelt, verstehen auch eingefleischte Stubenhocker, dass Waldkindergärten toll sind. Aber bei Dauerregen?

Ute Schulte-Ostermann: Kommen Gummistiefel und Planen zwischen den Bäumen zum Einsatz. Wer vernünftig angezogen ist, friert nicht. Schon gar nicht Kinder, die sich mit Begeisterung bewegen. Natürlich igeln sich die Gruppen bei ganz schlimmem Schmuddelwetter auch mal im Bauwagen ein – aber nach spätestens einer Stunde will das erste Kind wieder nach draußen.

Schnupfen, Husten, Halsweh?

Waldkinder sind seltener erkältet, weil ihr Immunsystem besser trainiert ist und sich Viren – dank Corona wissen wir das alle – im Freien viel schneller verflüchtigen als in geschlossenen Räumen.

Was können Waldkindergärten besonders gut?

Kindern ein optimales Lernumfeld bieten. Sie beobachten, probieren sich aus, trainieren ihre Motorik beim Klettern und Rennen über unebenes Gelände. Weil es wenig Spielzeug gibt, müssen die Kinder selber ran: basteln, bauen, reden, verhandeln. Nicht ohne Grund bieten längst auch Regelkindergärten Waldtage oder -wochen an.

Und worin besteht dann noch der Unterschied zum Waldkindergarten?

Waldkinder sind immer draußen, der Wald ist ihr Lebensraum und nicht ein Highlight unter vielen. Wer sich jeden Tag in seinem Revier bewegt, gewinnt eine Sicherheit, die man bei gelegentlichen Besuchen nicht kriegt. Auch fein: Die meisten Waldkindergärten sind klein, es gibt höchstens ein, zwei Gruppen pro Kindergarten und innerhalb dieser Gruppen weniger Kinder. Das macht es für die Kinder übersichtlicher.

Eine Frage wird Waldpädagogen wohl trotzdem immer gestellt …

Die Sache mit der Schere! Albern, wirklich: Natürlich können Waldkinder, wenn sie in die Schule kommen, mit einer Schere umgehen. Erstens kann man das zu Hause üben, zweitens wird natürlich in Waldkindergärten gebastelt und gemalt, und drittens kann man Feinmotorik auch anders trainieren, beim Schnitzen zum Beispiel.

ELTERN

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