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Mit Kindern über Krieg sprechen „Mama, warum machen die alles kaputt?“

Mit Kindern über Krieg sprechen: Frau legt Mädchen die Hand auf die Schulter
© fizkes / Adobe Stock
Krieg, Terror, Angst und Trauer bestimmen derzeit weltweit die Medien. Das geht natürlich auch an unseren Kindern nicht spurlos vorbei – sie sehen die Bilder im Fernsehen und auf den Titelblättern der Zeitungen. Eltern fragen sich, ob und wenn ja, wie sie mit den Kleinen über die schrecklichen Ereignisse sprechen sollen. Wir geben Orientierungshilfe.

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Traurig, aber wahr: Kriege und Terroranschläge sind auch heute nichts Seltenes. Die Ukraine ist gar nicht so weit weg und aktuell befindet sich das Land im absoluten Ausnahmezustand. Aber auch Städte wie Paris, Brüssel und Istanbul kennt dein Kind vielleicht vom letzten Urlaub oder weil Oma und Opa oder Freunde bereits da waren. Wenn etwas Schreckliches passiert, sieht dein Kind vielleicht Bilder davon im Fernsehen oder auf den Titelblättern der Zeitungen.

Was tun? Das Kind davon fernhalten oder das Gespräch suchen? Eine Frage, die nicht so leicht beantwortet werden kann, denn jedes Kind ist anders. Das eine verkraftet schlechte Nachrichten vielleicht ganz gut, das andere wird von Ängsten und Albträumen geplagt. Ob es sinnvoll ist, darüber zu sprechen, kannst du als Elternteil sicher am besten beurteilen. Und du weißt auch genau, wie viel Wahrheit du deinem Kind zumuten kannst. Was es bei einem Gespräch über Terrorismus und Krieg zu bedenken gibt, erfährst du hier.

Mit Kindern über Krieg und Terror sprechen: Tipps für Eltern

Zuhören und sprechen

  • Sei für dein Kind da und zeige dich gesprächsbereit.
  • Nimm dir Zeit und höre aufmerksam zu, was dein Kind erzählt, was es beschäftigt und wovor es Angst hat.
  • Beantworte seine Fragen ehrlich. Versuche ihm das Geschehene möglichst sachlich zu erklären, nicht zu dramatisieren, aber auch nicht zu verharmlosen.
  • Überlege gut, welche Informationen dein Kind wirklich braucht und welche Details zu weit gehen.
  • Benutze im Gespräch auf jeden Fall Wörter, die es versteht. Fremdwörter sind tabu.
  • Beobachte dein Kind, wenn du mit ihm sprichst. Du hast die beste Antenne dafür, wann es deinem Kind zu viel wird. Wenn du merkst, dass dein Kind gerade nicht sprechen möchte, dränge ihm das Gespräch auch nicht auf.

Sicherheit vermitteln

Egal wie alt dein Kind ist – dass es sich sicher fühlt, ist wichtig. Daher erkläre deinem Kind, dass das schreckliche Ereignis jetzt vorbei ist und die Polizei alles tut, um die Verantwortlichen zu fassen und die anderen Menschen zu schützen. Vielleicht möchte dein Kind auch wissen: Kann so etwas Schreckliches auch bei uns passieren? Kann mir, Mama oder Papa auch so etwas passieren? Was jetzt? Dem Kind die Wahrheit sagen, dass ein Terroranschlag oder auch ein Krieg in Deutschland passieren kann? Oder lieber flunkern und sagen, dass so etwas niemals hier passieren würde und die Gefahr wirklich weit weg ist? Experten raten dazu, Kinder nicht zu belügen. Stattdessen kannst du behutsam erklären, dass schlimme Ereignisse auch in Deutschland nicht ganz ausgeschlossen werden können, es aber wirklich sehr unwahrscheinlich ist, dass hier so etwas passiert und erst recht, davon selbst betroffen zu sein. Erkläre deinem Kind, dass es in seiner Umgebung sicher ist. Mama, Papa, Oma, Opa und die Erzieher im Kindergarten passen auf und es muss sich nicht sorgen, dass ihm etwas passiert.

Eigene Gefühle nicht verheimlichen

Kinder merken schnell, wenn du ihnen etwas vormachst oder etwas verheimlichst. Das schürt natürlich Verunsicherung. Zeige deinem Kind ruhig auch deine eigene Betroffenheit und erkläre ihm, warum du traurig bist. Das hilft ihm, dein Verhalten richtig einzuordnen. Aber Vorsicht: Spekulationen oder böse Ahnungen für die Zukunft solltest du deinem Kind lieber nicht zumuten. Und auch wenn du selber sehr wütend bist, bemühe dich, möglichst sachlich zu bleiben und nicht zu verallgemeinern. Gerade bei religiös motivierten Terroranschlägen ist es wichtig, Kindern zu erklären, dass es sich bei solchen Attentätern um Fanatiker handelt, die anders gläubigen Kita-Freunde oder Klassenkameraden aber nichts damit zu tun haben.

Kindgerechte Medien

Um 20 Uhr die Tagesschau und danach den Brennpunkt schauen? Kinder sollten das lieber nicht tun. Stattdessen gibt es ganz wunderbare Kindernachrichten, die Geschehenes altersgerecht im Fernsehen oder als Text im Internet aufbereiten. Schau dir die einzelnen Clips am besten vorab einmal an, damit du einschätzen kannst, ob dein Kind sie bereits versteht. Je nach Alter musst du vielleicht doch das ein oder andere noch erklären.
 
Hier eine Liste kindgerechter Nachrichtensendungen bzw. Informationsseiten im Internet:

www.blinde-kuh.de

www.kinder.wdr.de

www.ndr.de/nachrichten/info/podcast

www.schau-hin.info

www.klick-tipps.net/kinder

www.dpa.com/de/nachrichtendienste/kindernachrichten

www.zdf.de/kinder

kinder.wdr.de/tv/neuneinhalb

www.hanisauland.de

www.coolibri.de

 
Tipp: Die Kindernachrichtensendung logo! hat im Internet auch tolle Erklärstücke zu den Themen Terrorismus, Fundamentalismus und zu den einzelnen Weltreligionen.

Zeit und Möglichkeiten zum Verarbeiten geben

Stelle dich darauf ein, dass dein Kind nicht nur einmal, sondern immer wieder über den Terroranschlag sprechen möchte. Habe Geduld, beantworte Fragen und erkläre Geschehenes ruhig mehrmals, wenn dein Kind das einfordert. Überlege gemeinsam mit deinem Kind, ob ihr etwas tun könnt, dass das Verarbeiten leichter macht, etwa eine Kerze aufstellen oder Blumen an einem symbolischen Ort niederlegen. Manche Kinder verarbeiten Erlebtes auch, indem sie Bilder malen. Gib deinem Kind Raum und Zeit dafür. 

Betone Gutes

Bei allem Schrecklichem was passiert ist, ist es doch auch schön zu sehen, wie Menschen anschließend zusammenstehen, sich gegenseitig trösten und helfen. Dies ist eine Botschaft, die du deinem Kind wunderbar weitergeben kannst, die Hoffnung macht und vielleicht sogar ein bisschen Angst nimmt.

ELTERN

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