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Am vergangenen Samstag lag meine Freundin Sina ab etwa 16 Uhr neben mir auf der Couch, ließ sich eine Suppe und im Anschluss Chips und eine eiskalte Cola servieren. "Ich bin so fertig, dabei bin ich gerade erst aufgestanden", stöhnte sie. "Der Abend gestern war so anstrengend, ich weiß gar nicht, wie ich heute morgen nach Hause gekommen bin". Gegen 19 Uhr schlief sie neben mir verkatert auf dem Sofa ein.
Was ist eigentlich mit Mama los?
Sina und ich sind beide Mütter, allerdings ist meine Freundin geschieden und hat jedes zweite Wochenende für sich allein, weil ihre Jungs bei ihrem Vater sind. Nicht, dass ich grundsätzlich mit ihr tauschen möchte, aber der Tagesablauf nach einer Feier ist bei uns sehr unterschiedlich. Nur als Beispiel: Nach meiner letzten Party bin ich morgens um 8.30 Uhr aufgestanden, weil es mir zu blöd war länger liegenzubleiben, nachdem meine jüngste Tochter mehrfach meinen Mann so laut brüllend im Wohnzimmer fragte, was eigentlich mit Mama los sei, dass ich ohnehin fast aus dem Bett gefallen wäre.
Meine Schwiegereltern waren nämlich an jenem Wochenende zu Besuch bei uns, und meine Schwiegermutter hatte den Abend zuvor gesagt, ich solle mich mal schön amüsieren. Leider hatte ich das etwas zu wörtlich genommen und etwa drei Liter Gin Tonic zu viel getrunken. Das passiert mir sonst eigentlich nicht, weil ich weiß, dass ich mich irgendwie schlecht fühle sobald meine Kinder orten, dass ihre Erziehungsberechtigte völlig aus der Bahn geworfen worden ist. Und weil ich einfach nicht mehr als ein halbes Glas vertrage. Deswegen ging ich mit der ganzen Familie spazieren, Mittagessen (obwohl ich mich fast auf die schöne weiße Tischdecke erbrach) und auch noch zum Kaffee trinken. Mein pflichtbewusstes Mutter-Ich konnte nicht anders.
Die Lösung heißt "Wegfahren"
Worauf ich hinaus will: Ein ordentlicher Hangover ist nie schön, als Mutter ist er allerdings einfach irgendwie nicht richtig auskurierbar. Zumindest nicht ohne schlechtes Gewissen. Oder sagen wir: Zumindest nicht bei mir. Denn auch wenn ich die Mutterrolle gut und gerne für einen Abend ablegen kann, taucht sie am Morgen in Gestalt eines dicken Schädels oder eines meiner Kinder, die unbedingt wollen, dass Mama mit in den Wildpark kommt. Selbst wenn mein Mann versucht mich zu schützen.
Es gibt nur eine Chance, meinem schlechten Gewissen zu entfliehen, richtig auszuschlafen und ein Katerfrühstück gegen 12 Uhr zu zelebrieren. Mit Heringen, Cola und Gestöhne über diesen schlimmen Kopfschmerz gepaart mit Wiederholungen der peinlichsten Szenen von gestern Nacht: Ich fahre zu einer Freundin in eine andere Stadt und kehre erst nach ordentlichem Auskurieren zurück nach Hause. Kann ich nur jeder empfehlen, die gerne mal einen über den Durst trinkt.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei BRIGITTE.de.