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Vereinbarkeit und Familie Nicht über, sondern MIT Familien reden!

Das möchte FAMILY UNPLUGGED, ein Interviewprojekt mit Familien aus ganz Deutschland. Egal ob verheiratet, alleinerziehend, homosexuell, gepatchworkt oder unverheiratet, in den Interviews kommen Eltern zu Wort und erzählen, wie sie den Alltag mit Kindern gewuppt kriegen. Oder eben auch nicht – und zwar als Eltern, als Paar und als Berufstätige. Und wir von Eltern.de freuen uns, Ausschnitte aus den Interviews zeigen zu dürfen. Zum Auftakt lest Ihr deshalb hier ein Interview mit den Machern. Das sind unter anderem: Susanne Garsoffky, Mutter zweier Kinder, Journalistin und Autorin des Sachbuches “Die Alles ist möglich-Lüge“ und Lisa Ortgies, ebenfalls Mutter zweier Kinder und Moderatorin von frautv - auch sie als Journalistin seit Jahren inhaltlich in Sachen Frauen – und Familienpolitik unterwegs. Auch mit dabei: unsere Eltern.de-Redakteurin Julia Schmidt-Jortzig. Klar, dass sie deshalb das Interview wollte.

Wie kam es eigentlich nochmal zu dem Projekt?

Susanne Garsoffky: Wir hatten ständig diese Gespräche im Freundeskreis oder in der Kaffeeküche „Wie macht Ihr das eigentlich“ oder „Und, bei Euch auch wieder jemand krank?“ – Gesprächsfetzen, bei denen man eigentlich auch Hilfe und Orientierung sucht, weil man sich ja oft ziemlich allein auf weiter Flur fühlt mit den großen und kleinen Sorgen, die Familienleben so mit sich bringt.

Lisa Ortgies: Aber auch mit den schönen Seiten. Es ist einfach immer schön, von Gleichgesinnten zu hören, dass sie Familie trotz aller Stolpersteine gern leben. Und so ist dann die Idee entstanden, daraus eine Plattform zu machen, auf der man einfach genau das sehen und hören kann: Wie machen es die anderen? Und wie geht es Ihnen damit? Einfach zuhören, was erzählt wird: Ehrlich, ungeschönt, ohne Filter, ohne klugen Text-Kommentar überdrüber – das meinen wir ja mit Unplugged
 

Erstaunlich finde ich, dass Familien überhaupt bereit sind, soviel von sich preiszugaben im Internet!

Vereinbarkeit und Familie : Nicht über, sondern MIT Familien reden!
© Lisa Ortgies privat

Lisa Ortgies: Wir haben ja erst gedacht: Hoffentlich finden wir überhaupt Leute, die dazu bereit sind. Aber dann haben wir gemerkt, dass die Familien offensichtlich einen riesigen Rededruck haben und nur darauf warten, Gehör zu finden.
 
Susanne Garsoffky: Wir fanden, es wird zwar unglaublich viel ÜBER Familien geredet, aber viel zu wenige MIT ihnen. Und damit haben wir offenbar einen Nerv getroffen, denn jetzt kommen die Eltern auf uns zu und bieten sich als Gesprächspartner an. Wir wollten diesen ganzen blutleeren Studien endlich ein Gesicht geben und einfach Geschichten aus dem Leben zeigen. Zeigen, was es ganz konkret für eine alleinerziehende Mutter heißt, wenn der Unterhaltsvorschuss vom Amt zu spät kommt oder für eine Familie, wenn der Papa ständig auf Dienstreise ist.
 

Gibt es denn etwas, das alle Familien gleichermaßen stresst?

Vereinbarkeit und Familie : Nicht über, sondern MIT Familien reden!
© Susanne Garsoffky Privat

Susanne Garsoffky: Unser Eindruck ist: Vor allem die finanzielle Situation ist für alle ein Thema. Die Eltern jammern nicht, aber in der Gesamtschau finde ich es schon erschreckend, wie unglaublich knapp alle kalkulieren müssen. Es haut alles irgendwie hin, aber im Grunde darf noch nicht mal die Waschmaschine kaputt gehen;  Dinge, die - wie wir alle wissen - ständig passieren. Die Allermeisten haben keine Altersvorsorge, weil dafür das Geld einfach nicht da ist. Das, was da ist, geht für die Familie rein wie raus. Das darf nicht sein, dass Kinder de facto ein Armutsrisiko sind.
 
Lisa Ortgies: Und nach wie vor, ist es einfach unheimlich schwer, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen. Klar, es hat sich schon was bewegt, aber bei manchen Geschichten aus der Arbeitswelt, die wir gehört haben, gehen mir die Nackenhaare hoch. Die ist natürlich für alle, auch für Kinderlose, härter oder mindestens dichter geworden, aber für Eltern besonders. Denn Kinder funktionieren einfach nicht nach Plan – sie werden auch krank, wenn die paar Krankheitstage, die man zur Verfügung hat, aufgebraucht sind. Und dann? Und wer hat schon 12 Wochen Ferien im Jahr?
 

Aber dass die Väter präsenter sind als vorher kann schon mal festhalten, oder?

Susanne Garsoffky: Ja, vor allem wollen sie mehr da sein und sind es auch durchaus, aber das hat natürliche Grenzen. Denn im Job gehen offenbar viele Arbeitgeber immer noch davon aus, dass Mama zu Hause den Rücken komplett freihält. Da ist „totale“ Verfügbarkeit und maximale Anwesenheit immer noch Trumpf.
 
Lisa Ortgies: Dabei gehen die meisten Mütter arbeiten. Weil sie wollen und weil sie müssen. Der Haushalt, das Aufräumen, das Putzen und die Wäsche bleiben allerdings bei vielen nach wie vor hauptsächlich an den Müttern kleben. Diese eher klassische Verteilung fand ich bei der Berufstätigkeit beider Eltern  schon erstaunlich.
 
Susanne Garsoffky: Uns war wichtig, dass bei uns jeder Lebensentwurf gleichberechtigt zu Wort kommt: Die Vollzeit berufstätige Mutter ebenso wie die Vollzeit-Mama, die aus Überzeugung zu Hause bei den Kindern bleibt. Es gibt noch viel zu verbessern für Familien in Deutschland – wer das will, muss aufhören mit diesen ideologischen Grabenkämpfen. Wir wollen weg von den Schubladen.
 
Lisa Ortgies: Genau, denn Fakt ist auch: Das Leben ist eine ständige Veränderung. Was heute gilt, kann morgen nicht mehr möglich sein zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen oder aus finanziellen. Oder weil es sich plötzlich falsch anfühlt. Und dann ist es doch gut, wenn man sich mal vorurteilsfrei mit anderen Lebensentwürfen beschäftigt hat.

Hier findet Ihr einen Vorgeschmack auf die langen Interviews.

Mehr davon unterm Text in weiteren Links!

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