Am 23. Februar ist der aktuelle Monitor Familienforschung „Was heißt hier familienfreundlich? Vorstellungen und Erwartungen von (potenziellen) Eltern“ erschienen. Die Studie wurde vom Sinus-Institut durchgeführt und zeigt zum einen auf, ob Eltern und jene, die es werden wollen, Deutschland als familienfreundliche Gesellschaft wahrnehmen und wirft zum anderen einen Blick auf die Bedarfe von Familien.
Grundsätzlich ergab sich aus der Studie, dass Familie zu haben, eine hohe Lebenszufriedenheit erzeugt – und dass, trotz der gegenwärtigen Krisen und Unsicherheiten. Diese Zufriedenheit kann jedoch nur so lange auf Dauer bestehen wie die Politik und die Gesellschaft, die Bedarfe und Situationen der Familien ernst nehmen und einen Beitrag zu mehr Familienfreundlichkeit leisten. Hinzu kommen drei dringliche Themenbereiche, die sich aus der Befragung ergeben haben: das familienfreundliche Wohnen, die soziale Sicherheit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Familienfreundliches Wohnen
Eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist heutzutage insgesamt eine Herausforderung geworden – für Familien in der Regel noch einmal mehr als für Menschen ohne Kinder. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen hohen Energiekosten verschärfen die Situation. Die Miete und die Nebenkosten belasten das Budget immer stärker. Wohnen wird somit zur sozialen Frage, heißt es im Bericht.
Fehlender Wohnraum ist mittlerweile einer der Hauptgründe keine (weiteren) Kinder zu bekommen. 42 Prozent der Eltern zwischen 18 und 29 Jahren und 33 Prozent der Eltern im Alter von 30 bis 39 ohne weiteren Kinderwunsch geben an, dass der Wohnraum nicht groß genug sei und sie deswegen die Familie nicht vergrößern wollten. Aber auch die am Wohnort vorhandene Infrastruktur und Dienstleistungen sind entscheidend für das Wohlbefinden der (werdenden) Eltern.
Soziale Sicherung und finanzielle Unterstützung
Eine grundlegende Absicherung – sozial und finanziell – sowie der Schutz vor Altersarmut von Familien bilden einen starken Schwerpunkt in den Diskussionen zum Thema Familienfreundlichkeit. Zwei von drei Eltern geben an, dass das soziale Netz für Familien nicht ausreichend vor Armut schützt. Einige Eltern empfinden die Höhe finanzieller Unterstützungsleistungen als zu niedrig. Die familienbedingten Nachteile gegenüber Personen ohne Kinder seien nicht ausreichend ausgeglichen. Als Beispiel wird hier das Elterngeld angeführt, dieses sei so gering, dass Eltern früher wieder in den Beruf eintreten müssten, als sie es eigentlich geplant hatten.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die Balance zwischen Familie und Beruf ist noch immer eine der schwersten für Eltern. Und dass trotz Verbesserungen beim Elterngeld, dem Ausbau der Kinderbetreuung und einer familienfreundlicheren Arbeitswelt mit flexibleren Arbeitszeiten. Mittlerweile sei man jedoch zumindest einen Schritt weiter: Es geht nicht mehr nur noch darum, ob ein Job mit der Familie vereinbar ist, sondern wie. Aus der Untersuchung lassen sich vier Dimensionen ableiten, anhand derer die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewertet wird:
- Genügend Zeit für die Kinder zu haben trotz einer Erwerbstätigkeit. Also schlichtweg eine gute Work-Life-Balance.
- Vereinbarkeit von Arbeit und der Betreuungszeiten der Kitas und Schulen. Aktuell stimmen nur 37 Prozent der Eltern zu, dass sich die Betreuungszeiten ihrer Kinder gut mit ihrem Beruf vereinbaren lassen.
- Die Unterstützung und das Verständnis der Vorgesetzten sind bisher noch nicht in allen Unternehmen gegeben. Die Familienfreundlichkeit hängt noch sehr von den Arbeitgeber:innen ab. Es gibt jedoch auch einige Eltern, die von großem Verständnis berichten, gerade die Corona-Pandemie habe dazu ebenfalls beigetragen.
- Berufliche Weiterentwicklung trotz familiärer Verpflichtungen. Aus Sicht der Befragten zeichnet sich eine kinderfreundliche Gesellschaft dadurch aus, dass Menschen mit Familienpflichten gleiche Entwicklungs- und Aufstiegschancen im Beruf haben. 40 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass dies in Deutschland bereits gegeben ist. Eines zeigt sich jedoch eindeutig: Frauen sind in dieser Hinsicht weniger optimistisch. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Mütter nur zu 32 Prozent angeben, dass diese Chancengleichheit bereits besteht. Bei den Vätern ist es in etwa jeder Zweite.
Verwendete Quelle: Monitor Familienforschung: Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik (Ausgabe 45), „Was heißt hier familienfreundlich? Vorstellungen und Erwartungen von (potenziellen) Eltern“