Vor den Liebsten oder nahestehenden Freund:innen und Familienmitgliedern fällt es uns oft schwer, über Dinge zu reden, die uns belasten. Das Elternsein kann eins der Themen sein, bei denen vieles auf der Seele liegen bleibt und den betroffenen Menschen belastet. In einem Forum der Social News Plattform Reddit haben sich Väter ehrlich über die Momente der Vaterschaft ausgetauscht, die ihrer Meinung nach zu selten öffentlich werden.
Überforderung betrifft alle Geschlechter
Offen über persönliche Probleme mit der Schwangerschaft, der Erziehung oder nach dem Kinderkriegen selbst zu sprechen – das kann schwer sein, rückt unter Müttern aber immer mehr in die Realität. Männer und andere Elternteile haben teilweise aber nicht das Gefühl, sich anderen mit ihren Gefühlen anvertrauen zu können. Gerade Männer werden in unserer Gesellschaft immer noch oft als das "starke Geschlecht" stereotypisiert. Schwäche zeigen, Überforderung zugeben und sich Nähe zu wünschen, diese Themen sind für einige von ihnen durchaus schwierig zu verbalisieren. Die folgenden Aussagen zeigen, was Väter im Leben mit Kindern neben den schönen Erfahrungen beschäftigt.
Darüber sollte laut Vätern öfter gesprochen werden
Wie hart und furchtbar es sein kann. Unser Kind ist gerade erst ein Jahr alt geworden. Ich bereue es nicht, aber es war ein brutales Jahr. Ich bin durchgehend krank, mein Sohn ist von Beginn an sehr launisch und herausfordernd. Ich habe kaum noch Zeit für die einfachsten Hobbys und der Druck auf der Arbeit fühlt sich schlimmer an denn je und die Tagesbetreuung ist super teuer. Er ist das alles wert, aber meine Frau und ich waren teilweise wirklich verzweifelt. Letzte Woche bin ich am Dienstag wegen einer Nasennebenhöhlenentzündung zum Arzt, ab Donnerstag lag ich mit der Grippe flach – und währenddessen musste ich das Erbrochene und den Durchfall meines Sohnes aus seinen Klamotten waschen und ihn selbst durch seine Grippe kriegen.
Dass Männer auch eine postpartale Depression bekommen können und wie unfassbar konstant das Elternsein ist. Es hört nicht auf. Es ist egal, ob du müde oder krank bist, du bist trotzdem ein Elternteil. Und wie viel Hilfe du brauchst.
Dass du sehr schnell eine Menge Geduld entwickeln musst – für dich, dein Kind und deine Ehe.
Die Nächte, die du wach bleibst und weinst, weil du den Stress, die Frustration und Depression so lange zurückgehalten hast. Immer darüber nachzudenken, was verbessert werden kann, wie – und wie du dir das leisten kannst. Wenn dein Kind krank ist, fragst du dich warum, wie es anfing, warum es noch weint, warum die Medizin so langsam wirkt, was du tun kannst, damit es ihnen besser geht. Mein Sohn war drei Jahre alt, als er Covid-19 bekam und eine Woche lang schwer krank mit hohem Fieber war, er wollte nicht essen oder trinken. Ich möchte das nie wieder erleben.
Eine Sache, die nicht genug Beachtung findet, sind die Schwierigkeiten von alleinerziehenden Vätern, wenn es darum geht, Hilfe mit den Kindern zu bekommen. Ob nun Sorgerecht, Staatshilfen, medizinische Hilfe oder einfach generell gesellschaftlicher Support. Genauso die Hilfen für Väter selbst, mit der Kinderbetreuung oder damit, dass Arbeitsplätze es ok finden, dass sie die Stunden anpassen müssen oder frei brauchen, um für die Kinder zu sorgen, mentale Hilfen und so viel mehr.
Wenn es das erste Mal ist, hast du nicht alle Antworten. Du lernst mit jedem Schritt etwas mehr, leg deinen Stolz ab und lerne. Kinder zu erziehen ist wie mit Schneeflocken, sie sind nie gleich. Wenn dein Baby schreit und du das Gefühl hast, dass du nicht mehr kannst, geh kurz weg. Das Baby kommt damit klar zu schreien, du wirst aber nicht ok damit sein, wenn du wütend wirst. Geh weg und atme durch.
Dass Kinder auch ihre Väter absolut brauchen, genauso wie ihre Mütter. Väter kriegen oft nicht die Anerkennung, die sie bekommen sollten.
Für mich ist es all das nicht wert. Wenn ich zurückgehen könnte, hätte ich sie nie bekommen. Es macht mir keine Freude oder zufrieden, sie zu erziehen. Alles, was mir durch den Kopf geht, ist, was für eine Zeitverschwendung das alles ist. Ich gebe mein Bestes für sie und stelle sicher, dass sie ein stabiles Zuhause haben mit meiner Frau und mir. Aber für mich fühlt sich das Leben miserabel an. Es ist überhaupt nicht, was ich wollte.
Zu realisieren, wie schnell das Leben vorbeizieht und dass es jeden Moment enden kann. Durchgehend darüber nachzudenken, wie das Leben deiner Kinder sein würde, wenn du auf einmal sterben würdest oder den Schmerz, den du fühlen würdest, wenn dein Kind sterben würde. Und du fängst an, sehr viel langsamer Auto zu fahren.
Dass es eine Weile dauern kann, bis du eine Bindung zu deinem Baby aufbaust.
Dein Kind ist NICHT perfekt, erzieh sie nicht auf diese Art. Bringe ihnen bei, dass Handlungen Konsequenzen haben. Lass sie Fehler machen und daraus lernen. Sei stolz, ein Vater zu sein und wertschätze jeden Moment, in dem dein Kind dich "Papa" nennt.
Niemand macht alles richtig
Als Vater, Mutter oder Elternteil möchten wir unser Bestes geben. Doch wo fängt das Beste an und wo hört es auf? Ist das, was wir tun, jemals genug? Jeder Mensch befindet sich vermutlich hin und wieder an einem Punkt im Leben, an dem er:sie überfordert ist und nicht mehr weiter weiß, sich selbst Vorwürfe macht und an den eigenen Entscheidungen zweifelt. Darüber zu reden, kann sich anfühlen, als würde kiloweise Last von den Schultern genommen werden. Ob das nun mit einer vertrauten Person, anonym in einem Online-Forum oder mithilfe eines:einer Therapeut:in passiert, liegt an der Person selbst.
Eltern wollen oft in jeder freien Sekunde für ihre Kleinen da sein. Doch nehmt euch auch Zeit für euch. Passt auf euch auf und kümmert euch um euch selbst. Denn wer sich gut fühlt, wirkt sich positiv auf das Umfeld und damit die Liebsten aus. Nutzt die Hilfe von Freund:innen, Familie oder Babysitter:in, um euch auch mal wieder euch selbst näher zu kommen, unabhängig von eurer Elternidentität.
Verwendete Quellen: Reddit.com